In den Weinbergen von Mayschoß und auf der Saffenburg
GKS / Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler / Rotweinwanderweg nach Mayschoß
Die Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS) Bad Neuenahr-Ahrweiler/Grafschaft in den Weinbergen von Mayschoß und auf der Saffenburg.
Der Rotweinwanderweg nach Mayschoß bot den Wanderern der GKS herrliche Wege durch die Weinlagen, wunderschöne Aussichten auf die Saffenburg und Sonne satt im Spätsommer.
Auf der Terrasse des Michaelishofes konnte die Wahl des Vorstandes durchgeführt werden. Der alte Vorstand mit Oberst Bernhard Schneider und Stabshauptmann a.D. Michael Wilke an der Spitze wurde im Amt bestätigt.
Eine kleine Andacht in der Kirche St. Nikolaus und Rochus endete mit dem Gebet der GKS um Beistand des hl. Geistes.
Gestärkt konnte der steile Anstieg zur Saffenburg bewältigt werden. Sie ist die älteste Burg im Ahrtal, heute eine Ruine auf 253m mit herrlichem Blick auf das Ahrtal und die Berge der Eifel.
Text. M. Wilke
Auf gemeinsamen Wegen
GKS / Berlin / Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten (AKS)
Die Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS) und die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten (AKS) in Österreich haben sich entschlossen, eine Partnerschaft einzugehen. Es sind die gemeinsamen Intentionen der Königsteiner Grundsätze und der Leitlinien der AKS, das gleiche Selbstverständnis sowie die gleichen Problemlagen der katholischen Soldaten beider Länder in Dienst, Gesellschaft und auch Kirche, die diese Partnerschaft ermöglicht.
Als am 15. Oktober 1956 die ersten Rekruten zum österreichischen Bundesheer (ÖBH) einrückten, traten auch die ersten vier katholischen Militärseelsorger ihren Dienst an. Das waren nicht viele, sodass sich bald Soldaten aller Dienstgrade zusammengefunden haben und sie unterstützten. Damit war der Grundstein für die heutige „Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten“ (AKS) gelegt. Die Gründungsinitiative setzte im Jahre 1962 Generalmajor Dipl.-Ing. Friedrich Janata . Die konstituierende Sitzung fand dann am 28. Februar 1969 in Wien statt. Das Statut des Militärordinariates der Republik Österreich vom 21. März 1989 bezeichnet die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten als die „Katholische Aktion im Jurisdiktionsbereich des Militärbischofs“. Das Pastoralkonzept der römisch-katholischen Militärseelsorge vom September 2005 zählt die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten ausdrücklich zu den Trägern der Militärseelsorge. Sie ist im Katholischen Laienrat Österreichs vertreten, unterhält internationale Kontakte und engagiert sich vor allem im Apostolat Militaire International (AMI). Zwischen der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten und der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Soldaten (AGES) im österreichischen Bundesheer besteht seit jeher eine gute Zusammenarbeit.
Unser Selbstverständnis
Heute ist die Gesellschaft oberflächlich geworden. Egoismus, Werteverfall, Gewinnstreben und Leistungsdruck stehen im Vordergrund. Der Mensch scheint zweitrangig. Das Leben als solches steht zur Disposition. Für Glauben, Frömmigkeit und Frohbotschaft scheint nur wenig Platz zu sein. Vor allem bei der Jugend, aber auch bei den Älteren, führt das zu großer Verunsicherung und der Frage, nach dem Sinn ihres Lebens. Viele werden damit nicht fertig, betäuben sich mit Drogen oder flüchten in den Suizid. Es gibt aber immer noch viele, die: Orientierung für ihr Leben suchen, aber noch nicht auf den Glauben gestoßen sind,
diesen Glauben suchen, ihn aber nicht wirklich finden können und
an Gott glauben, diesen Glauben aber nicht vertreten können.
Indem die Angehörigen der AKS „Das Wort Gottes glaubhaft vorleben und vermitteln“, wollen sie ihnen helfen und die Suchenden für den Weg des Glaubens gewinnen als Antwort auf ihre Sinnfrage. Die AKS versteht sich daher als eine Gemeinschaft katholischer Soldaten, die dem christlich-katholisch orientierten Soldaten in Beruf und Ruhestand Heimat bieten, in Lebensfragen beistehen und den christlichen Glauben als Lebensorientierung näher bringen will. Sie möchte Partner sein auf der Suche nach Gott. Die Eucharistie ist hierbei das zentrale Element, Gebet und Schrift die Grundlage.
Unsere Ziele und Aufgaben
Ziel der AKS ist die Verbreitung und Vertiefung christlichen Glaubens unter den Angehörigen des Bundesheeres. Ihr Wirken orientiert sich am „Dekret über das Apostolat der Laien“ des II. Vatikanischen Konzils. Seitens des Militärbischofs handelt die AKS nach dem Prinzip der Subsidiarität in Eigenverantwortlichkeit, jedoch im Einklang mit den pastoralen Leitlinien. Vorwiegende Aufgabe ist das aktive Engagement im Rahmen der katholischen Militärseelsorge und der pastoralen Betreuung der Soldaten und Angehörigen des Bundesheeres.
Die wichtigsten Anliegen sind die religiöse Fortbildung, das Vermitteln und Vorleben des katholischen Glaubens im Dienstbetrieb, die Vereinbarkeit von Dienst und Familie und die Erhaltung und Entfaltung christlichen Lebens im ÖBH: „Gott seinen Platz im Heer einräumen!“
Darüber hinaus gilt es, christliche Wertvorstellungen und Normen sowie mehr Gerechtigkeit und Nächstenliebe im ÖBH zu verwirklichen und das Verständnis für die ethische Berechtigung des Dienstes als Soldat in der Öffentlichkeit und in der Kirche zu begründen. Frieden und Friedenssicherung, Grundfragen einer gerechtfertigten Verteidigung, die ethischen Grenzen des Einsatzes von Gewalt und Menschenrechte sind ebenfalls zentrale Themen für die Arbeitsgemeinschaft.
Unsere Organisation
Die Organisation der Arbeitsgemeinschaft folgt der Diözesanstruktur der katholischen Militärseelsorge. Bei jeder Dekanats- und Militärpfarre besteht eine Arbeitsgemeinschaft, der bis zu 30 Mitglieder angehören und die den AKS-Ausschuss des Militärpfarrgemeinderates (MPGR) bilden. Die Vorsitzenden der einzelnen AKS-Ausschüsse und die geschäftsführenden Vorsitzenden der MPGR bilden den Hauptausschuss, der gewöhnlich zweimal jährlich zusammentritt. Er ist das eigentliche Leitungsgremium und vor allem für die Beschlussfassung über die Schwerpunkte der Laienarbeit zuständig. Den Vorsitz im Hauptausschuss führt der Präsident, ihm zur Seite steht das Präsidium mit zwei Vizepräsidenten, dem geistlichen Assistenten und dem Generalsekretär.
Tätigkeit der AKS ist Dienst
Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Auf Anordnung des Bundesministers für Landesverteidigung gilt ihre Tätigkeit als Dienst: „Die AKS erfüllt im Rahmen der römisch-katholischen Militärseelsorge wesentliche Aufgaben zur Unterstützung und pastoralen Betreuung der Angehörigen des Militärordinariates. Ihre Tätigkeit liegt im Interesse des österreichischen Bundesheeres und der Heeresverwaltung und ist Dienst. Die Kommandanten und Dienststellenleiter haben den Organen der AKS jede erforderliche Unterstützung zu gewähren und ihnen in der Erfüllung ihrer pastoralen Aufgaben behilflich zu sein.“ (28. Katholische Militärseelsorge; Statut der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten im Bundesheer – Fassung 2011, Erlass vom 28. Februar 2011, GZ S90594/15-Präs/2011, BMLVS VBl.I 28/2011, WIEN 16 03 2011)
Grundlage für eine Partnerschaft
Dazu zwei Aussagen: „Wir sind Kirche mit und unter den Soldatinnen und Soldaten. Wir sind gemeinsam unterwegs mit den Soldatinnen und Soldaten, um zu zeigen: Sie gehören zur Kirche und die Kirche ist bei ihnen. Gemeinsam unterwegs sein heißt, nicht nur zusammen eine Wallfahrt zu unternehmen oder miteinander einen Auslandseinsatz zu erleben, sondern in Gemeinschaft nach Gott zu suchen und den Weg des Glaubens zu gehen.“ (Zitat aus den Leitsätzen der Katholischen Militärseelsorge der Deutschen Bundeswehr)
„So wichtig Priester und Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten in der Seelsorge sind, so sehr ist doch der Grundauftrag jedes katholischen Christen vor Ort, selbst für die Einsichtigkeit des Glaubens Zeugnis zu geben, das das Leben aufzuschlüsseln und zu gestalten hilft. Wenn dies nicht in den Kasernen, in den konkreten alltäglichen Herausforderungen, in den Einsätzen im Ausland geschieht, geht eine wesentliche Lebensquelle des Christseins und einer glaubwürdigen Kirche verloren.“ (Militärbischof von Deutschland Dr. Franz-Josef Overbeck in einer Predigt anlässlich des Pontifikalamtes im Hohen Dom zu Fulda und dem Festakt „50 Jahre Königsteiner Offizierskreis und Gemeinschaft Katholischer Soldaten“ am 8. November 2011, bei dem eine hochrangige österreichische Delegation der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten zu Gast war.)
Diese von seiner Exzellenz dem deutschen Militärbischof in Bezug auf die GKS vermittelte Botschaft, lässt sich deckungsgleich auch auf das österreichische Pendant, die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten (AKS) ummünzen. GKS und AKS sind Partner indem sie:
„Das Wort Gottes glaubhaft vorleben und vermitteln“
Das Wort Frieden im Islam
Artikel erschienen im AUFTRAG 306, S. 42 - 45
Frieden ist ein Wunsch, den jeder Mensch, der auf dieser Erde lebt, sich wünscht. Der Frieden schließt Individuen, Gesellschaften und Völker ein. Im Quran wurde das abgeleitete Wort „Frieden“ in mehr als achtzig Versen bei verschiedenen Gelegenheiten erwähnt. Die Bedeutungen beziehen sich auf verschiedene Themen wie Reinheit des Herzens, menschliche Zusammenarbeit, innere Ruhe und innere Sicherheit. Das Wort Frieden wurde im Quran insgesamt 42 Mal erwähnt. Es leitet sich in der arabischen Sprache aus dem Wort „Sa-li-ma“ ab, was Frieden, Friedensgruß, Unversehrtheit, Hingabe und Ergebenheit, Versöhnung und frei von jedem Mangel bedeutet.
Das Islamische Zentrum Al-Nour, auch bekannt als Al-Nour Moschee, wurde 1993 gegründet und ist seit 2019 im Stadtteil Hamburg-Horn zuhause.
