Internationaler Soldatengottesdienst in Köln
Am 22.01.2025 war es wieder so weit. Zum 58. Mal feierte Herr Erzbischof von Köln, Rainer Maria Kardinal Woelki, anlässlich des Weltfriedenstages 2025 mit den Soldatinnen und Soldaten verschiedenster Nationen, sowie den Angehörigen der Bundespolizei ein Pontifikalamt im Hohen Dom zu Köln.
Feierlich schritt die lange Prozession der Geistlichen, unterstütz von Soldatinnen und Soldaten im Ministranten Dienst unter den Klängen des Musikkorps der Bundeswehr aus Siegburg in den gut gefüllten Dom. Die Gottesdienstbesucher lauschten den Worten von Kardinal Woelki, als dieser seine Predigt mit einer dramatischen Geschichte aus dem Jahr 2005 begann.
Er erzählte von einer palästinensischen Familie, deren 12jähriger Sohn irrtümlich von einem israelischen Soldaten tödlich verwundet wurde. Anstatt mit Hass und Gewalt auf ihren Verlust zu antworten, entschlossen sich die Eltern, die Organe ihres Sohnes an, in diesem Krankenhaus auf ein Spenderorgan wartende, israelische Kinder zu spenden und diesen damit das Leben zu retten.
"Was Engel uns einsagen und was Gottes Weisheit an Lösungen bietet, ist – wie so oft – ganz einfach." Ermutigte Kardinal Woelki jeden einzelnen. "Deine Liebe soll so groß sein, dass sie nicht nur deinem Nächsten gilt, sondern sogar deinem Feind."
Aus der Lebensbotschaft Jesu leitet Kardinal Woelki den Friedensauftrag für Christinnen und Christen heute ab, ist sich aber bewusst, dass dieser Weg ein ganz anderer ist, als ihn viele andere gehen: "In den Augen der Welt werden wir vielleicht angesichts dessen für Narren oder Träumer gehalten, wenn wir versuchen, seinen Weg heute in ähnlicher Weise nachzugehen." Für ihn ist dennoch klar, dass die Wende zum Frieden nach dem Vorbild Gottes möglich ist. […] Der Frieden beginnt vor der eigenen Tür.“
Unter den Gästen des Pontifikalamtes befanden sich außer den Soldatinnen und Soldaten sowie den Angehörigen der Bundespolizei auch Gäste aus der Politik. Neben Frau Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, war auch der ehemalige Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung der Einladung gefolgt. Gegenüber dem Domradio sagte er über den Sinn und Stellenwert des Soldatengottesdienstes: „In vielen Teilen der Welt, nicht nur in der Ukraine und in Nahost, herrscht Krieg. Da berührt ein Bild wie das im Kölner Dom um Frieden betender Soldaten. Auch wenn vor den Portalen gegen diese Art Andacht immer demonstriert wird. Das ist eine wichtige Botschaft, die die Bundeswehr mit einem solchen Gottesdienst sendet"
Die Gemeinschaft Katholischer Soldaten, die einstmals den Internationalen Soldatengottesdienst mitinitiierten und sich weiterhin stark mit ihm verbunden fühlen war auch in diesem Jahr wieder vertreten. Auch die Kameraden des österreichischen Partnerverbandes, der AKS1) waren mit ihrem Präsidenten, Herrn Brigardier Mgr Peter Schinnerl, dem Generalsekretär der AKS, Herrn Oberst i.R. Bernhard Meures, und einer Abordnung weiterer Mitglieder vor Ort. Die weitgefassten Beziehungen unserer Laienorganisation wurden auch durch die Anwesenheit des stellvertretenden AMI2) Präsidenten, Herrn Captain a.D. Frank Markus (Royal Neatherlands Navy) und dem stellvertretenden Generalsekretär von AMI, Herrn Colonel Paolo Capanni (bristish Army) deutlich.
Zum anschließenden Empfang ins Maternushaus lud der Leitende Militärdekan Monsignore Rainer Schnettker. Nach einer umfassenden Begrüßung, die nach eigenen Worten Schnettkers noch gekürzt war, aber dennoch symbolisierte, wie viele sich auch in der heutigen Zeit, sowohl in der Politik, aber auch in den Führungspositionen des Militärs und der Bundespolizei noch immer mit dem christlichen Glauben identifizierten, übergab er an die Oberbürgermeisterin von Köln, Henriette Reker, für das erste Grußwort.
