Wehrbeauftragte Högl: Pflichtjahr auch für Frauen zeitgemäß
In Israel müssen auch Frauen seit 1949 Wehrdienst leisten. In Dänemark ist dies ab 2026 geplant. Der Koalitionsvertrag setzt indes auf Freiwilligkeit von Männern und Frauen. Die Wehrbeauftragte ist für eine andere Lösung.
KNA
Frauen als Pflegerinnen oder Soldatinnen? Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), befürwortet ein gesellschaftliches Pflichtjahr auch für Frauen.
Zur Gleichberechtigung gehören Rechte und Pflichten. Perspektivisch brauchen wir daher ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für Männer und Frauen. Das wäre zeitgemäß, würde den Zusammenhalt stärken und auch jedem und jeder Einzelnen guttun, sagte sie am Freitag der Katholischen Nachrichten Agentur (KNA) auf Anfrage.
Alle Menschen im Land sollten eine Zeit lang etwas für unsere Gesellschaft tun. Das muss nicht zwingend nur die jungen Menschen betreffen und vor allem auch nicht nur die Männer. Der Dienst in der Bundeswehr könnte dann ein Teil des Gesellschaftsjahres sein, so Högl weiter. Andere könnten sich auch im sozialen Bereich, im Katastrophenschutz, im Klimaschutz oder in der Denkmalpflege engagieren. Ein solches gesamtgesellschaftliches Modell brauche aber dringend eine verpflichtende Erfassung, und es darf keine Nachteile für die berufliche Karriere geben, mahnte die Wehrbeauftragte.
Die Leistungen eines Gesellschaftsjahres könnten zum Beispiel auch für den Beruf, die Ausbildung und das Studium anerkannt werden.
Union und SPD wollen Freiwilligendienste stärken
Das verpflichtende Dienstjahr kommt nicht. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD kommt das Wort nicht einmal vor. Wehr- und Freiwilligendienst hingegen schon.
Von Niklas Hesselmann
KNA 10.04.2025
Union und SPD setzen weiterhin auf das Freiwillige Soziale Jahr und einen nicht verpflichtenden Wehr dienst. Wir schaffen einen neuen attraktiven Wehrdienst, der zunächst auf Freiwilligkeit basiert, heißt es im am Mittwoch in Berlin vorgestellten Koalitionsvertrag.
Noch in diesem Jahr sollen die Voraussetzungen für die Musterungen geschaffen werden. Vorbild dafür sei Schweden, wo jährlich 18-Jährige angeschrieben und ein Teil von ihnen gemustert wird. So soll die Bereitschaft erhöht werden, dass Männer und Frauen sich für den einjährigen Wehrdienst entscheiden. Der bisherige und möglicherweise auch zukünftige Verteidigungsminister, Boris Pistorius (SPD), hatte sich bereits in der Vergangenheit für dieses Modell ausgesprochen. Zugleich möchte die künftige schwarz-rote Koalition die Freiwilligendienste und das Freiwillige Soziale Jahr stärken. Dazu heißt es in dem Papier: Wir wollen es Jugendlichen ermöglichen, sich unabhängig vom Geldbeutel der Eltern für einen Freiwilligendienst zu entscheiden. Dafür sollen mehr Stellen geschaffen und mehr Finanzmittel für ein höheres Taschengeld zur Verfügung gestellt werden. Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Defaa forderte ein Gesamtkonzept für einen attraktiven Gesellschaftsdienst . Für die im Koalitionsvertrag verstreuten Vorhaben sei dringend ein Gesamtkonzept notwendig. Sie verwies dabei auf die Idee eines allgemeinen freiwilligen Gesellschaftsdienstes, der auf einer Wahlpflicht basiere. Vorgeschaltet wäre am Ende der Schulzeit eine verbindliche Beratung über den Wehrdienst, Bevölkerungsschutz und Freiwilligendienste.
Militärseelsorge: Beratungsbedarf von Soldaten nimmt zu
Ukraine-Krieg, Litauen-Einsatz, Wehrpflicht: Es gibt zahlreiche Themen, die nicht nur die Gesellschaft beschäftigen, sondern auch die Soldaten der Bundeswehr. Das erlebt die katholische Militärseelsorge zunehmend. Berlin/Essen
KNA
Bei der katholischen Militärseelsorge häufen sich nach eigenen Angaben Beratungsanfragen von Soldaten rund um mögliche Kriege und Auslandseinsätze. Ein Grund sei seit 2022 der Krieg in der Ukraine, sagte der Sprecher der Militärseelsorge, Norbert Stäblein, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.
Konkret gehe es da bei etwa um den Aufbau der Panzerbrigade 45 in Litauen dem ersten Großverband der Bundeswehr, der als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg dauerhaft im Ausland stationiert sein wird. Der Verband wurde am 1. April in Dienst gestellt und soll künftig knapp 5.000 Soldaten umfassen. Neben Sorgen der Soldaten um einen scharfen Einsatz an der Nato-Ostflanke bringe das Vorhaben auch alltägliche Probleme mit sich, so der Sprecher. Es geht nicht nur um Ängste und Schuldfragen im Kriegsfall. Es geht auch um Fragen zu einer Beziehung auf Distanz- mit einem Partner in Litauen und einem in Deutschland.