Die Al-Nour Moschee grenzt sich zu den meisten anderen islamischen Gemeinden durch die kulturelle Vielfalt seiner Besucher ab. Die Gläubigen, welche die Moschee besuchen, stammen aus über 30 Nationen und bestimmen den weltoffenen Charakter des Zentrums. Neben Arabern aus dem Nahen Osten und Nordafrika zählen ebenso Schwarzafrikaner sowie Asiaten von Afghanistan bis Indonesien und Deutsche zu den regelmäßigen Besuchern.
Alle Aktivitäten werden entweder in deutscher Sprache angeboten oder ins Deutsche übersetzt.
Die angesprochene Vielfalt zeigt sich nicht nur in der kulturellen Herkunft, sondern auch in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten, aus denen die Gemeindemitglieder stammen. Außer Studenten und einfachen Arbeitern besuchen ebenso Ärzte, Rechtsanwälte, Ingenieure und Kaufmänner die Al-Nour Moschee.
Regelmäßig werden Moscheeführungen für Schulen, interessierte Personengruppen, aber auch für Behörden und Studentengruppen der Universität gehalten.
Das Islamische Zentrum ist Mitglied des Zentralrats der Muslime in Deutschland Landesverband Hamburg. Der Vorstandsvorsitzende unserer Gemeinde, Herr Daniel Abdin, ist gleichzeitig der Vorstandsvorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland Landesverband Hamburg.
„Die Vielfalt ist eine von Gott gewollte Sache“
Der Frieden „As-Salam“ ist einer der Namen Gottes im Islam. Und Frieden „As-Salam“ ist der Gruß zwischen den Muslimen und Sicherheit für Andere. Im Quran heißt es: „Oh ihr Menschen, wir haben euch von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und wir haben euch zu Völkern und Stämmen zusammengeführt, damit ihr einander kennenlernt. Gewiss, der Geehrteste von euch bei Gott ist der Frömmste von euch.“ (49:13)
Die Vielfalt ist eine von Gott gewollte Sache. Ziel ist, dass man sich kennenlernt und voneinander profitiert und sich gegenseitig bereichert.
Wir lesen im Quran, dass Jesus – Friede sei mit ihm – über Frieden folgendes sprach: Er (Gott) hat mich gütig meiner Mutter gegenüber gemacht. Und er hat mich weder gewalttätig noch unglücklich gemacht. Und der Friede sei auf
mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag da
ich wieder zum Leben auferweckt werde.“ (19:32)
Zum Propheten Muhammad – Friede sei mit ihm – heißt es: Und wir haben dich nur als eine Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt. (21:107)
Überall dort, wo Frieden herrscht, werden Kriege und Groll unter den Menschen verabscheut. Es gibt Trost, Ruhe, Freiheit, Liebe und Zuneigung unter den Völkern, unabhängig von ihren unterschiedlichen Überzeugungen, Hautfarben und Sprachen. Sie gehören einem Ursprung an. Sie sind Geschwister in der Menschheit. So heißt es im Ausspruch des Propheten Muhammad: „Ihr alle seid von Adam, und Adam ist aus Erde. Es gibt keinen Vorzug für einen Araber vor einem Nicht-Araber, außer durch die Frömmigkeit.“
Darüber hinaus gehört die Einhaltung von Verträgen, die Verhinderung von Aggressionen, die Bevorzugung des Friedens gegenüber dem Krieg, die Schaffung von Gerechtigkeit sowie die Abwendung von Ungerechtigkeit zu den Grundregeln für die Erreichung des Friedens zwischen Völkern und Gesellschaften.
Niemand darf das Recht eines Menschen verletzen, und niemand darf den anderen unterdrücken. Der Islam versucht, die islamische Nation zu stabilisieren, genauso wie er die muslimischen Beziehungen zu anderen Nationen stabilisieren möchte.
Wir nehmen den Gesandten als Beispiel für das Erreichen von Frieden und Sicherheit in Medina nach seiner Auswanderung dorthin. Er schloss zuerst einen Vertrag zwischen gläubigen Einwanderern und ansässigen Muslimen, dann zwischen Muslimen und Nichtmuslimen in Medina.
Zu dem Inhalt gehörte, dass jeder seine Religion ausüben konnte. Die Muslime haben ihre Religion, so wie Juden und Christen ihre Religion haben. So konnte der Prophet Muhammad den Frieden in der dortigen Gesellschaft aufbauen.
Der Autor:
Imam Samir El-Rajab ist Imam im Islamischen Zentrum Al-Nour, auch bekannt als Al-Nour Moschee. Er hat eine intensive islamisch-theologische Ausbildung absolviert. Seine Hochschulreife erlangte er 1992 auf der weltweit bekannten und zur Azhar-Universität angegliederten Azhar-Schule in Beirut. Im Anschluss begann er ein vierjähriges islamwissenschaftliches Studium an der Universität von Beirut. Das Studium schloss er mit einer zweijährigen Magisterarbeit ab. Die Tätigkeit als Imam, insbesondere das Halten der Freitagspredigt, begann er schon im Laufe seines Studiums. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.
Gerechter Krieg
Das geltende Recht auf der UNO-Ebene
Artikel erschienen im AUFTRAG 306, S. 36 - 41
Autor: Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff
Nachruf auf Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff
Während sich der AUFTRAG / Heft 306 in der Versandphase befand, erreichte uns die Nachricht, dass der Freiburger Moraltheologe, Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff, am 18. Juli 2020 an den Folgen eines Unfalls verstorben ist. Mit ihm verliert die Kirche in Deutschland einen exzellenten Theologen, einen einfühlsamen Menschen und einen konstruktiv-kritischen Christen.
Mit seinem 2018 erschienenen Buch, „Kein Ende der Gewalt? Friedensethik für eine globalisierte Welt“, hat er zweifellos friedensethische Maßstäbe aus christlicher Sicht gesetzt.
Die Gemeinschaft Katholischer Soldaten ist Prof. Schockenhoff für den vorliegenden Artikel „Gerechter Krieg: Das geltende Recht auf der UNO-Ebene“, den er wenige Wochen vor seinem Tod verfasst hat, überaus dankbar.
In der nächsten Ausgabe des AUFTRAG werden wir einen ausführlichen Nachruf veröffentlichen.
In einem „Zeit“-Interview hat Prof. Dr. Schockenhoff gesagt: „Das menschliche Leben findet in Gott seine Vollendung. Das ist radikal unanschaulich. Jedes Bild, das wir uns davon machen, kann nur eine Denkhilfe sein.“ Wir sind sicher, dass er Gott nun so schauen kann, wie er ist und empfehlen ihn seinem ewigen Frieden.
Militärdekan
Bernd F. Schaller
Geistlicher Beirat der Gemeinschaft Katholischer Soldaten
Gerechter Krieg
Das geltende Recht auf der UNO-Ebene
Als sich die Bundeswehr in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts erstmals an Out-of-area-Einsätzen im Kosovo oder in Afghanistan beteiligte, herrschte in der medialen Berichterstattung darüber sowie im amtlichen politischen Diskurs eine große Sprachenverwirrung.
Wie sollte diese militärische Beteiligung an NATO-Missionen korrekt bezeichnet werden?
Das Engagement im Kosovo, das sich auf die Planung und Durchführung von Luftschlägen beschränkte, fand in der deutschen Öffentlichkeit unter dem Titel einer „humanitären Intervention“ zum Schutz der albanischen Bevölkerung vor weiteren serbischen Massakern und zur Verteidigung europäischer Wert wie Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit breite Akzeptanz. Im Afghanistan-Konflikt gestaltete sich die Meinungsbildung widersprüchlicher, weil dort deutsche Soldaten in Bodeneinsätze im Kampf gegen die aufständischen Taliban ihr Leben riskierten.
„Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt“
(Peter Struck)
Dem damaligen Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) gelang mit der Begründung, dass im Zeitalter des internationalen Terrorismus unsere Sicherheit am Hindukusch verteidigt werden müsse, zwar eine griffige Formel, die in der medialen Berichterstattung über den deutschen Einsatz allenthalben zitiert wurde. Doch wurde dieses neuartige militärische Engagement der Bundeswehr in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung nicht als Beteiligung an einem internationalen Kampfeinsatz gegen die Gefahren des Terrorismus, sondern viel eher als Beteiligung an dem Krieg gesehen, den die NATO unter Führung US-amerikanischer Streitkräfte in Afghanistan führe. Die deutsche Bundesregierung versuchte vergeblich, die Sprachhoheit zurückzugewinnen, indem sie auf einer korrekten völkerrechtlichen Bezeichnung des Kampfgeschehens beharrte. Doch gerieten ihre Repräsentanten durch die konsequente Weigerung, das Wort „Krieg“ in diesem Zusammenhang zu benutzen, in der Öffentlichkeit rasch in die Defensive.
„Ja, wir sind im Krieg“
(Karl-Theodor zu Guttenberg)
Spätestens nachdem die ersten Särge gefallener Soldaten in Deutschland eintrafen, verstärkte sich der Verdacht, hinter dem Beharren auf einem korrekten völkerrechtlichen Sprachgebrauch verberge sich ein Beschwichtigungsversuch, der die tatsächlichen Gefahren und Risiken, die deutschen Soldaten in Afghanistan drohten, vor den Augen der Öffentlichkeit herunterspielen sollte.
Als der neu ernannte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der von Anfang an Freude an der Rolle fand, einen anderen Politikstil zu präsentieren, die erlösende Floskel „ja, wir sind im Krieg“ sprach, wirkte dies wie ein Befreiungsschlag. Indem er diesen Begriff verwandte, sprach er aus, was alle dachten: Erstmals seit der vernichtenden Niederlage des Zweiten Weltkrieges befand sich Deutschland wieder im Krieg. Diese Tatsache wurde in weiten Teilen der Bevölkerung als eine tiefe Zäsur empfunden. Viele sahen dies nicht als Ausdruck der Bereitschaft des wiedervereinigten Deutschlands an, innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft größere Verantwortung für den Erhalt des Friedens zu übernehmen.
New wars, eine neue Form des Krieges
Die instinktive Ablehnung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr war für viele auf dem Boden der pazifistischen Grundströmung, die sich in der deutschen Bevölkerung nach dem Ende des Kalten Krieges über alle politischen Lager hinweg entwickelt hatte, nur die folgerichtige Konsequenz aus der Überzeugung „nie wieder Krieg!“
Die völkerrechtlich korrekte Bezeichnung des militärischen Engagements der Bundeswehr in Afghanistan, die der Sprachregelung der internationalen Diplomatie und der UNO entspricht, lautet: bewaffneter nichtinternationaler Konflikt. Das Adjektiv „bewaffnet“ verweist auf die gewaltförmigen Kampfmittel, die bei diesem Konflikt zum Einsatz kommen. Die Kennzeichnung als „nichtinternationaler Konflikt“ deutet darauf hin, dass die Streitkräfte der NATO-Staaten, darunter auch die Bundeswehr, auf Ersuchen der afghanischen Regierung deren Bestreben, die Sicherheitslage in ihrem Land zu stärken, durch militärische Unterstützungsmaßnahmen begleiten. Es handelt sich bei dieser Auseinandersetzung nicht um einen Krieg, den souveräne Nationen als unabhängige Völkerrechtssubjekte gegeneinander führen, sondern um eine asymmetrische Auseinandersetzung, in der eine gewählte, demokratische legitimierte Regierung die Sicherheit des Landes gegen aufständische Gruppen verteidigt. Im politikwissenschaftlichen Diskurs werden solche asymmetrischen Auseinandersetzungen als new wars, als neue Form des Krieges bezeichnet.