Sie nahm den Gedanken aus der Predigt von Kardinal Woelki auf und konkretisierte ihn mit Blick auf den Ukraine-Krieg. Sie dankte, dass ein Teil der heutigen Kollekte für das Projekte „Blau-Gelbes-Kreuz Deutsch-Ukrainischer Verein“ gesammelt wurde und ermahnte, dass die Soldatinnen und Soldaten vor Ort immer mehr aus dem Fokus der Öffentlichkeit wieder verschwinden würden. Weiter betonte sie, „Freiheit ist die Lebensform die Gott uns gab, damit wie als Person geachtet sind, diese Werte sind wortwörtlich unter Beschuss, ich betrachte sie (gewandt an die Soldatinnen und Soldaten) als die wehrhafte Vorhut unserer Gesellschaft die Gott für uns erdacht hat.“
Die Militärseelsorge bezeichnete sie als eine unverzichtbare Größe, halt gebend auch in der Ferne der Einsätze und Teil einer modernen Armee. Sie dankte den Militärseelsorgern aller Religionen für ihre Arbeit.
Danach wurde das Wort, wie schon traditionell üblich, an unseren Bundesvorsitzenden, Oberstleutnant Ulrich Schäffer, übergeben.
In seinem Grußwort nahm Oberstleutnant Schäffer Bezug auf das Friedenswort des Papstes „Vergib uns unsere Schuld, schenke uns Deinen Frieden“. Mit großer Intensität appelliert er in der Botschaft an die Staaten, aber auch an jeden Einzelnen von uns, sich für eine gerechtere und friedvollere Welt einzusetzen. Notwendig sei ein Haltungswandel, weg vom Egoismus und der Gleichgültigkeit gegenüber den anderen, hin zu einer solidarischen Grundhaltung und zum Willen zur gemeinsamen Bewältigung der globalen Herausforderungen vor denen die Menschheit steht. Wir sind aufgefordert, unsere Verantwortung ganz konkret im Hier und Jetzt, an unseren Wirkungsorten, in unseren Familien, im Verein, in der Kirche oder wo auch immer wahrzunehmen: „Stehen wir auf, melden wir uns zu Wort, wenn Fake News verbreitet werden, wenn Menschen ausgegrenzt oder aufgestachelt werden, wenn Menschen übervorteilt oder unterdrückt werden. Und vor allem: Handeln wir selbst nicht so! Dann kommen wir dem näher, dass wir uns alle so sehr wünschen: Einer friedlichen, gerechten Welt!
In vielen Gesprächen war im Anschluss Zeit für die 2 noch übrigen Grundsäulen unseres Verbandes Begegnung – Bildung (Besinnung hatten wir ja zuvor im Dom 😉).
Geschichte des Internationalen Soldatengottesdienstes
Angehörige der GKS und AMI (Apostolat Militaire International) beschlossen 1975 die Durchführung des Internationalen Soldatengottesdienstes. Den 1. Soldatengottesdienst feierte der damalige Kardinal Höffner mit 1.100 Soldaten aller im Bistum Köln stationierten Nationen in der Apostelkirche in Köln. Seit 1977 lädt das Katholische Militärdekanat WEST zum alljährlichen Internationalen Soldatengottesdienst in den hohen Dom zu Köln.
1) Arbeitskreis Katholischer Soldaten
2) Apostolat Militaire International
Weitere Beiträge und Informationen finden Sie auch auf unserem Instagram Kanal (katholischesoldaten) oder auf Facebook (Gemeinschaft katholischer Soldaten).
Eine Videoaufzeichnung des gesamten Gottesdienstes finden sie auf der Internetseite des Domradios:
https://www.domradio.de/artikel/kardinal-woelki-feiert-internationalen-soldatengottesdienst-1
Links:
- Predigt Woelki: Weltfriedenstag 2025
- Grußwort Bundesvorsitzender der GKS
- Rede von Oberbürgermeisterin Henriette Reker
Bilder: Oberst i.R. J. Machowetz (AKS)
Text: StFw Juliana Haberlag
Textabschnitte teilweise übernommen von Berichten der AKS und Domradio.de /jh