Weitere Anfragen drehten sich um die Kommunikation in der Familie, führte Stäblein aus. Viele Soldaten sind etwa sprachlos, wenn ihre Kinder fragen, was passiert, wenn ihre Eltern in den Krieg müssen. Um zu solchen Themen aufzuklären, böten die katholische, evangelische und jüdische Militärseelsorge neben Beratungen auch die Broschüre „Mit Kindern über den Krieg reden“ an. Außerdem gebe es extra Kinderbücher, die mit Titeln wie „Lena und Papas Ausland seinsatz“ oder „Wie ist es, wenn es Krieg gibt“ schwierige Fragen für Kinder verständlich darstellten.
Katholischer Militärbischof Overbeck plädiert für Dienstpflicht
Ob Wehrpflicht oder Freiheitsdienst: Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck spricht sich für mehr gesellschaftlichen Einsatz aus- von Männern wie Frauen.
KNA 10.04.2025
Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck spricht sich für ein Gesellschaftsjahr für Männer und Frauen aus. Die Wehrpflicht könnte hierbei eine Option sein, sagte der Essener Bischof dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) in Kiel.
Angesichts des Zustands karitativer Einrichtungen, etwa Krankenhäuser und Kitas, müsse jeder etwas für die Gesellschaft tun. Junge Menschen könnten hierbei wachsen und reifen, so Overbeck. Der Bischof hält auch den Vorschlag der Grünen für bedenkenswert, einen allgemeinen Freiheitsdienst für Menschen im Alter zwischen 18 und 67 Jahren einzuführen. „Richtig finde ich, dass die Last für die Verteidigung nicht allein der jungen Generation auferlegt werden darf“ , sagte Overbeck. Auf die Frage, ob Wehrpflichtige in einem möglichen bewaffneten Konflikt auch an die Front geschickt werden sollten, erklärte der Bischof: „Ob Cyberwar oder persönlich im Feuergefecht: Jeder Soldat an der Front ist einer zu viel.“ Er fürchte aber, dass es in einer kriegerischen Auseinandersetzung in einer Armee wohl keine Komfortzone mehr geben werde.
Militärbischof Overbeck: Keinen Frieden um jeden Preis in der Ukraine
Militärbischof Overbeck sieht in den russisch-amerikanischen Gesprächen ein fatales Signal. Die Ukraine werde am Verhandlungstisch erneut zum Opfer gemacht, kritisiert er. Und wirft der deutschen Politik Schweigen vor.
KNA 10.04.2025
Für den katholischen Militärbischof Franz Josef Overbeck darf es in der Ukraine keinen Frieden um jeden Preis geben. Die sogenannten Verhandlungen zwischen Russland und den USA machen einen Machthaber wie Russlands Präsidenten Putin praktisch zu einem Gewinner , sagte Overbeck dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) in Hannover im Interview. Die angegriffene Ukraine soll laut Overbeck am Verhandlungstisch ein weiteres Mal zum Opfer gemacht werden. Sollte das geschehen, wären die Grundlagen für die nächsten Konflikte programmiert. Aktuell führten die USA und Russland die Weltordnung, die sich auf die Unverletzbarkeit der Grenzen stütze, ad absurdum.
Der Bischof kritisierte auch die politischen Kräften in Deutschland, die zu dem Thema weitgehend schwiegen. Auch das Sterben von Soldaten und Zivilisten werde durch einen Frieden nach amerikanisch-russischen Ideen nur vordergründig beendet, sagte Overbeck. Würde die Ukraine noch einmal zum Opfer gemacht, würde dies bedeuten, dass künftig das Recht des Stärkeren über die Stärke des Rechts siegt. Das war noch nie gut für die Menschheit.
Wirtschaftsethiker: Anlegen in Rüstungsindustrie ethisch vertretbar
Seit Beginn des Ukraine-Krieges boomen Rüstungsaktien- Tendenz steigend. So mancher überlegt, zu investieren, hat aber ein ungutes Gefühl dabei. Ein Wirtschaftsethiker erklärt, worauf man bei seiner Entscheidung achten sollte.
KNA 28.03.2025
Mulmiges Gefühl beim privaten Investment in Rüstungsaktien? Nach Einschätzung eines Wirtschaftsethikers ist das verständlich, kann jedoch trotz dieser Bedenken eine moralisch richtige Entscheidung für Anleger sein. Es kommt darauf an, aus welchen Gründen man sich für so etwas entscheidet , sagte Nils Goldschmidt, Direktor des Weltethos-Instituts in Tübingen. Dann ist es bis zu einem gewissen Grad legitim. Gefühlsmäßig sei es für viele dennoch das Unethischste, was man eigentlich machen kann, aus der Tradition her aus und mit Blick auf die vergangenen Jahre, so der Wirtschaftsprofessor.
Deshalb solle sich der private Anleger auf den Prüfstand stellen und genau reflektieren, warum er gerade jetzt in Rüstungsindustrie investieren wolle. Liegt es daran, dass ich möglichst hohe Gewinne erzielen will?, so Goldschmidt mit Blick auf den derzeitigen Boom von Rüstungsaktien. Oder geht es mir darum, die Rüstungsindustrie zu stützen, um den Frieden zu sichern? Dies sei dann eine private Investition, die genau aus den gleichen Gründen getätigt werde wie die von der Bundesregierung beschlossene militärische Aufrüstung zur Abschreckung von Aggressoren- und damit absolut legitim.