Gedanken eines prinzipiellen Gewaltverbots
In der Sprache des Völkerrechtes hingegen ist der Begriff des „Krieges“ funktionslos geworden. Die Neuordnung der internationalen Staatengemeinschaft, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Gründung der Vereinten Nationen erfolgte, beruht auf zwei Pfeilern: auf der allgemeinen Anerkennung universaler Menschenrechte und auf der Ächtung des Einsatzes militärischer Gewalt zur Lösung politischer, wirtschaftlicher oder kulturell-religiöser Konflikte. Damit wurde das jahrhundertelange Bestreben, den Krieg durch die Normen des humanitären Kriegsvölkerrechtes einzuhegen, auf einer anderen Ebene fortgeführt. Durch die Unterzeichnung der UN-Charta verzichteten die Mitgliedsstaaten feierlich und definitiv auf einen wichtigen Bestandteil dessen, was früher als unverzichtbares Kennzeichen nationaler Souveränität galt: das liberum ius ad bellum, das freie Kriegsführungsrecht. Das System der kollektiven Sicherheit, das durch die Charta der Vereinten Nationen wenigstens der Idee nach errichtet wurde, baut auf dem Gedanken eines prinzipiellen Gewaltverbots auf, dem sich alle Mitglieder der Staatengemeinschaft unterwerfen. Erst von diesem Zeitpunkt an kann das Völkerrecht beanspruchen, ein Friedensvölkerrecht im vollen Sinn des Wortes zu sein.
Vor 1945 hatten souveräne Staaten die völkerrechtlich legitime Möglichkeit, ihre Interessen mit kriegerischer Gewalt durchzusetzen. Sie mussten dabei zwar die Schutznormen des ius in bello, des humanitären Kriegsvölkerrechtes, beachten, doch waren sie in der Entscheidung darüber, ob sie ihre Interessen mit friedlichen oder kriegerischen Mitteln verfolgen wollten, vollkommen frei. Das ius ad bellum, das Recht zum Krieg, stand ihnen jederzeit und überall zu.
Das Recht auf Selbstverteidigung
Der zentrale Bezugspunkt aller völkerrechtlichen Bestimmungen zu den Fragen von Frieden und kollektiver Sicherheit ist das Gewaltverbot, das in Art. 2, Absatz 4 der UN-Charta ausgesprochen ist. Dieses trat an die Stelle der Ächtung des Krieges, die bereits durch den Briand-Kellogg-Pakt in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts vereinbart wurde. Ziel des Gewaltverbotes ist es, den Einsatz militärischer Gewalt in den zwischenstaatlichen Beziehungen zu untersagen. Davon gibt es nur zwei Ausnahmen: das Recht auf individuelle und kollektive Selbstverteidigung im Fall einer bewaffneten Aggression von außen und die Teilnahme an militärischen Interventionen mit einem Mandat des Sicherheitsrates. Das Recht auf Selbstverteidigung, das in Art. 51 der UN-Charta als ein „naturgegebenes Recht“ bezeichnet wird, ist als ein Notrecht gedacht, das nur solange gilt, bis der Sicherheitsrat wirksame Maßnahmen zur Abwehr der Aggression und zur Wiederherstellung der kollektiven Sicherheit ergreift. Ursprünglich war daran gedacht, dass die UNO selbst unter Führung des Sicherheitsrates den Schutz aller Mitglieder der Staatengemeinschaft einschließlich des angegriffenen Staates und auch des Friedensbrechers gewährleistet, wofür die einzelnen Mitgliedsstaaten die notwendigen Streitkräfte zur Verfügung stellen sollten.
Da diese Regelung nie wirksam praktiziert werden konnte, gingen die Organe der UNO – entweder die Vollversammlung oder der Sicherheitsrat – seit dem Korea-Krieg im Jahr 1950 wiederholt dazu über, einzelnen Staaten oder einer bestimmten Staatengruppe ein Mandat zu erteilen, um im Auftrag der gesamten Staatengemeinschaft eine gewaltsame Aggression abzuwehren. Auf dieser Grundlage führen die USA seit den Attentaten von 9/11 auch den von ihnen sogenannten war against terrorism.
Der gerechte Grund
Nicht jeder Verstoß gegen das Gewaltverbot stellt aber einen bewaffneten Angriff im Sinne von Art. 51 der UN-Charta dar, der das Selbstverteidigungsrecht auslöst. Dazu bedarf es vielmehr einer gewissen Erheblichkeit der herbeigeführten Schadenswirkungen. Umstritten ist in der völkerrechtlichen Literatur, ob ein bewaffneter Angriff im Sinne der UN-Charta auch dann vorliegt, wenn Gewaltakte von nichtstaatlichen Akteuren – etwa von der Al-Qaida in Afghanistan oder dem IS in Syrien und im Irak – verübt werden. Im ersten Fall könnte man den Einsatz von NATO-Truppen in Afghanistan als Unterstützung der afghanischen Regierung in der Ausübung ihres Selbstverteidigungsrechtes gegenüber den Taliban bewerten, die von dieser selbst angefordert wurde.
Daneben gibt es eine zweite Residualform legitimer Gewaltanwendung: die militärische Intervention unter einem Mandat des UN-Sicherheitsrates. Sie kann nach Art. 39 der UN-Charta in Betracht gezogen werden, wenn in einem Staat schwerwiegende systematische Menschenrechtsverletzungen wie ethnische Säuberungen oder ein Genozid verübt werden. Diese Form eines militärischen Eingreifens zum Schutz potenzieller Opfer weist noch am ehesten Ähnlichkeiten mit der früheren Denkfigur eines gerechten Krieges auf, da zur ethischen Legitimation solcher humanitärer Interventionen ein Rückgriff auf die Kriterien erforderlich ist, die ursprünglich im Rahmen der Theorie des gerechten Krieges entwickelt wurden.
Danach bedarf es eines gerechten Grundes, der in der Regel durch die schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen großen Ausmaßes gegeben ist. Der Bericht einer von der UNO eingesetzten „International Commission on Intervention and State Sovereignty“ (ICISS) nennt in einer erschöpfenden Auflistung im Einzelnen Massenmord, Genozid, ethnische Säuberungen, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit. Unter die letzte Kategorie fallen nach Art. 7 Abs. 1 des Römischen Statuts des Internationalen Strafgerichtshofs Handlungen wie vorsätzliche Tötung, Ausrottung, Versklavung, Vertreibung, Folter, Vergewaltigung, Verfolgung aufgrund ethnischer, kultureller und religiöser Gruppenzugehörigkeit, zwangsweises Verschwindenlassen von Personen und Apartheid, sofern diese Handlungen im Rahmen eines systematischen Angriffs gegen die Zivilbevölkerung oder in Kenntnis eines solchen Angriffs begangen werden. Dies war etwa bei dem Massaker von Srebrenica im Juli 1995 oder bei dem Völkermord in Ruanda von April bis Juli 1994 der Fall, die von den dort stationierten UN-Blauhelmen in Ermangelung eines robusten Mandates jeweils nicht verhindert wurden.
Humanitäre Intervention
Neben dem gerechten Grund muss eine legitime Autorität die akute Bedrohung des Weltfriedens durch die systematischen Menschenrechtsverletzungen feststellen und einer interventionsbereiten Staatengruppe das Mandat zur Abwehr der Gefahr mit militärischen Mitteln geben. Dem Sicherheitsrat kommt insofern das Monopol der Gewaltlegitimation zu. Völkerrechtlich ist eine ersatzweise Selbstmandatierung durch eine Staatengruppe auch dann nicht vorgesehen, wenn der Sicherheitsrat aufgrund einer Selbstblockade der ehemaligen Siegermächte des Zweiten Weltkrieges nicht tätig werden kann. Dies war beim Kosovo-Einsatz der NATO-Staaten im Jahr 1999 und beim Einmarsch der alliierten Truppen im Irak 2003 der Fall, als die USA bzw. die NATO-Truppen für sich das Recht zum eigenmächtigen Kriegführen ohne UN-Mandat reklamierten und dies als eine treuhänderische Erfüllung des UN-Auftrages ausgaben.
Schließlich ist die rechte Absicht erforderlich: Eine humanitäre Intervention muss von der primären Absicht geleitet sein, eine akute Bedrohung abzuwehren. Allerdings wird die Absicht zu unparteilicher Nothilfe nicht schon dadurch zunichte gemacht, dass in einer gegebenen Konstellation eine Mischmotivation vorliegt, die den intervenierenden Staaten den Entschluss zum Tätigwerden erleichtert, wenn die Intervention etwa den eigenen geostrategischen Interessen oder der Durchsetzung politischer Ordnungsvorstellungen dient.
Weitere Kriterien, die erfüllt sein müssen, um eine humanitäre Intervention zu rechtfertigen, sind die Ultima Ratio, die Verhältnismäßigkeit der gewählten Mittel und die Erfolgsaussicht der Maßnahmen. Die Grundsätze der Verhältnismäßigkeit und der Erfolgswahrscheinlichkeit – die UNO-Resolution des Weltgipfels aus dem Jahr 2005 spricht von proportional means and reasonable prospects – folgen aus der Tatsache, dass auch aus Gründen der Nothilfe und zur Abwehr schwerster Menschenrechtsverletzungen ausgeübte Gewalt ein Übel ist, das vielfältige Schäden hervorruft. Daher muss immer geprüft werden, ob der Einsatz militärischer Gewalt tatsächlich das geringere Übel ist, dessen Inkaufnahme sich auch in der Abwägung der voraussichtlichen Folgen rechtfertigen lässt.
