Welt in Unordnung! – Neue Weltordnung?
GKS-Akademie Oberst Dr. Helmut Korn


Als das Team um den Akademieleiter Oberst a.D. Rüdiger Attermeyer vor ca. 1,5 Jahren mit der Vorbereitung der Akademie, die vom 16.-18.03.2025 im Katholischen Sozialen Institut in Siegburg stattgefunden hat, begann, konnte es nicht ahnen, wie aktuell dieser Titel im März 2025 sein würde.

Der Ukraine-Krieg geht ins vierte Jahr, im Gaza ist kein Frieden in Sicht, die Klimaerwärmung schreitet rascher voran als die Wissenschaft dies noch vor zwei Jahren vorhergesagt hatte, Trumpismus und Putinismus prägen das politische Weltklima, Europa und seine Werte geraten im Inneren und Äußeren immer mehr unter Druck, Bündnisse wie die Nato und die EU stehen vor Zerreißproben, in Deutschland wird um die Bildung einer Regierung gerungen, nachdem zuvor die Ampelregierung vorzeitig zerbrochen ist. Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen und jeder von uns hätte wahrscheinlich ganz eigene Punkte, die hinzugefügt werden könnten.

„Ja, diese unsere bekannte Welt ist in Unordnung“ – da waren sich alle 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Akademie schon beim Eintreffen einig.

Auf Einladung der GKS waren Soldatinnen und Soldaten aller Dienstgradgruppen, mit und ohne vorherigen Bezug zur GKS, gekommen, um sich mit der Frage zu befassen, wo Chancen und Herausforderung in dieser Situation liegen und welche Möglichkeiten eines Ordnungsrahmens es gibt.

Die Referenten spannten dabei thematisch einen weiten Bogen:
Generalleutnant a.D. Bühler legte mit seiner sicherheitspolitischen tour d’Horizon den militärisch-fachlichen Grundstein für die Überlegungen. „Die derzeitige Situation ist gefährlicher, komplexer und unübersichtlicher als es die Situation im Kalten Krieg war“, begann er seine Ausführungen.

Der Bereichsleiter Weltkirche und Migration bei der Dt. Bischofskonferenz, Ulrich Pöner, stellte die Entwicklung des Friedensbegriffs in der kath. Friedensethik vor. „Konflikte sind in menschlichen Beziehungen, zwischen Einzelnen, Gesellschaften und Staaten völlig normal, da unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen. Ob diese Konflikte in ihrer Wirkung „gut“ oder „vernichtend“ sind, entscheidet sich einzig und allein nach der Art der Konfliktaustragung.“, stellte er dabei seinen Ausführungen als Grundannahme voran.

Vertieft wurden diese Überlegungen in Theorie und Praxis durch den aus Rom zugeschalteten Theologen und Friedensethiker Dr. Marco Schrage. Dieser stellte die Notwendigkeit einer tragfähigen Konfliktethik dar, der der unbedingte Wille zur Überwindung von Ungerechtigkeit, Gewalt, der Konzentration auf Eigen- und Regionalinteressen und der Missachtung des Gemeinwohls zugrundeliegt und deren entscheidender Maßstab die Orientierung am Gemeinwohl, also dem Handeln zum Wohle aller Menschen, ist. „Aus der Warte christlicher Konflikt- und Friedensethik ist es unerlässlich anzuerkennen, dass die freiheitliche Demokratie unserer Prägung nur ein mögliches Mittel der Gestaltung der politischen Beziehungen der Menschen ist.“, so eine seiner Grundaussagen.

Eine ganz besondere Form der Kriegsführung stellte Mateusz Labuz vom Institut für Frieden und Sicherheit in Hamburg (IFSH) näher vor. Er referierte über die Formen, Vorkommen und die Wirkungen von Desinformation und Missinformation als „Waffe“ im „Informationskrieg“, der mehr oder weniger unbemerkt um uns herum tobt und in erheblicher Weise die Meinungsbildung unserer Bevölkerung beeinflusst. „Die moderne Welt befindet sich mitten in einem unsichtbaren Krieg. Er findet parallel zu klassischen Militäreinsätzen statt: Der Cyberraum und der Informationsraum sind zu einem Ort des Kampfes geworden. Dabei geht es nicht nur um Cyberangriffe auf Netzwerke, sondern auch um den gezielten Einfluss auf unsere Meinungen und Wahrnehmungen. Zu diesem Zweck werden verschiedene Strategien der kognitiven Kriegsführung eingesetzt.“ Hier gilt es aufmerksam und verteidigungsfähig zu sein. Dies setzt Informationen, ein Bewusstsein für die Gefährdung voraus und letztlich die Bereitschaft jeden Einzelnen, sich im eigenen Umgang mit Informationen immer wieder der Gefährdung bewusst zu machen, den Umgang mit Informationen zu hinterfragen und aktiv gegen Desinformationen aufzutreten.

Wie gut, dass es lange Abende und kurze Mittagspausen gab, um untereinander das Gehörte zu besprechen, mit eigenen Erkenntnissen, Wahrnehmungen und Erfahrungen anzureichern und Schlüsse daraus zu ziehen.

„Danke für eine intensive Akademie, die viele interessante Aspekte beleuchtet und mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Ich hoffe, dass es wieder einmal Gelegenheit geben wird, in einem solchen oder ähnlichen Format über ein so komplexes Thema sehr grundsätzlich gemeinsam nachzudenken!“ schrieb ein Teilnehmer nach der Veranstaltung in einer Mail.

Wir sehen es als Bestätigung und Auftrag und bleiben dran!

Derzeit erarbeiten wir Zusammenfassungen der Beiträge der Akademie, die wir in lockerer Reihenfolge hier und in unserer Verbandszeitschrift AUFTRAG veröffentlichen werden.

Wenn Ihnen in diesem Zusammenhang ein spannendes Thema oder ein spannender Referent, eine spannende Referentin über den Weg läuft, melden Sie sich bitte. Wir planen schon die nächsten Online-Formate für den Herbst.

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.