Ich kann aber auch zu dem Schluss kommen, dass ich diese Politik der Bundesregierung zwar mit meinen Steuergeldern unterstütze, aber trotzdem persönlich mein Geld in neutralere Bereiche investieren will , so der Ethiker. Dies sei etwa mit der Verweigerung des Wehrdienstes vergleichbar. Auch ein Zivildienstleistender könne durchaus die Notwendigkeit der Landesverteidigung sehen. Aber er möchte nicht Teil dessen sein.
Auf dünnes Eis begibt sich Goldschmidt zufolge dagegen, wer glaubt, der Zweck heile die Mittel: Ein unethischer Gewinn wird nicht dadurch geheilt oder legitimiert, dass ich ihn gut verwende und etwa in Spenden für soziale Einrichtungen oder Entwicklungshilfe investiere.
Bemühungen der Rüstungsindustrie, in die Gruppe von nachhaltigen Investments aufgenommen zu werden, lehnte der Theologe und Volkswirt, der Professor für Kontextuale Ökonomik an der Uni Siegen ist, ab. Es gibt momentan gute Gründe, in Rüstungsindustrie zu investieren, aber wenn wir das dann auch als nachhaltig oder ethisch wünschenswert bezeichnen würden, weichen wir diese Begrifflichkeiten auf , warnte Goldschmidt. Nachhaltiges Investment bedeute, sich die Interessen des anderen zu eigen zu machen: Also wirklich in Dinge investieren, die darauf abzielen, die Gesellschaft beispielsweise im Sinne einer ökologischen Transformation zu verändern oder die etwa auf Generationengerechtigkeit und sozialen Zusammenhalt ausgerichtet sind, so der Ethiker.
Erzbischof Koch: Der Westbalkan braucht eine Perspektive
Studien zeigen, dass die Menschen im Südosten Europas wegen des demografischen Wandels zunehmend in wirtschaftliche und soziale Not schlittern. Das Hilfswerk Renovabis setzt daher auf Entwicklungshilfe als Stabilisator.
KNA 28.03.2025
Renovabis-Bischof Heiner Koch wirbt für mehr gesamteuropäische Solidarität, damit der Südosten Europas nicht weiter in wirtschaftliche und soziale Not gerät.
Diese Länder bräuchten eine Perspektive.
Grund für die Entwicklung ist wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge, dass die Länder zunehmend einen Bevölkerungsschwund zu verkraften haben, wie es in einer Mitteilung des katholischen Osteuropahilfswerks heißt.
Renovabis setze deshalb durch die Unterstützung seiner Partner in diesen Ländern ein klares Zeichen, dass wir an eine Zukunft für die Menschen in dieser Region glauben. Die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Osteuropa versuche seit vielen Jahren, mit entsprechenden Projekten gegenzusteuern, erinnerte Koch.
Als Beispiel nannte er YourJob-Programme, die jungen Menschen den Weg in die Selbstständigkeit ebneten. Weitere Bausteine seien eine regionale Struktur- und Wirtschaftsförderung durch nachhaltigen Tourismus, Projekte zum Ausbau häuslicher Pflege sowie Bildungsprogramme.
Genau hingeschaut:
Spannendes vom Konzil von Nizäa – Forscher auf der Suche nach dem historischen Ort der Versammlung
Forscher suchen nach Hinweisen auf erste ökumenische Versammlung - Der See, die Kirche und das Konzil
Vor 1.700 Jahren trafen sich mehr als 300 Bischöfe im antiken Nizäa, dem heutigen türkischen Iznik, zum ersten Ökumenischen Konzil. Der Ort ist bis heute unklar. Kann eine byzantinische Kirchenruine Aufschluss geben?
Von Andrea Krogmann (KNA) 27.03.2025
Stadtmauern, Moscheen und die Überreste von fast einem Dutzend Kirchen: Izniks reiche Geschichte durch hellenistische, römische, byzantinische, seldschukische und osmanische Zeit begleitet den Besucher auf Schritt und Tritt. In der christlichen Welt hat die Stadt rund 140 Kilometer südöstlich von Istanbul unter ihrem antiken Namen Nizäa Geschichte gemacht- als Gastgeber von gleich zwei der sieben ökumenischen Konzilien.
Während die Hagia-Sophia-Kirche im historischen Stadtzentrum und heutige Orhan-Moschee als Ort des zweiten nizänischen Konzils von 787 bekannt ist, bleibt es bis heute ein Mysterium, wo genau in der Stadt 325 die Väter des ersten Ökumenischen Konzils ihre fundamentalen theologischen Weichen stellten.
Forschungen türkischer Archäologen der Universität Bursa versprechen Einsichten. Die Überraschung kam aus der Luft: 2014 erhielt der Leiter der Archäologischen Abteilung der Uludag-Universität in Bursa, Mustafa Sahin, Luftaufnahmen des Ascanius-Sees. So hieß das Gewässer, als Iznik noch Nizäa war. Auf ihnen erkennbar, etwa zwei Meter unter Wasser und rund 30 Meter vom Ufer entfernt: die Umrisse einer dreischiffigen Basilika. Die geostete Apsis legte schnell nahe, dass es sich um ein christliches Gotteshaus handelt und brachte der Ruine die Namen Unterwasserbasilika und versunkene Kirche. In den elf Jahren seit ihrem Fund ist der Seespiegel gefallen. Trockenen Fußes führt Mustafa Sahin zu den historischen Mauerresten, die aus dem Wasser ragen. Der Archäologe nimmt der Hoffnung den Wind aus den Segeln: Die Kirche, deren Ruinen er seit 2015 erforscht, müsse aus der Zeit nach 390 stammen, wie Münzen belegten, die in Gräbern unter der Bema-Wand gefunden wurden. Konzilskirche könne die Basilika demnach schon mal nicht gewesen sein.