Das Recht zur Intervention mit militärischen Mitteln
Die genannten moralischen Rechtfertigungsbedingungen militärischer Interventionen zur Durchsetzung humanitärer Ziele sind durch die Responsibility to Protect-Resolution des World Summit der UNO von 2005 auch als völkerrechtliche Legitimationsbasis anerkannt worden. Die Doktrin der Schutzverantwortung geht davon aus, dass jedem Staat die Pflicht für den Schutz der eigenen Bevölkerung obliegt. Wenn aber ein Staat dieser Pflicht nicht in ausreichendem Maße nachkommt, sei es, dass er dazu nicht in der Lage ist, oder sei es, dass die herrschenden Machteliten diesen Schutz vorsätzlich unterlassen, geht die Schutzverantwortung subsidiär auf die Staatengemeinschaft über. Diese soll zunächst durch vorbeugende Maßnahmen tätig werden, um die Gefahren für die Bevölkerung des betreffenden Staates abzuwehren. Wenn es aber erforderlich ist, umfasst die subsidiäre Schutzverantwortung der Staatengemeinschaft auch das Recht zur Intervention mit militärischen Mitteln.
So, wie es von der Idee einer kollektiven Sicherheitsarchitektur der Staatengemeinschaft ursprünglich gedacht war, sollte die UNO diese in Eigenregie durchführen. Da sich die Mitgliedstaaten jedoch weigern, ihr die dazu erforderlichen Mittel bereitzustellen, kann der Sicherheitsrat der UNO einzelne Staaten oder eine „Koalition der Willigen“ zum Eingreifen ermächtigen. Neben einer solchen von der UNO mandatierten militärischen Intervention gibt es völkerrechtlich eine Intervention auf Einladung, bei der die legitime staatliche Autorität eine Staatengruppe um Hilfe im Kampf gegen Aufständische bittet.
Die Rede vom gerechten Krieg findet im gegenwärtigen Völkerrecht somit keinen Anhaltspunkt mehr. Dennoch wirken in den moralphilosophischen und politikwissenschaftlichen Debatten die Legitimationskriterien weiter, die im Rahmen der Theorie des gerechten Krieges entwickelt wurden. Eine endgültige Überwindung militärischer Gewaltanwendung lässt sich aber nur dadurch erreichen, dass die Staatengemeinschaft eine obligatorische Schiedsgerichtsbarkeit errichtet, durch deren Anerkennung sich alle Einzelstaaten verpflichten, ihre Konflikte auf friedlichem Wege beizulegen. Dieser letzte Schritt zu einer umfassenden Sicherheitsarchitektur und Friedensordnung erscheint derzeit utopisch. Doch bedarf es in der internationalen Politik auch regulativer Ideen und langfristiger Zielsetzungen, an denen sich politisches Handelns orientieren kann.
„Ich hätte mir mehr gewünscht“
Eine neue Partnerschaft zwischen Europa und Afrika im Fokus der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020
Artikel erschienen im AUFTRAG 306, S.19 - 25
Autor: Günter Nooke,
Persönlicher Afrikabeauftragter der Bundeskanzlerin
Deutschlands Afrikapolitik ist eingebettet in die der EU; die erste Aufgabe der neuen Kommission unter Kommissionspräsidentin von der Leyen war die Formulierung eines Positionspapiers als Grundlage für eine umfassende Strategie mit Afrika. Die Prioritäten Deutschlands sind in das Positionspapier eingegangen, damit Deutschland im Verbund mit der EU und den Mitgliedsstaaten die Ziele seiner Afrikapolitik erreicht. Ich hätte mir mehr gewünscht. Denn gerade an der Afrikapolitik der EU zeigt sich, dass diese Kommission noch lange nicht, wie von ihr behauptet, geopolitisch agiert.
In der sich abzeichnenden geopolitischen Post-Corona-Realität sind eine enge politische Partnerschaft und eine Zusammenarbeit zwischen der EU und Afrika nicht nur für beide Seiten vorteilhaft, sondern schlicht notwendig. Afrika und Europa sind natürliche Partner, verbunden durch ihre gemeinsame Geschichte und die Geografie. Ein wohlhabendes, friedliches und resilientes Afrika ist ein wesentliches Ziel der EU-Außenpolitik.
Politische und wirtschaftliche Wettbewerber
Obwohl die EU Afrikas führender Partner in den Bereichen Handel und Investitionen, Sicherheit, Energie, Klimaschutz und Entwicklungszusammenarbeit ist, ist die politische Partnerschaft nicht stark genug, um eine prosperierende, friedliche Zukunft der beiden Kontinente zu sichern und sich gegen politische und wirtschaftliche Wettbewerber zu behaupten. Eine Reihe von anderen geopolitischen Spielern, allen voran China aber auch Russland, die Türkei und Indien verstärken seit Längerem ihr Engagement in Afrika auf der Suche nach politischen Partnern für ihre jeweiligen geostrategischen Interessen oder auch nur auf der Suche nach Rohstoffen und Ackerflächen zum Wohle der eigenen Wirtschaft.
„Europa braucht eine neue, umfassende Afrikastrategie mit dem Ziel, eine starke politische und wirtschaftliche Partnerschaft mit Afrika aufzubauen, die den Interessen und Bestrebungen beider Kontinente gerecht wird“
Die Grundlage hierfür bilden die Erfahrungen aus der politischen Partnerschaft, die seit dem
EU-Afrika-Gipfel in Lissabon 2007 als „Joint Africa EU Strategy“ (JAES) existiert, die Agenda 2063, ein strategisches Konzept der AU zur sozioökonomischen Transformation des afrikanischen Kontinents und das Positionspapier der EU-Kommission.
Neben der politischen Partnerschaft zwischen den beiden Kontinenten im Rahmen der JAES und regelmäßiger Gipfel auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs steht eine aktuell fragmentierte Entwicklungszusammenarbeit: Mit den nordafrikanischen Staaten hat die EU im Rahmen ihrer Nachbarschaftspolitik Assoziierungsabkommen, die beispielsweise die Handelsbeziehungen und die Zusammenarbeit für Bildung und Demokratie regeln. Mit den afrikanischen Staaten südlich der Sahara, den Staaten der Karibik und des Pazifischen Ozeans hat die EU ein gemeinsames AKP-Abkommen, das Armutsbekämpfung zum Ziel hat und sich vor allem auf die Entwicklungszusammenarbeit konzentriert und die gesamte Entwicklungsfinanzierung regelt.
Das AKP-Abkommen ist ein Erbe der kolonialen Vergangenheit Europas und entspricht, gerade bezüglich der regionalen Begrenzung in Afrika, nicht mehr der Realität des 21. Jahrhunderts. Die Handelsbeziehungen mit den Ländern Subsahara-Afrikas werden separat und uneinheitlich geregelt, was die regionale Integration und die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas hemmt.
2020 ist entscheidend für die EU-Afrika-Beziehungen
Im Jahr 2020 läuft das aktuelle AKP- Abkommen aus; Brüssel führt zurzeit Verhandlungen für ein Folgeabkommen. Ende Oktober soll der nächste Gipfel der JAES auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs in Brüssel stattfinden. Und ab 01. Juli 2020 bis zum Ende des Jahres hat Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft inne. In dieser Zeit muss auch über den neuen Haushalt für die nächsten sieben Jahre von 2021 bis 2027 entschieden werden. Davon werden auch die Höhe der Mittel für Afrika, und die Antwort auf die Frage, wofür sie ausgegeben werden können und sollen, abhängen.
Ein umfassendes Kontinent- zu-Kontinent-Abkommen
Afrika und Europa stehen vor gemeinsamen Herausforderungen wie Klimawandel, digitaler Wandel sowie mehrere Krisenherde in Afrika und wachsende Ungleichheit, zu denen nun noch die Corona-Pandemie und die verheerenden sozioökonomischen Auswirkungen derjenigen Maßnahmen hinzukommen, die zur Bekämpfung der Corona-Krise in Europa und Afrika ergriffen wurden.
Um gemeinsam diese Herausforderungen anzugehen, sollten Afrika und Europa den Gipfel als Startschuss für ein neues umfassendes Kontinent-zu-Kontinent- Abkommen nutzen. Dieses Abkommen würde die im neuen APK-Abkommen vorgesehene Afrika-Säule, die Assoziierungsabkommen mit den nordafrikanischen Staaten und Sonderregelungen mit Südafrika ablösen und Zusagen über die gesamte finanzielle Zusammenarbeit der EU mit Afrika enthalten. Dieses Abkommen würde dann auch Handelsbeziehungen zwischen den beiden Kontinenten und Investitionen einheitlich regeln. Die JAES bekäme mit diesem Intercontinental Comprehensive Compact (IC3) schrittweise die Bedeutung, die sie schon immer hätte haben sollen und in den aktuellen geopolitischen und globalen Herausforderungen aus existenziellen Gründen für Europa und Afrika haben muss.
Inhaltlich hat die AU folgende Themen für die umfassende Partnerschaft vorgeschlagen: Frieden und Sicherheit; Migration; Klimawandel sowie Trade und Investitionen, insbesondere die Panafrikanische Freihandelszone. Das deckt sich mit den im Positionspapier der EU vorgeschlagenen Prioritäten. Hinzu kommen die Grüne Wende, digitaler Wandel und aktuell die Bekämpfung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen.
Für das neue Abkommen müssen die EU und ihre Mitgliedsstaaten die Art und Weise ihrer Zusammenarbeit mit Afrika anpassen – weg von einer Geber-Nehmer-Mentalität hin zu einer echten Partnerschaft – und dafür sorgen, dass sie sich entsprechend den beiderseitigen Interessen positionieren, auch vor dem Hintergrund der wachsenden Zahl geopolitischer Akteure in Afrika.
Potenzial der umfassenden Partnerschaft zwischen Europa und Afrika
Afrika hat großes Potenzial: Der Kontinent wächst, die vielen Kinder und jungen Menschen in Afrika sind die Konsumenten von morgen. Auch für den Klimaschutz spielt Afrika eine entscheidende Rolle, nicht nur wegen des weltweit zweitgrößten Regenwaldes im Kongo-Becken, sondern auch aufgrund der vielen günstigen Standorte zur Gewinnung erneuerbarer Energien und dem damit verbundenen Potenzial für die Wasserstoffproduktion. Afrika hat einen enormen Reichtum an Rohstoffen, die aktuell noch zum Großteil unverarbeitet exportiert werden.
Für größere lokale Wertschöpfung und wirtschaftliche Transformation haben die afrikanischen Staaten selbst den Startschuss durch die Etablierung der Panafrikanischen Freihandelszone gegeben: Alle afrikanischen Staaten mit Ausnahme Eritreas haben das Abkommen für die Freihandelszone unterzeichnet; der Beginn des Handels unter den Bedingungen des Abkommens ist auf den 01. Januar 2021 festgesetzt. Die Freihandelszone umfasst einen Markt von bereits heute mehr als 1,2 Milliarden Menschen und einem Bruttoinlandsprodukt von 3,4 Billionen US-Dollar – fast so hoch wie Deutschland.
Die Auswirkungen der vollständigen Umsetzung des Abkommens wären erheblich: Wachstum des aktuell wenig ausgeprägten innerafrikanischen Handels und eine wachsende Attraktivität für Investoren, die von einem Standort aus ganz Afrika bedienen können. Diese Investitionen können eine nachhaltige „grüne“ wirtschaftliche Transformation Afrikas anstoßen, sofern es sich um europäische Investoren handelt, die gemäß des Green Deal eine klimafreundliche Produktion ermöglichen. Für Europa ist dies die erste Priorität der zukünftigen Partnerschaft. Die afrikanische Seite will überhaupt eine Chance, die immense Herausforderung meistern zu können, Arbeitsplätze für die wachsende Bevölkerung in Afrika zu schaffen. Dabei steht Ökologie nicht immer an erster Stelle, weil es hierbei immer um existenzielle Fragen heute geht und das Morgen weit weg erscheint.
Da Europa massenweise Wirtschaftsmigration aus Afrika verhindern will, wird auch bei uns die Frage konkret werden, ob wir durch unsere Luxusforderungen, an die sich keiner im Nachkriegsdeutschland halten musste und gehalten hätte, nicht auch mögliche Eigenaktivitäten und Wachstum in Afrika verhindern.
Klar ist inzwischen, dass die EU die Panafrikanische Freihandelszone uneingeschränkt unterstützt, nach über 15 Jahren „falschen“ Verhandlungen zu separaten Wirtschaftsabkommen. Immer deutlicher wird in der EU erkannt, dass diese Freihandelszone vor allem auch im Interesse europäischer Firmen ist. Die deutsche EU-Präsidentschaft wird diese Sicht hoffentlich noch einmal erheblich verstärken.
Eine Gefahr für eine flächendeckende wirtschaftliche Entwicklung in Afrika sind die Konfliktherde, insbesondere im Sahel. Hier engagieren sich die Europäer bereits gemeinsam mit den betroffenen afrikanischen Ländern in zehn EU-Mission der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die EU bietet Beratung und Schulungen für über 30.000 afrikanische Militärangehörige und Polizei- und Justizbeamte an. Gemäß der umfassenden Strategie wird die EU die afrikanischen Friedensbemühungen durch eine stärker strukturierte und strategisch ausgerichtete Zusammenarbeit anpassen und vertiefen.
Eine umfassende Partnerschaft zwischen Europa und Afrika kann die gemeinsamen Herausforderungen überwinden und das volle Potenzial Afrikas zum Wohle der afrikanischen und der europäischen Bevölkerung entwickeln.
Voraussetzung für eine solche EU-Afrika-Partnerschaft ist zunächst die Konsistenz zwischen dem neuen AKP-Vertrag und dem Kontinent-zu-Kontinent-Ansatz entsprechend der JAES, der auch für das zukünftige Abkommen gelten wird. Diese Konsistenz sicherzustellen ist eine der Hauptaufgaben der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Diese neue Qualität der Partnerschaft heißt bei mir ganz unemotional: Europa und Afrika sind Weggefährten. Weggefährten kann man sich nicht immer aussuchen. Und es gibt Wege, die man allein nicht bewältigen kann, ob man sich mag oder nicht. Die EU-Afrika-Beziehungen müssen solche Wege gehen. Der Erfolg ist leichter, wenn man das erkennt und sich gegenseitig möglichst wenige Vorwürfe macht, sondern auf das vertraut, was der andere besser kann als man selbst.
Die GKS und Facebook
GKS / Berlin / Online-Seminar / Facebook
Ein Seminar zum Kennenlernen, Mitreden, Mitmachen
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wo die vielen kleinen und großen Berichte der GKS in den verschiedenen Kanälen herkommen und wie man selbst über GKS-Aktivitäten, GKS-Themen oder aktuelle Fragen berichten könnte?
Dann sind Sie bei diesem 90-minütigen Online-Seminar auf Zoom genau richtig!
Erfahren Sie mehr über die Kommunikationsarbeit der GKS und Hintergründe unseres Corporate Designs.
Lernen Sie, wie man als Mitglied selbst Beiträge erstellt und wie diese auf Facebook, Internetseite oder im AUFTRAG veröffentlicht werden.
Diskutieren Sie mit, wie die Veröffentlichungen der GKS noch attraktiver werden können.
Das Online-Seminar wird vom Vorsitzenden des Sachausschuss Kommunikation Oberstlt Marian Schiebilski präsentiert.
Alles was Sie zur Teilnahme brauchen ist ein Smartphone oder ein PC (idealerweise mit Mikro und Kamera). Sie müssen nicht bei Zoom registriert sein.
Die Veranstaltung findet am 24.08.2020 ab 19:30 Uhr statt.
Teilnehmen kann jede/r, der oder die sich für das Thema interessiert, selbst gerne mit Facebook arbeiten möchte oder einfach mehr wissen möchte.
Wenn Sie teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte bis zum 23.08.2020 unter:
an.
Die Bundesgeschäftsführerin wird Ihnen dann zeitgerecht eine Mail mit den Zugangsdaten und weiteren Hinweisen zusenden. Sie steht auch bei technischen Fragen für die Teilnahme bereit.
Weitere Online-Seminare sind in Vorbereitung und wir werden zeitnah dazu informieren.
Sommerbrief des Bundesvorsitzenden
GKS / Berlin / Juli 2020
Traditionell zieht der Bundesvorsitzende in seinem Sommerbrief eine Halbjahresbilanz und gibt wichtige Informationen und einen Ausblick für das zweite Halbjahr.
Silbernes Priesterjubiläum
GKS / Berlin / 25.06.2020
Mit einem Gottesdienst in der Kapelle des Katholischen Militärbischofsamtes
und einem kleinen Empfang im Hof
feierte der Jubilar
seinen Weihetag Corona bedingt mit beschränkter Gästezahl.
Für die GKS überbrachte der Bundesvorsitzende der GKS, Stabshauptmann Andreas Quirin, die herzlichsten Glück- und Segenswünsche.
Auf das Geschenk wird der Geistliche Beirat noch ein wenig warten müssen, da dieses bei nächster Gelegenheit bei einer GKS-Veranstaltung übergeben werden wird.
Text und Bilder GKS
Die GKS gratuliert herzlich zum Silbernen Priesterjubiläum
GKS / Berlin / 25.06.2020
Am 25. Juni 1995 wurde Militärdekan Bernd F. Schaller im hohen Dom zu Augsburg zum Priester geweiht. Nach verschiedenen Stationen in der Diözese Augsburg kam er zur kath. Militärseelsorge.
Seitdem begleitet er als Mitglied des Bundesvorstands unseren Verband. Als Geistlicher Begleiter ist es ihm ein großes Anliegen, den Grund unseres Engagements aus dem Glauben heraus immer wieder erlebbar zu machen und weiter zu festigen.
Da das geplante große Fest aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden kann, wollen wir ihm auf diesem Wege herzlich zu seinem Jubiläum gratulieren und uns gleichzeitig für sein Engagement und Mittun in unserer Gemeinschaft bedanken.
Andreas Quirin
Stabshauptmann und GKS-Bundesvorsitzender
Brief des Bereichsvorsitzenden an die Mitglieder des Bereichs Süd
GKS / SÜD / Fürstenfeldbruck Christi Himmelfahrt 2020
Liebe Mitglieder unserer GKS Süddeutschlands!
Angst vor Krankheit und Tod bestimmten unsere letzten Wochen und zeigten uns ein Bild von „mangelnder Resilienz1“, wie es die Lageanalyse unseres letzten Weißbuches im Jahre 2016 beschrieben hatte. Dabei galt für das politische Handeln die Maxime: „ Die Gesundheit ist das höchste Gut!“
Wie habe ich als Christ darauf reagiert? Mir bleibt das Bild unseres Papstes vor Augen, wie er 2020 surreal und scheinbar einsam und allein die Ostertage betend „feierte“. Das Kreuz bringt doch Erlösung von Kummer und Schmerz, heißt es. Und doch braucht Ostern das Erlebnis der Himmelfahrt und das Pfingstereignis! Auch die Jünger schließen sich ein und brauchen Zeit, um einen Weg aus Angst und Zweifel zu finden. Sie können mit den Osterereignissen zunächst nicht umgehen. Wie aktuell das doch ist! Die Tat braucht den Geist, der uns Glaube, Liebe und Hoffnung ermöglicht. Erst dann kann es am Ende des Matthäusevangeliums heißen: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern.“ Als Initialzündung kommt also 50 Tage nach Ostern mit „Feuersbrausen“ die Erkenntnis, der Mut, und schließlich die Tat: „Mach, was wirklich zählt!“ heißt es in einer Bw-Werbung. ..
Für uns Christen ist die Gesundheit eben nicht das höchste Gut. Die Wunderheilungen haben eine andere Botschaft, nämlich die der Nachfolge, sogar bis in den Tod! Es ist die Würde des Menschen, in Freiheit und Selbstbestimmung, die unser Handeln lenkt. Das Matthäusevangelium bereitet dabei das Finale geschickt vor. Bei Matth.16,26 heißt es: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?“ Luther hat es mit dem berühmten Zitat übersetzt: „ Was hilfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und hätte doch Schaden an seiner Seele?“ Bei diesem Satz wissen wir sofort, was gemeint ist. Die Welt gewinnen wollen ist doch ein urmenschliches Verlangen! Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, ja, wir alle jagen diesem Ziel nach und glauben, dass es dann gut gehen müsse und der moderne Staat dafür verantwortlich sei. Das hat Christus sicherlich nicht so gedacht!
Mit diesem Osterfest 2020 hat unser Heiliger Vater ein deutliches Zeichen gegeben: „ Wohl uns, wenn wir der Seele einen Raum geben! “Die Himmelfahrt Christ ebnet den Weg zum Pfingstereignis. Ein guter Tag für einen neuen Start!
Liebe Vorstände, gerne hätten wir am Termin für unser Treffen in Steingaden festgehalten und, -nach dem Entschluss unseres Bundesvorstandes, dem KMBA bei seiner Entscheidung, alle Treffen bis Ende August abzusagen, zu folgen,- den Bundesvorsitzenden um eine Ausnahmegenehmigung für Süddeutschland gebeten. Schließlich haben wir jedoch gemeinsam im Vorstand Süd davon abgesehen. Wir wollen uns weiterhin solidarisch zeigen und sind der Überzeugung, dass wir dann für die DAK II/2020 im Oktober in Wertach eine gute Diskussion um einen neuen Vorstand Süd durchführen werden. Ich selber habe mich entschlossen, nicht mehr als Vorsitzender anzutreten, stehe aber - wie alle anderen Vorstandsmitglieder auch - für einem neuen Vorstand unter einer neuen Leitung für die kommenden zwei Jahre gerne wieder zu Verfügung. Kandidaten zeichnen sich ab, und ich hoffe, mit diesem Schreiben, unserer Gemeinschaft im Süden einen hoffnungsvollen Impuls zu geben. Nutzen wir das Pfingstfest im Glauben an die frohe Botschaft, mit der Matthäus sein Evangelium schließlich beendet: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“.