Das Aber in Sahins Stimme wiegt schwer. Zu gut passt die Lage des Funds zu Hinweisen zum Sitzungsort der Konzilsväter, die sich in historischen Quellen finden. Der Archäologe führt Konzilsteilnehmer Eusebius von Caesarea, den britischen Pilger und späteren Bischof von Eichstätt Willibald, ein Fresko der Sixtinischen Kapelle und Reisenotizen eines weiteren angelsächsischen Geistlichen ins Feld. Zusammengefasst: Die Konzilsväter tagten in einem Palast des Kaisers Konstantin außerhalb der Stadtmauern mit Panorama auf den See. Wo genau dieser Palast gestanden hat, auch das ist bis heute nicht geklärt.
Kardinal Parolin: Ursprüngliche Werte Europas werden vergessen
In Nemi bei Rom tagen diese Woche Bischöfe aus den Ländern der EU. Kardinalstaatssekretär Parolin forderte sie nun auf, die Politik an Europas christliche Wurzeln zu erinnern- denn die gerieten derzeit in Vergessenheit.
KNA 28.03.2024
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat sich kritisch zum inneren Zustand der EU geäußert. Bei der Vollversammlung des Rats der EU-Bischofskonferenzen (Comece) in Nemi bei Rom beklagte er, dass selbst bei christlich geprägten Politikern das Bewusstsein für die Werte, aus denen die Europäischen Gemeinschaften entstanden sind, ab nimmt.
Angesichts der Vielfalt von Parteien und politischen Strömungen im derzeitigen EU-Parlament nach den Europawahlen vom vergangenen Jahr bemerkte Parolin, die Bischöfe sollten einen offenen und aufrichtigen Dialog mit allen politischen Kräften führen. In der Migrationspolitik forderte er die Bischöfe auf, im Dialog mit den Institutionen der Union dafür zu sorgen, dass wir Migranten nicht nur als Zahlen betrachten, sondern als Menschen mit ihrer eigenen Geschichte, ihren Dramen und Erwartungen.
Der Chefdiplomat von Papst Franziskus ging auch auf die aktuellen Verwerfungen zwischen den USA und ihren europäischen Verbündeten ein und bemerkte: Der außenpolitische Ansatz der neuen US-Regierung stellt die atlantischen Beziehungen in Frage, die seit 1945 entwickelt wurden. Er hoffe in dieser Situation auf ein größeres kollektives Bewusstsein für die Rolle und die Verantwortung Europas in der Welt, ohne einer defensiven und reinen Aufrüstungslogik nachzugeben. Sich um das Wohl des eigenen Landes und Europas zu kümmern, entbinde europäische Politiker nicht davon, an das Wohl der gesamten Menschheit zu denken, mahnte Parolin. Die humanitäre Hilfe und die Entwicklung der ärmsten Länder, die Achtung der Menschenrechte und der Schutz der Umwelt dürften nicht vernachlässigt werden.
Bischöfe in der EU: Kirche muss bei Aufrüstungsdebatte mitreden
Die Wiederbewaffnung Europas als Antwort auf die russische Bedrohung und die Abwendung der USA beschäftigt auch die katholische Kirche. Die EU-Bischöfe sprechen bei ihrer Vollversammlung darüber.
KNA 27.03.2024
Mit einer differenzierten Stellungnahme zur Aufrüstung Europas hat die Vollversammlung der Kommission der katholischen Bischofskonferenzen in der EU (Comece) begonnen. Der Vorsitzende, Bischof Mariano Crociata, sagte am Mittwoch zum Auftakt der dreitätigen Versammlung in Nemi bei Rom, die schwerwiegendsten Veränderungen seien derzeit der Überfall Russlands auf die Ukraine und die Rückkehr des puren Nationalismus . Dies verändere auch die EU. Die Kirche sei aufgerufen, die Union in dieser schwierigen Phase mit ihrer Lehre zu begleiten, betonte Crociata, der Bischof von Latina bei Rom ist.
Zum Ukraine-Krieg erklärte Crociata, es sei schlimm, wenn versucht werde, die Wirklichkeit zu verdrehen und die Ukraine vom Opfer zum Aggressor zu machen. Zugleich werde versucht, sie zur Tauschware in einer Verhandlung über ihren Kopf hinweg zu degradieren.
Zur Zukunft der EU erklärte Crociata, mit dem Ende der Friedensphase in Europa stelle sich die Frage, wie die EU sich als Friedensprojekt treu bleiben könne. Die Kirche müsse in der Debatte über eine Aufrüstung Europas mitreden. Ihre Lehre gehe nicht in Richtung eines bedingungslosen Pazifismus, der letztlich dazu führe, dass die Verlierer sich unterwerfen müssten. Vielmehr lehre sie, dass eine Verteidigung zur Abschreckung in Verbindung mit einem Bemühen um Dialog anzustreben sei.
Von ihrem Wesen her muss die EU Brücken bauen und den Dialog suchen (...) Aber wenn das Vertrauen verraten wird und alle nichtmilitärischen Bemühungen um eine Friedensordnung scheitern, muss man die Notwendigkeit einer gemeinsamen Verteidigung zum Zweck der Abschreckung anerkennen. Dennoch, so Crociata, müsse ein allgemeiner Aufrüstungs-Wettlauf vermieden werden.