Rufin Mellentin
Vorsitzender Süd
„Europäer setzen heute mehr auf militärische Stärke als auf Diplomatie“
Gastbeitrag von Matthias Platzeck
Das Gedenken an die düsteren Kapitel der eigenen Geschichte ist den Deutschen auf den Weg gegeben. Wie kaum eine andere Nation haben wir die Pflicht, zu erinnern. Besonders zu den historischen Jahrestagen rufen wir uns die Vergangenheit wieder ins Gedächtnis – auch in diesem Jahr, in dem sich im Mai das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal jährt.
Heute ist der Krieg nur noch wenigen aus der eigenen Erinnerung gegenwärtig. Die meisten von uns haben ihn – wie auch ich – nicht mehr erleben müssen. Die Älteren werden immer weniger, die Kriegsgeneration stirbt langsam aus. Für unsere Gesellschaft wird damit die Aufgabe, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, immer wichtiger, aber auch immer schwieriger. „Die Jungen“, hat Bundespräsident Richard von Weizsäcker in seiner wegweisenden Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 08. Mai 1985 gesagt, „sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.“
Das große Glück, dass ich mein ganzes bisheriges Leben in Frieden leben durfte, weiß ich zu schätzen. Und ich mache mir immer wieder bewusst, dass Frieden auch auf unserem Kontinent alles andere als selbstverständlich ist.
Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten gesehen, dass sich die an das Ende des Kalten Krieges geknüpften Hoffnungen auf ein neues Zeitalter des Friedens in Europa nicht erfüllt haben. Krieg ist wieder möglich geworden – schon in den 90er Jahren in Jugoslawien und auch heute im Osten der Ukraine. 30 Jahre nach der Überwindung der bipolaren Weltordnung sind die Gräben zwischen Ost und West auf unserem Kontinent wieder aufgeworfen. Wir erleben eine neue Konfrontation mit Russland.
„Mir macht es große Sorge, dass es in einer Zeit der schweren Spannungen in Europa an einer ernsthaften politischen Initiative für Verständigung und Ausgleich mit Russland fehlt“
Europäer und auch Deutsche setzen heute mehr auf militärische Stärke als auf Diplomatie. Die Bilanz der außenpolitischen Bemühungen der letzten Jahre muss ernüchtern, wenn heute Fachleute wie der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und frühere Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Harald Kujat, warnen, dass „wir ähnlich wie 1914 wie Schlafwandler in einen militärischen Konflikt taumeln könnten“.
Die wichtigste Lehre aus unserer Vergangenheit lautet: Nie wieder Krieg in Europa! Haben wir das aus den Augen verloren?
Deutschland trägt besondere Verantwortung für ein friedliches Haus Europa. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat uns gemahnt: „Wir dürfen nicht Russland und seine Menschen zum Feind erklären. Dagegen steht unsere Geschichte und dafür steht zu viel auf dem Spiel.“ Hierzu gehört, die Erinnerung wachzuhalten – auch an die Opfer und das Leid derer, die Deutschland und Europa von Nationalsozialismus und Faschismus befreit haben. Die Hauptbürde bei der Niederschlagung Hitler-Deutschlands hat die Rote Armee getragen – Russen, Ukrainer und Weißrussen. Sie haben uns Deutschen Versöhnung und Freundschaft angeboten. Das ist ein großes Geschenk der Völker, die den verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion mit einer die Vorstellungskraft übersteigenden Zahl von 27 Millionen Kriegstoten bezahlt haben – über die Hälfte von ihnen Zivilisten.
Historische Jahrestage besitzen große symbolische Bedeutung – gerade in Russland hat die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg für die meisten Menschen bis heute eine ausgesprochen emotionale Dimension. Für die bevorstehenden Gedenktage ist zu wünschen, dass wir Deutsche uns unsere geschichtliche Verantwortung ins Bewusstsein rufen. Es wäre gut, wenn wir ungeachtet der heutigen politischen Dissonanzen das Ende des Zweiten Weltkriegs mehr als bisher gemeinsam mit Russland begingen, um mit einem aufrichtigen Erinnern ein Zeichen für eine friedliche Zukunft in Europa zu setzen.
Der Krieg und die Folgen
Der Zweite Weltkrieg und die Zeit der NS-Diktatur sind vorbei. Dennoch reichen die Schatten jener Zeit bis in die Gegenwart, denn in den Familien von damaligen Opfern und auch Tätern finden sich heute noch Spuren von traumatischen Erfahrungen als Gefühlserbschaften, auch wenn die nach 1945 geborenen Generationen Krieg, Verfolgung, Flucht und Tod nur von den Angehörigen und nicht aus eigenem Erleben kennen. Diese sogenannte „transgenerationale Weitergabe“ ist das Thema von Prof. Dr. Angela Moré, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Hannover. Wir haben mir ihr gesprochen.
Frau Prof. Dr. Moré, was sind transgenerationelle Kriegstraumata?
Wenn jemand im Krieg war und er diese Erfahrung nicht verarbeiten kann, das Erlebte also wegdrängt, dann spüren die Kinder des Betroffenen, dass es im Leben dieses Elternteils Bereiche gibt, an denen man besser nicht rühren sollte, weil die Eltern beispielsweise dem Gespräch ausweichen oder auch wütend auf Fragen reagieren. Es kommt dann zu affektiven Reaktionen, welche die Kinder nicht verstehen. Dies hat zur Folge, dass Kinder der Traumatisierten in sich sowohl den Drang zur Auflösung des von den Eltern vermittelten „Rätsels“ verspüren als auch ein Tabu, direkt nachzufragen. Die in der Übertragung wahrgenommenen Gefühle lösen Bilder und Fantasien aus und führen teilweise zum Ausagieren derselben in Handlungen. Dies nennt man transgenerationelle Weitergabe.
Kann die Weitergabe von Traumata zwischen den Generationen übersprungen werden?
Es ist immer zuerst die nächste Generation betroffen. Wenn es in der betroffenen Generation Geschwister gibt, kommt es häufig sogar zu einer emotionalen „Arbeitsteilung“. Ein Geschwister beschäftigt sich intensiv mit dem Trauma eines Elternteils oder beider, die anderen möchten damit nichts zu tun haben und erklären die Schwester oder den Bruder gegebenenfalls für verrückt. Sich nicht mit der Traumatisierung oder Schuld der Eltern zu befassen und diese zu verdrängen oder zu verleugnen kommt einer Aufrechterhaltung des elterlichen Tabus gleich.
In der hebräischen Bibel heißt es: Gott wird euch strafen bis ins dritte und vierte Glied. Ist die Idee einer Erbschaft zumindest im religiösen Kontext nicht neu?
Ich denke, diese Erbschaft ist etwas, das in der menschlichen Psyche verankert ist. Es ist ein Teil menschlicher Entwicklung, der zu uns gehört. Vielleicht war das in früheren Generationen nicht so sichtbar, weil man mehr in größeren Familienverbänden aufgewachsen ist, quasi mehrere Generationen von beiden Eltern zusammen mit dem Gesinde unter einem Dach oder auf einem Hof lebten. Dadurch relativierten sich die Einflüsse einzelner Erwachsener auf Kinder. Die Forschung nimmt an, dass im Dreißigjährigen Krieg, weil durch ihn mehrere Generationen traumatisiert wurden, diese transgenerative Weitergabe zum ersten Mal intensiver in unserem Kulturkreis spürbar wurde, obgleich dies vielen Menschen nicht bewusst wurde. Dennoch entsteht, wie auch das Bibelzitat zeigt, eine Ahnung in verschiedenen Kulturen davon, dass sich befremdliche Verhaltensweisen von Nachkommen traumatisierter Menschen aus den schrecklichen Erlebnissen der vorhergehenden Generationen erklären lassen.
„Es gibt bei Kindern eine Tendenz, den Eltern das Leiden abnehmen zu wollen, denn der Erwachsene soll „heil“ sein im Sinne einer gesunden Vitalität, damit er sich um das Kind kümmern kann. Es möchte dem Erwachsenen das Schmerzhafte abnehmen, aber es reinszeniert auch das bei der Mutter Erspürte, um es besser verstehen zu können.“
Es gibt prominente Beispiele wie das des Schriftstellers Hanns-Josef Ortheil. In „Die Erfindung des Lebens“ erzählt er die Geschichte seiner Kinderjahre. Weil seine Mutter nach dem Verlust der vier Söhne im Zweiten Weltkrieg ihre Sprache verloren hat, bleibt Ortheil bis zu seinem 7. Lebensjahr stumm.
Hier könnte man zunächst denken: Wie soll ein Kind sprechen lernen, wenn die Mutter nicht spricht? Aber es gab ja noch andere Menschen im Umfeld des kleinen Hanns-Josef. So liegt es nahe anzunehmen, dass dieses Kind das Verhalten seiner Mutter imitiert. Es spürt, dass das Sprechen für die Mutter ein Tabu ist, ebenso wie das Fröhlichsein. Ein Kind identifiziert sich mit der Mutter. Aber es gibt bei Kindern auch eine Tendenz, den Eltern das Leiden abnehmen zu wollen, denn der Erwachsene soll „heil“ sein im Sinne einer gesunden Vitalität, damit er sich um das Kind kümmern kann. Es möchte dem Erwachsenen das Schmerzhafte abnehmen, aber es reinszeniert auch das bei der Mutter Erspürte, um es besser verstehen zu können.
Gibt es Unterschiede hinsichtlich des innerfamiliären Konflikts in Täter- und Opferfamilien in Bezug auf das Thema Schuld?
Es gibt Unterschiede. Wenn beispielsweise ein Häftling Auschwitz überlebt hat, schämt er sich im Laufe seines Lebens dafür, dass er überlebt hat. Vielleicht musste er sogar für sein Überleben das Brot oder die Kleidung eines Mithäftlings stehlen, wie es z. B. Primo Levi als ganz normale Realität des Lageralltags schildert. Das bezeichnet man als die sogenannte Überlebensschuld. Besonders tragisch ist es, wenn zusätzlich noch die eigenen Kinder oder nahe Familienmitglieder vernichtet wurden. Dann kommt bei den Überlebenden die Frage nach dem Sinn des Weiterlebens auf. Sie fühlen sich in gewisser Weise den Toten stärker verbunden als den Lebenden. Bei den Tätern ist die Schuldfrage eine ganz andere. Je größer die Schuld ist, desto größer ist die Abwehr. Das gilt nicht nur für Nazitäter, sondern auch für Politiker wie beispielsweise Milošević, der ebenfalls unfähig war, Schuld anzuerkennen. Täter haben die Tendenz, sich als Opfer der Umstände zu präsentieren oder sich auf Befehlsnotstand zu berufen. Wenn man die NS-Ideologie genauer betrachtet, stellt man fest, dass es im Vorfeld schon paranoide Zuschreibungen gab, die auf die Opfer bzw. Juden projiziert wurden. Man hat sich quasi die Legitimation verschafft, gegen die konstruierte vermeintliche „Gefahr“ vorzugehen. So konnte bei den Tätern und Mitläufern kein Schuldbewusstsein für den millionenfachen Mord an Juden auftreten. Es braucht zur Bewältigung und nachträglichen Trauer nachkommende Generationen, die sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen.
Sie behandeln eine höchst aktuelle Thematik. Warum tun sich die deutschen Politikerinnen und Politiker dennoch schwer damit, das Wort „Krieg“ im Kontext der Bundeswehreinsätze zu benutzen?
Ich denke, es gibt eine Scheu aufgrund der historischen Erfahrungen. Deutschland hat zwei schreckliche Weltkriege entscheidend mit verschuldet. Das führte verständlicherweise zu großem Misstrauen in der europäischen Nachbarschaft und in Israel. Bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr nicht von Kriegshandlungen zu sprechen, hat mit der problematischen deutschen Vergangenheit zu tun. Und man möchte sich nicht mit der militaristischen deutschen Tradition identifizieren.
Ebenso kehren auch Bundeswehrsoldaten aus dem Krieg zurück. Inwieweit sind in diesen Familien die Kinder gefährdet?
Das hängt davon ab, wie groß oder klein die Kinder sind. Selbstverständlich bekommen sie mit, dass mit dem Papa oder der Mama nach einem Auslandseinsatz etwas nicht stimmt, wenn diese ein Trauma erlitten haben. Oft wird innerhalb der Familie nicht darüber gesprochen. Das ist ein Fehler. Wenn Mütter den Kindern erklären können, warum der Papa in bestimmten Situationen so reagiert, wie er reagiert, dann verstehen Kinder das besser und müssen möglicherweise nichts reinszenieren und imitieren.
Das heißt auch, dass man die Kette der emotionalen Weitergabe durch Kommunikation durchbrechen kann?
Es gibt gute Gründe, das zu hoffen. Zudem müssen traumatisierte Soldaten gute und langfristige traumatherapeutische Angebote bekommen. Ebenso ist therapeutische Unterstützung für betroffene Kinder notwendig
Interview GKS, (c) Prof. Dr. Moré
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
GKS / Berlin
Im September 2020 sollte die GKS-Akademie Oberst Helmut Korn wieder stattfinden.
Alle 2 Jahre bieten wir diese Akademie an, um 3,5 Tage gemeinsam ein Thema unter den verschiedensten Aspekten und in gebotener Tiefe und Intensität zu beleuchten.
In diesem Jahr sollte sich die Akademie unter dem Thema: „Handeln braucht Ordnung? – Soldat in einer neuen Welt!“ mit verschiedenen grundsätzlichen und aktuellen friedensethischen Fragen, dem Menschenbild der Inneren Führung und möglichen Ordnungsrahmen, die bei den sich immer schneller wandelnden Herausforderungen Orientierung und Halt geben können, befassen.
Die Corona-Pandemie stellte uns alle dann von einem zum anderen Tag vor ungeahnte Herausforderungen und tut dies bis heute.
Es gilt, diese Herausforderungen gemeinsam zu meistern und auszuhalten. Hierfür bedarf es aller Kraft und des Einsatzes vieler, im privaten, gesellschaftlichen und auch dienstlichen Bereich.
Wir haben uns deshalb entschlossen, die GKS-Akademie in das kommende Jahr zu verschieben.
Deshalb bitte schon jetzt notieren:
GKS-Akademie Oberst Helmut Korn
vom 7.-10.November 2021
im Diözesan-Exerzitienhaus Sankt Paulus in Leitershofen, 86391 Stadtbergen
Wir freuen uns schon auf viele gute Gespräche, interessante Referent*innen und eine aspekt- und sichtenreiche Akademie!
Und wer jetzt neugierig geworden ist, der kann sich hier einen kleinen Eindruck von der letzten GKS-Akademie verschaffen: https://gemeinschaft-katholischer-soldaten.de/index.php/verband/unser-verbandsleben/43-tradition-gestern-heute-morgen
Gelungene Auftaktveranstaltung zur Drohnendebatte 2020
Der erste Schritt zur Eröffnung einer breiten öffentlichen Diskussion der Frage der Bewaffnung von Drohnen, die durch die Bundeswehr eingesetzt werden, ist getan!
Corona-Pandemie entsprechend veranstaltete das Bundesverteidigungsministerium eine Podiumsdiskussion mit drei unterschiedlich besetzten Panels als Livestream-Veranstaltung.
Diskutiert wurde das Thema unter ethischen, politisch-militärischen und völkerrechtlichen Aspekten.
Dass das Thema kein Leichtgewicht ist, bei dem es einfache, auf der Hand liegende Lösungen gibt, wurde in jedem Panel deutlich. Erst die sehr differenzierter Betrachtung ließ die unterschiedlichen Argumentationslinien, die zu den unterschiedlichen Beurteilungen führen, deutlich werden.
In den drei Panels gelang es, den Argumentationsrahmen aufzuzeigen, innerhalb dessen die Entscheidungskriterien für oder gegen die Bewaffnung von Drohnen zu suchen und gegeneinander abzuwägen sind.
Deutlich wurde, dass die Diskussion der Frage der Bewaffnung der Heron TP für die Bundeswehr, die demnächst im Bundestag zu führen sein wird, nur ein Einstieg in die allgemeine Debatte des Einsatzes von ferngesteuerten, autonomen oder sogar KI-gestützten Waffensystemen sein muss.
Die Diskussionsveranstaltung soll nur der Anfang eienr breit angelegten Debatte sein, die sowohl in der Gesellschaft als auch im Bundestag in den kommenden Wochen zu führen sein wird.
Wir freuen uns auf eine breite, intensive, sachliche und streitige Debatte, nicht nur unter Expert*innen und im Bundestag, sondern in der Gesellschaft.
Wir sind dabei!
Unsere ausführliche Stellungnahme zur Bewaffnung der Heron TP für die Bundeswehr könne Sie hier nachlesen.
Spiritueller Impuls zum 8. Mai
Am 14. November 1940 flog die Deutschen Luftwaffe einen verheerenden Angriff auf die englische Stadt Coventry, rund einhundertfünfzig Kilometer von London entfernt. Über fünfhundert Menschen starben, viele Gebäude, darunter auch die mittelalterliche Kathedrale St. Michael, wurden zerstört. Der damalige Domprobst Richard Howard ließ aus drei Zimmermannsnägeln des Dachstuhls, die bei den Aufräumarbeiten gefunden wurden, ein Kreuz schmieden und an die Chorwand der Ruine die Worte „FATHER VORGIVE“ („Vater vergib“) meißeln. Im Lauf der Zeit sind viele Kopien des sogenannten „Nagelkreuz von Coventry“ in der ganzen Welt verstreut. Ebenso hat sich die „Nagelkreuzgemeinschaft“ gebildet, deren weltweite Mitglieder an jedem Freitag um 12.00 Uhr das 1959 entstandene „Versöhnungsgebet von Coventry“ beten. Auch nach 75 Jahren Kriegsende hat das Gebet immer noch Bedeutung und Berechtigung.
Versöhnungsgebet von Coventry
Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse,
Vater, vergib!
Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr eigen ist,
Vater, vergib!
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet,
Vater, vergib!
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der anderen,
Vater, vergib!
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge,
Vater, vergib!
Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht,
Vater, vergib!
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott,
Vater, vergib!
75 Jahre Kriegsende in Europa –
Kein Frieden ohne Versöhnung
Am 8. Mai 1945 kapitulierte das Deutsche Reich bedingungslos. – Damit war zumindest in Europa der 2. Weltkrieg beendet.
Er ist der größte militärische Konflikt in der Geschichte der Menschheit.
Direkt oder indirekt waren über 60 Staaten an ihm beteiligt, geschätzte 110 Millionen Menschen nahmen als Soldaten oder sonstige Bewaffnete an ihm teil.
Die Zahl der Kriegstoten wird mit mehr als 60 Millionen Menschen angegeben. Weitere 17 Millionen Menschen waren verschollen und blieben es oft bis heute.
Zahlen, die so unvorstellbar hoch sind, dass es schwer fällt, ihre Dimension wirklich zu erfassen.
Der von Deutschland ausgegangene Zweite Weltkrieg war nicht nur ein Krieg gegen Staaten, sondern ausdrücklich gegen die Bevölkerungen der überfallenen Staaten gerichtet. Militärisches Handeln gab den Rahmen für Massenverbrechen an Juden, Kriegsgefangenen, Sinti und Roma, politisch Andersdenkenden, Behinderten und Zwangsarbeitern.
Angesichts der Grausamkeit, der Menschenverachtung, des millionenfachen Sterbens und des unsagbaren Leids, schworen sich viele Menschen guten Willens damals:
Nie wieder Krieg!
Dieser Schwur bindet uns bis heute.
Seit dem Ende des 2. Weltkrieges herrscht in Deutschland Frieden. Dies ist die längste Friedensperiode, die Deutschland jemals erleben durfte.
75 Jahre Frieden! –
Diese 75 Jahre Frieden sind ein großes Geschenk, aber sie sind auch eine Herausforderung und eine Verpflichtung, die Gegenwart und Zukunft in Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen auf dieser Welt zu gestalten.
Der Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr und die Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS) haben aus diesem Anlass eine gemeinsame Erklärung unter dem Titel
„Kein Frieden ohne Versöhnung“
herausgegeben.
„Die europäische Geschichte nach dem 8. Mai 1945 zeigt uns: nur wenn letztlich Feindschaft und Hass überwunden und stabile Beziehungen etabliert werden, ist ein dauerhafter Frieden möglich (Gaudium et Spes, Nr. 82). Der Einsatz militärischer Mittel kann für uns daher immer nur die letzte Möglichkeit sein, um weitere Gewalt einzudämmen und den Politikern sowie zivilen Friedensinitiativen Zeit und Raum zum Verhandeln einer dauerhaften und gerechten Friedenslösung zu verschaffen. Der 8. Mai 1945 steht für uns daher nicht nur als Verpflichtung für den Frieden, sondern auch für die Hand der Versöhnung und die Chance auf einen positiven Neuanfang“ heißt es dort.
Wenn Soldatinnen und Soldaten nicht in die Kirche gehen können,
dann kommt sie eben nach Hause.