Ferner dürften die Ausgaben für den Schutz der Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit, Entwicklungshilfe und Umweltschutz nicht gekürzt werden. Der Gegensatz zwischen der Bürokratie in Brüssel und der Bevölkerung schwäche die EU, so Crociata weiter. Sie müsse sich deshalb mehr um die Schwächsten in der Bevölkerung sowie um die Mittelschicht kümmern.
Weiter sagte Crociata, kein vernünftiger Mensch denke, dass einzelne Ländern überleben würden, wenn es wieder ein Europa völlig getrennter Staaten gäbe. Als Einzelstaaten würden sie faktisch zu Kolonien der Großmächte. Deshalb gelte es, die aktuellen Problem anzugehen und zu überwinden. An der Comece-Vollversammlung können laut Statut 25 Bischöfe mit Stimmrecht und sechs mit Beobachterstatus teilnehmen, fünf Bischöfe fehlen in diesem Jahr. Erstmals sind zwei Bischöfe aus der Ukraine als Beobachter dabei.
Link zu weiteren Informationen zu Comece: https://www.comece.eu/comece/eu-bishops/
Deutschland wird durch Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck vertreten.
Was ist die COMECE?
Die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) setzt sich aus den katholischen Bischofskonferenzen aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union zusammen.
Die COMECE wurde 1980 mit Zustimmung des Heiligen Stuhls gegründet, um die EU-Bischofskonferenzen gegenüber den EU-Institutionen zu vertreten. Sie führt einen Dialog mit den EU-Institutionen und leistet Beiträge zur Förderung des Gemeinwohls und eines menschenzentrierten Ansatzes in der EU-Politik. Klicken Sie hier für weitere Informationen zur Geschichte und Mission der COMECE.
Die COMECE arbeitet regelmäßig mit der Apostolischen Nuntiatur bei der Europäischen Union und mit dem Staatssekretariat des Vatikans zusammen.
Das Sekretariat der COMECE hat seinen Sitz in Brüssel. Dort beobachtet, analysiert und entwickelt ein Beraterteam Positionen, die die katholische Perspektive zur EU-Politik darstellen. Die wichtigsten Dossiers der EU-Kompetenz, an denen die COMECE arbeitet, sind folgende:
- Justiz und Grundrechte
- Soziale und wirtschaftliche Angelegenheiten
- Außenbeziehungen der EU
- Internationale Religionsfreiheit
- Migration und Asyl
- Ökologie, Energie und Landwirtschaft
- Ethik, Forschung und Gesundheit
- Kultur und Bildung
- Jugendpolitik
Zur Struktur der COMECE gehören die Versammlung, der Ständige Ausschuss, das Sekretariat, sechs Kommissionen ( Rechtsangelegenheiten , Soziales , Auswärtige Angelegenheiten, Migration und Asyl , Ethik , Kultur und Bildung ) und die Pressestelle.
Der derzeitige Präsident ist S.E. Mgr. Mariano Crociata, Bischof von Latina.
Der derzeitige Generalsekretär ist P. Manuel Enrique Barrios Prieto.
Ukrainischer Kirchenführer gegen Gebietsabtretungen an Russland
Die griechisch-katholische Kirche gehört seit jeher zu den patriotischen Kräften in der Ukraine. Ihr religiöses Oberhaupt warnt vor einem Entgegenkommen des Westens gegenüber Russland.
KNA 19.03.2025
Gegen Gebietsabtretungen an Russland im Rahmen von Friedensverhandlungen hat sich das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine ausgesprochen. In einem Interview der italienischen Tageszeitung Il Foglio (Dienstag) sagte Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, bei der russischen Aggression gegen die Ukraine gehe es nicht nur um Gebietsgewinne, sondern auch um die Menschen, die in den Gebieten lebten.
Russlands Ziel sei es, die Weltordnung durcheinanderzubringen, den eigenen Status als Weltmacht wiederherzustellen und sich in die inneren Angelegenheiten der europäischen Staaten einzumischen. Das Böse kann weder befriedet noch befriedigt werden, betonte Schewtschuk. Man muss es stoppen. Und genau das tun wir und bezahlen dafür mit unserem Blut.
Weiter sagte der Kirchenführer: Wir erinnern daran, dass sich das Böse, wenn es nicht bestraft wird, früher oder später mit noch mehr Kraft und noch dramatischeren Folgen wiederbeleben wird. Die Kirche werde darüber wachen, dass man jetzt nicht zu einer Illusion des Friedens, sondern zu einem gerechten und dauerhaften Frieden komme. Derzeit sehe man eine Entwicklung, die in eine ganz andere Richtung gehe.
Damit es einen gerechten Friedensvertrag gebe, müssten das Völkerrecht respektiert und verlässliche Sicherheitsgarantien gegeben werden. Für das ukrainische Volk sei es schrecklich, wenn jetzt sogar im Westen die russische Propaganda wiederholt werde, erklärte Schewtschuk. Das sei manchmal schlimmer als die russischen Bomben. Wenn unser Widerstand gemäß den Kategorien der russischen Propaganda beurteilt wird, sind wir besorgt nicht nur wegen uns selbst, sondern wegen der Zukunft der Menschheit.“
Dornröschenschlaf beendet: Zivilschutz wird wichtig - Mehr Widerstandsfähigkeit für Infrastruktur in Deutschland
Deutschland ist nach Auffassung von Hilfsorganisationen schlecht auf Großkrisen und Angriffe vorbereitet. Der Zivilschutz bekommt neue Aufmerksamkeit. Baustellen gibt es viele.