Der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr, Franz-Josef Overbeck feiert am Sonntag, 12. April, ab 10 Uhr in der Mülheimer Akademie „Die Wolfsburg“ die Messe. Dazu trägt ein Soldat aus Berlin die aufgezeichnete und zugeschaltete Lesung vor. Sie wird mit Video-Livestream über die Homepage des Bistums Essen und über seine Facebook-Seite ausgestrahlt. Damit haben auch Bundeswehrangehörige einen zentralen katholischen Gottesdienst an Ostern, der an allen Einsatzorten Gemeinsamkeit schafft. Wegen Corona wurden alle Gottesdienste abgesagt; so geht die Katholische Militärseelsorge in Verbindung mit dem Bistum Essen auf die Bedürfnisse der Menschen ein und kommt auf die Bildschirme und Smartphones. Dadurch sollen möglichst viele Gläubige und Interessierte die Möglichkeit erhalten, den Gottesdienst mitzufeiern. Da die Anwesenheit in der Kirche nicht möglich ist, werden die Lesungen und Fürbitten an verschiedenen Orten des Bistums aufgezeichnet und im Video-Stream eingespielt.
https://www.bistum-essen.de/pressemenue/artikel/bistum-uebertraegt-ostergottesdienst-mit-bischof-overbeck/ fbclid=IwAR0oX9KgTXL_Zj0nDiKl5jOlK0Hb3XjHwoU2mpiPL9eSz6IgZQtAj1EJ3VQ
Weiterhin möchten wir Sie noch auf einen Videobeitrag von Militärbischof Overbeck aufmerksam machen, den Sie unter
https://www.katholische-militaerseelsorge.de/militaerbischof/ostern-2020/ finden.
(Quelle: KS / Doreen Bierdel)
„EUROPA IST EINE GROSSE MÖGLICHKEIT“
Matthias Horx ist „Trend- und Zukunftsforscher“.
Mit uns hat er für den AUFTRAG 304 Ende 2019 über Europa, den Klimawandel, Donald Trumpund die AfD gesprochen.
Sehr geehrter Herr Horx, Sie sind Zukunftsforscher. Sind Sie im Hinblick auf unsere europäische Zukunft optimistisch oder pessimistisch?
Europa ist wie ein Baum, der mal von Wind und Sturm, mal von Borkenkäfern angegriffen wird, aber trotzdem weiter wächst. Ab und zu bricht auch mal ein Ast ab. Ich finde auch, dass man sich solche „ismen” wie Pessimismus oder Optimismus nicht leisten kann. Das sind alles Verkürzungen, die der Komplexität der Wirklichkeit nicht gerecht werden. Europa ist ein Muss. Wir leben auf einem Kontinent und ich bin ein “Possibilist”. Ich glaube, an Möglichkeiten und Europa ist mit seiner Geschichte, seiner diversen Kultur, seinen auch schrecklichen Erfahrungen
eine große Möglichkeit, gerade in einer globalisierten Welt. Unser großer Kernwert ist die Kultur, das komplexe Denken, das aus Tausenden von Jahren im Umgang mit Umbrüchen stammt.
Kennen Sie die vier Szenarien für die Europäische Union? Was sagen Sie: Leben wir im Jahr 2030 in einem gemeinsamen europäischen Haus oder in einer Ruine?
In einem gemeinsamen europäischen Haus. Aber wie in einem großen Familienhaus ist auch dort nicht alles nur harmonisch. Es gibt unordentliche und staubige Ecken und im Keller rumpelt es bisweilen.
Wie wird sich Europa hinsichtlich der Sicherheitspolitik entwickeln?
Das hängt von den Herausforderungen ab. Wenn es um uns herum aktive große Kriege gibt, werden sich die notwendigen
Integrationen der europäischen Politik schneller entwickeln, also eine europäische Armee, die es ja heute längst in Ansätzen gibt, aber auch ein Sprechen mit einer Stimme. Ansonsten ist das Konzept „Soft Power“ noch nicht ausgereizt. Es wird in der multipolaren Welt ja keine Hegemonie mehr geben.
Werden wir irgendwann eine Europäische Armee haben?
Ja, zumindest einen starken Kern und das ziemlich bald. Wir werden effektive und robuste Einsätze in der Umgebung Europas brauchen, die nicht nur ein Land organisiert.
Trumps kontroverse Russlandpolitik und seine Haltung zur Nato machen die Zusammenarbeit zwischen EU und den USA schwierig. Was sagen Sie, wie wird sich künftig die Zusammenarbeit mit Trump entwickeln? Kommt die zweite Amtszeit?
Mit Populisten wie Trump kann man nicht zusammenarbeiten. Das sagen sie auch selbst: Diene mir oder f*** you! Diese Art von Halbstarken-Populismus wird zwar immer wieder mal hochkochen, aber auch schnell wieder vorbei sein. Das sogenannte „Volk“ ist der Erlöser dann doch schnell wieder überdrüssig. Anders als in der präfaschistischen Zeit Europas vor 100 Jahren leben wir heute in einer medialen Anspruchsgesellschaft und in einem breiten Wohlstand. Der echte Faschismus braucht immer einen Opferkult und am Ende Krieg. Die aggressiven Populisten von heute stolpern meistens über ihre eigenen Schnürsenkel, wie man in meinem Gastland, in dem ich seit 20 Jahren wohne, Österreich, gut sehen kann. Ich glaube nicht, dass die amerikanische Gesellschaft am Ende noch mal vier Jahre diese Muppet-Show im Weißen Haus sehen möchte. Der politische Konsument ermüdet schnell und Trump ist ja eher immer mehr vom Gleichen: Er kann nicht anders.
Wie sieht es hinsichtlich der katholischen Kirche aus? Werden Themen wie die priesterliche Lebensform (Zölibat) und Führungspositionen von Frauen in der Kirche in den nächsten Jahren überdacht und gegebenenfalls der modernen Zeit angepasst?
Stück für Stück, ja. Die Kirche hat ja schon 2000 Jahre Zeit gehabt. Da kommt es auf ein Jahrhundert auch nicht an. Aber es wird schneller gehen. Sonst zerbröselt die Organisation.
Wie finden Sie eigentlich Greta Thunberg? Sie sind ja Kritiker der verbreiteten Klimavisionen, die Ihrer Meinung nach zum Zwecke der Angstmache funktionalisiert werden.
Nein, ich finde, Greta macht einen tollen Job und ist eine echte Ikone. Sie nutzt zwar eine alarmistische Rhetorik, “ich want you to panic”, aber im Unterschied zum profanen und gefährlichen Alarmismus geht es hierbei nicht nur um das Aufmerksamkeitserzeugen durch mediale Reize und Übertreibungen. Sie ist authentisch, weil sie ein echtes Anliegen hat, für das sie kämpft und das sie nicht nur benutzt, um Auflage zu gewinnen oder Follower auf Facebook. Sie ist weder eitel noch zynisch. Sie kombiniert Schock-Rhetorik mit Hoffnung. Sie ist auch nicht fatalistisch, nur entschlossen. Das erinnert uns daran, dass es sich lohnen kann, für etwas wirklich einzutreten, anstatt nur etwas zu “meinen”. Das ist eine wunderbare humane Botschaft.
Wie viel Macht glauben Sie, wird die AfD in den nächsten Jahren bekommen?
Sie ist an ihrem Zenit. Die Nachfrage nach dumpfer Angstrhetorik ist groß, aber jeder Trend erzeugt einen Gegentrend, einen Widerstand, eine Klärung. Die Demokraten finden in der Auseinandersetzung mit der populistischen Finsternis immer mehr zu sich selbst. Früher hat die AfD die Etablierten vor sich hergetrieben. Heute erzeugt sie ein zunehmendes Selbstbewusstsein auf der Seite der offenen Gesellschaft. Man sieht, dass sich in vielen europäischen Staaten auch die Zivilgesellschaft gegen den Rechtspopulismus erhebt.
Kann man sich eigentlich auf die Zukunft vorbereiten?
Nein, wie man sich auch generell nicht auf „das Leben“ oder „die Liebe“ vorbereiten kann. Aber man kann eine bestimmte Sensibilität entwickeln, eine Offenheit des Geistes und des Herzens.
Welche Dinge werden uns 2020 überraschen?
Es könnte zum Beispiel überraschen, dass die ökologische Wende schneller vorankommt und besser gelingt, als alle befürchten. Vielleicht haben wir schon 2027 den „Carbon Peak“, also den Zenit der CO2-Ausstöße erreicht. Wir werden uns noch wundern – auch über das Positive im nächsten Jahr.
Vielen Dank für das Interview!
„Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt!“
Matthias Horx
Nun beschäftigt sich der Zukunftsforscher Horx mitten in der Corona-Pandemie damit, Antworten für die Frage nach den langfristigen Auswirkungen dieser „Tiefenkrise“ für unsere Gesellschaft und die Menschheit zu suchen. Er kommt zu sehr interessanten und mutmachenden Ergebnissen.
Mehr dazu unter: https://www.horx.com/48-die-welt-nach-corona/
Erstveranstaltung des Neugegründeten GKS Kreis Saarland
GKS / Kreis Saarland / Merzig 12.02.2020
Während der Bereichskonferenz des GKS Bereiches West vom 29.11.-01.12.2019 wurde der GKS Kreis Saarland gegründet und somit der Bereich West um ein weiteres Bundesland mit GKS Vertretung erweitert.
Um diesen jungen Kreis im Saarland bekannt zu machen und möglichst viele neue Mitglieder im Saarland zu gewinnen, wurde durch den Vorsitzenden des GKS Kreis Saarland Hauptmann Christoph König eine Informations-/ und Erstveranstaltung im Standort Merzig in der Gemeinsamen Heimbetriebsgesellschaft durchgeführt. Dazu wurden alle Truppenteile der Luftlandebrigade 1 des Saarlandes mit insgesamt 4 Standorten angeschrieben und herzlich eingeladen.
Der Stv. Vorsitzende Bereich WEST Oberstleutnant Frank Nowak hielt den Hauptvortrag Rund um die GKS beginnend mit der Historie, der Gliederung, den Arbeitsschwerpunkten, den Publikationen bis hin zu dem aktuellen Hilfsprojekt des Bereich WEST, der Unterstützung des Fördervereins für krebskranke Kinder e.V. Köln.
Zusätzlich wurden alle Fragen rund um die GKS und insbesondere der möglichen Mitgliedschaft innerhalb der GKS erörtert.
Nach dem Vortrag über die GKS, ließ es sich der zuständige geistige Beirat des neuen Kreises, Herr Standortpfarrer Marius Merkelbach nicht nehmen dem Kreis viel Erfolg zu wünschen und sagte natürlich seine volle Unterstützung zu.
Auch aus seiner Sicht ist eine kommunikative Zusammenarbeit besonders wichtig und er blickt dem freudig entgegen.
Zusätzlich wurde Informationsmaterial über die Arbeit der GKS in Form von verschiedenen Flyer, Informationsbroschüren sowie Ausgaben des Auftrages von Nr. 300 bis zur aktuellsten Ausgabe Nr. 304 vorgestellt und zur Verfügung gestellt.
Bei Kaffee und Kuchen waren sich alle einig, dass es eine sehr Informative und Zielführende Veranstaltung war und nicht nur neue Mitglieder, sondern auch viele Ansprechpartner und Multiplikatoren für die einzelnen Standorte des Saarlandes gewonnen wurden.
Text und Grafik: Oberstlt. Frank Nowak