KNA 20.03.2025
Lange lag der Zivil- und Bevölkerungsschutz in Deutschland im Dornröschenschlaf. Seit dem Ende des Kalten Kriegs wurde nicht nur der Wehrdienst ausgesetzt. Bunker wurden eingemottet, Sirenen abgebaut, Schutzpläne eingemottet. Wer dazu riet, für Not- und Katastrophenzeiten Lebensmittel, Taschenlampen und Kleingeld zurückzuhalten, wurde schräg angeschaut. Die russische Aggression in der Ukraine sowie vermehrte Angriffe auf kritische Infrastruktur und Naturkatastrophen haben wachgerüttelt.
Zeitenwende auch im Zivil- und Katastrophenschutz: Am Dienstag hat der Bundestag ein gigantisches Schuldenpaket beschlossen, das Milliardenausgaben für Verteidigung wie auch für Zivilschutz, Nachrichtendienste und Militärhilfe vorsieht. In welche Bereiche das Geld investiert wird, steht noch nicht fest. Doch Hilfsorganisationen liefern bereits seit Monaten Vorschläge, wie Deutschland widerstandsfähiger gegen über Krieg, Naturkatastrophen, Cyberangriffen und Attacken auf kritische Infrastruktur werden könnte. Gefordert wird eine engere Verbindung von Zivil-, Katastrophen- und militärischem Schutz.
Wir müssen in allen Bereichen widerstandsfähiger werden, sagt der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler. Dazu gehöre auch, die Bevölkerung stärker für Gefahren zu sensibilisieren und zu zeigen, wie jeder in Notfällen Freunden oder Nachbarn helfen könne. Dagegen warnt die Linke vor einer Militarisierung des zivilen Katastrophenschutzes.
Derzeit erarbeiten Bund und Länder ein nationales Schutzraumkonzept. Öffentliche Gebäude und private Immobilien, die als Zufluchtsorte genutzt werden können, sollen systematisch erfasst werden. Der Fokus liegt auf dem Selbstschutz: Bürger sollen eigene Keller für den Ernstfall ausrüsten. Derzeit stehen laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz von ursprünglich 2.000 nur noch 579 Schutzräume mit rund 478.000 Plätzen formal zur Verfügung. Sie seien jedoch weder funktions- noch einsatzbereit.
Der langjährige Präsident des Technischen Hilfswerks (THW), Albrecht Broemme, fordert eine allgemeine Dienstpflicht für Männer und Frauen. Es müssten neue Organisationsformen geschaffen werden- neben Bundeswehr, dem Roten Kreuz und THW, sagte Broemme dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Eine solche Dienstpflicht könnte auch die Kluft verringern zwischen dem Staat als abstraktem, feindlichen Gebilde und den Menschen.
Etwas anders will sich die Caritas dem Thema nähern: Präsidentin Eva Welskop-Defaa schlägt für alle jungen Menschen eine verbindliche Beratung zu Wehr- oder Freiwilligendienst vor. Damit könne man schnell und einfach sowohl die Zahl der Wehrdienstleistenden erhöhen als auch die Zahl der jungen Menschen, die sich in Freiwilligendiensten oder im Zivil- und Katastrophenschutz engagieren.
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) forderte unterdessen ein bundesweites Programm zur Vorbereitung der medizinischen Versorgung auf einen Kriegsfall.
Es gehe darum, das Gesundheitssystem auf alle Arten von Krisen vorzubereiten: Denn eine intakte Gesundheitsversorgung ist für die Verteidigung eines Landes ebenso wichtig wie die Bundeswehr. Auch müssten Deutschland und Europa wieder stärker zum Produktionsstandort für die Pharmaindustrie werden, um die Versorgung mit Arzneimitteln zu sichern.
Der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Christian Reuter, sagte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, kurzfristig seien 20 Milliarden Euro für den Bevölkerungsschutz nötig.
Ein konkretes Manko ist laut Reuter die fehlende Infrastruktur für die Unterbringung von bis zu 1,7 Millionen Menschen, die im Falle eines Notstands schnell evakuiert oder versorgt werden müssten. Auch das Personal im Katastrophenschutz sei nicht ausreichend geschult, und die Notfallkapazitäten in Kliniken sowie die Versorgung mit Antibiotika reichten nicht aus.
Glaubt man einer im Februar veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Malteser, sehen sich auch die Bürger schlecht auf mögliche Krisen vorbereitet. Nur knapp ein Drittel hält sich für eher gut gewappnet, über die Hälfte aber eher unzureichend. Konkret hat demnach bereits ein Viertel der Befragten Vorräte an Lebensmitteln und Medikamenten für den Ernst fall angelegt, 17 Prozent haben sich mit Batteriegeräten oder Notstromaggregaten auf einen Blackout vorbereitet, und gut jeder Zehnte hat einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert.
Militärbischof: Erhöhte psychische Belastung wegen Ukraine-Krieg
Soldaten und ihre Familien stehen wegen eines möglichen Konflikts an der Nato-Ostflanke zunehmend unter Druck, sagt der katholische Militärbischof. Und nennt weitere Herausforderungen für die Seelsorge in der Bundeswehr.
KNA 19.03.2025
Eine veränderte sicherheitspolitische Lage seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor drei Jahren ist nach Worten des katholischen Militärbischofs Franz Josef Overbeck auch ein Fall für die Militärseelsorge. Die reale Möglichkeit eines militärischen Konflikts an der Nato Ostflanke führt zu einer erhöhten psychischen Belastung für Soldatinnen und Soldaten sowie deren Familien, sagte Overbeck auf einer am Dienstag zu Ende gegangenen Tagung.
Die Militärseelsorge müsse darauf reagieren: um Resilienz zu stärken, moralische Orientierung zu bieten und seelsorgliche Begleitung auch in Extremsituationen sicherzustellen.
Weitere Herausforderungen seien eine zunehmende Pluralisierung und Säkularisierung der Truppe, so Overbeck.
Mittlerweile gehörten fast die Hälfte der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr keiner der großen Kirchen an. Zudem seien rund 3.000 Soldaten Muslime und etwa 300 Juden. Das erfordere eine Erweiterung des seelsorglichen Angebots.
Die Seelsorge sei auch von nichtchristlichen Soldatinnen und Sol daten hoch akzeptiert und werde bei ethischen und persönlichen Fragestellungen in Anspruch genommen. Seit wenigen Jahren gibt es auch wieder eine jüdische Seelsorge in der Bundeswehr. Im Juli 2024 waren dazu die Räume des neuen Militärrabbinats in Berlin eröffnet worden.
Kürzlich hatte die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), Pläne des Verteidigungsministeriums, noch in diesem Jahr eine muslimische Militärseelsorge bei der Bundeswehr einzuführen, begrüßt: Das fehlende seelsorgerische Betreuungsangebot für die rund 3.000 Soldatinnen und Soldaten muslimischen Glaubens sei unbefriedigend.
Overbeck erklärte, dass die Seelsorge innerhalb der militärischen Hierarchie einen geschützten Raum biete, in dem persönliche Nöte, Zweifel und ethische Dilemmata ausgesprochen werden könnten.
Damit erfülle sie nicht nur einen fürsorgerischen Auftrag, sie trage auch einem verfassungsrechtlich verbürgten Recht der Soldaten auf freie Religionsausübung Rechnung tragen.
Kardinal an Kapitalanleger: Profit optimieren - nicht maximieren
Profit um jeden Preis? Kardinal Peter Turkson appelliert an Investoren, christliche Werte bei Geldanlagen zu beachten. Und präsentiert einen Leitfaden.
KNA 19.03.2025
Der Präsident der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften, Kardinal Peter Turkson, ruft Kapitalanleger dazu auf, sich von christlichen Grundsätzen leiten zu lassen. Es widerspreche der christlichen Berufung, Gutes zu tun, wenn Investments zu Spaltung, Chaos, Konflikten und ökologischen Schäden führten, sagte er am Dienstag in Köln. Der Zweck ist nicht die Maximierung, sondern die Optimierung von Profit. Der Kardinal stellte in Köln das Vatikan-Dokument Mensuram Bonam (Das gute Maß) in deutscher Übersetzung vor. Die Päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften hatte das gut 50-seitige Papier erstellt und wertet es als glaubensbasierten Maßstab für katholische Kapitalanleger und Aufruf zum Handeln.
Ziel des Leitfadens sei es, dass Menschen sich von ihrem Glauben begleiten lassen könnten, wenn es um Investitionen gehe, so Turkson. Der Geistliche aus Ghana verwies auf eine Vielzahl von Beziehungen, in denen Geschäftsleute stünden. Dementsprechend sollte unsere christliche Berufung als Geschäftsleute und Kapitalanleger uns dazu führen, all diese Beziehungen Internet Deutscher Text von Mensuram bonam Service gemeinsam zu verbessern und auf ganzheitliche Weise Gutes zu tun. Eindeutige und klare Antworten gebe es jedoch nicht immer. Zudem existierten in verschiedenen Ländern unterschiedliche Kulturen von Investitionen. Strategien und Ergebnisse von Geldanlagen könnten daher vielfältig sein. Mensuram bonam wurde erstmals Ende November 2022 veröffentlicht. Es zitiert mehrfach aus anderen kirchlichen Dokumenten zum Thema: So hatten die Bischofskonferenzen der USA (1986), Österreichs (2018), Italiens (2020) und Deutschlands (2015 und 2021 zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken) ähnliche Leitfäden vor gelegt.
Aktuelle Bezüge ergeben sich im Hinblick auf den Ukraine-Krieg und Diskussionen um das Lieferkettengesetz.
Die deutsche Übersetzung von Mensuram bonam er scheint auch in einem Buch, zu dem Experten begleitende Aufsätze verfasst haben. Gefördert wurde das Projekt von der deutschen Sektion der Stiftung Centesimus Annus pro Pontifice, die sich für die Anliegen der katholischen Soziallehre einsetzt.
Link zum Text: mb_de_final_23_08_24.pdf
Expertinnen: Abbau von Entwicklungshilfe gefährdet Sicherheit
Das Entwicklungsministerium abschaffen? Bloß nicht, warnen zwei Expertinnen. Denn bei den zivilen Kooperationen gehe es auch um Sicherheitspolitik. Wo ein Abbau da hinführen könne, zeigten andere Beispiele.
KNA 19.03.2025
Ein möglicher Abbau der eigenständigen deutschen Entwicklungspolitik hätte aus Sicht von zwei Expertinnen auch Auswirkungen auf die Sicherheit. Deutschlands Sicherheit ist auf strategische Allianzen, stabile Nachbarschaften und die Fähigkeit angewiesen, sich selbst eben dort zu verteidigen, wo die Logik der Kooperation gescheitert ist , heißt es in einem Gastbeitrag von Anna-Katharina Hornidge und Julia Leininger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Hornidge ist Direktorin des German Institute of Development and Sustainability (IDOS), Leininger dort Leiterin der Abteilung Transformation politischer (Un-)Ordnung. Um die Wehrhaftigkeit Deutschlands sicherheits- und friedenspolitisch zu gewährleisten, seien Investitionen in die Bundeswehr sowie ein nationaler Sicherheitsrat zwar wichtige Punkte, so die Autorinnen. Der Abbau ziviler Kooperationen sei aber kontraproduktiv. Denn: Deutschlands militärische Emanzipation braucht Zeit.
Die Autorinnen reagieren damit auf Pläne der künftigen Bundesregierung, das Entwicklungsministerium als eigenes Ressort aufzulösen und mit vermindertem Etat dem Außenministerium anzugliedern. Am Beispiel Großbritanniens und Australiens zeige sich, dass eine solche Zusammenlegung katastrophale Auswirkungen auf strategische Partnerschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika haben könne, hieß es. Zudem stiegen mit dem Rückzug der USA aus der Entwicklungszusammenarbeit die Erwartungen an die Bundesrepublik. Deutschland kann und sollte im Einklang mit seinen Interessen seine Rolle als globales Vorbild im Einstehen für freiheitliche Rechte und Werte weiter ausbauen- nicht 'auch', sondern 'erst recht' im Aufbau einer neuen globalen Sicherheitsarchitektur
Bischof Feige: Versöhnung gibt es nicht zum Nulltarif
Zwischen Dialog und klarer Haltung: Der Magdeburger Bischof über Versöhnung in schwierigen gesellschaftlichen Zeiten. Ohne Selbstreflexion, Mut und Vertrauen geht es nicht. Bestimmte Werte sind aber nicht verhandelbar.
KNA
Für Versöhnung in einer polarisierten Gesellschaft braucht es laut dem Magdeburger Bischof Gerhard Feige Selbstreflexion und Kompromissbereitschaft. Sicher ist Versöhnung nicht zum Nulltarif zu haben und braucht Zeit. Man kann sie auch nicht erzwingen, schreibt er in seinem am Montag veröffentlichen Hirtenbrief zur Fastenzeit. Sicher wird es nicht ohne Kompromisse gehen.
Zugleich betonte Feige, Kompromisse sollten aber nicht darin bestehen, dass man dem oder der anderen einfach nach dem Mund redet und jeden Gegensatz hinnimmt . Wenn es zudem um so grundsätzliche Werte wie die Würde und Freiheit eines jeden Menschen oder Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gehe, wäre es ein himmelschreiendes Unrecht, sich mit jemandem zu versöhnen, der sich selbstherrlich und gnadenlos darüber hinwegsetzt, gegen andere hetzt und ihnen das Existenzrecht abspricht . Hier sei auch weiterhin eine klare Haltung vonnöten.
Notwendig für eine erfolgreiche Versöhnung sei die Fähigkeit, sich selbst zu hinterfragen und in andere hineinzuversetzen. Zugleich gilt es auszuloten, ob dieselbe Bereitschaft auch auf der Gegenseite vorauszusetzen ist , so Feige.
Letzte Gewissheiten gibt es dabei nicht. Darum gehört Mut dazu, sich dennoch zu überwinden, Vertrauen zu wagen, den ersten Schritt zu machen und das Gespräch zu suchen. Eventuell sei zur Vermittlung auch die Hilfe Dritter notwendig Manche schon länger andauernden Krisen und Konflikte hätten nicht nur die Gesellschaft verunsichert, sondern auch sehr persönliche Spuren hinterlassen, konstatierte der Bischof. Viele sind unzufrieden und leiden an Überforderungen und Missständen, an ihrer Unvollkommenheit oder eigenem Versagen. Manche leugneten auch, Schuld auf sich geladen zu haben, oder wiesen jede persönliche Verantwortung dafür zurück. Wichtige Voraussetzung für eine gelingen de Versöhnung mit anderen sei aber, ob und wie man selbst mit sich und seinem Leben versöhnt ist .
Kirche in Lateinamerika kritisiert US-Migrationspolitik
In einem Brief an die US-Bischofskonferenz haben Bischöfe aus zahlreichen lateinamerikanischen Ländern Kritik am Um gang der US-Regierung mit Migranten geäußert. Es falle ein Schatten auf das Land der Freiheit .
KNA

Bilduntertitel: Playas de Tijuana, Mexiko : Mexikanische Familien, die in Tijuana leben, besuchen Familienmitglieder, die in den Vereinigten Staaten leben, indem sie sich an einem sonnigen Wintersamstagmorgen an der Grenzmauer in Playas de Tijuana treffen. quelle: istock/shakzu
Die katholische Kirche in Lateinamerika hat die Migrationspolitik der US-Regierung verurteilt. Tausende betroffener Familien hätten angesichts der Ankündigungen und Entscheidungen der US-Regierung zu Migrationsfragen Angst vor der Zukunft, heißt es in einem Schreiben des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM an den Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy Broglio.
Die Angst hat sie ergriffen und einen Schatten auf das Land der Freiheit und des Vertrauens in Gott geworfen, schreiben die Bischöfe. Zudem betonen sie, die kulturelle Identität der USA sei das Produkt aus fünf Jahrhunderten Migration von Millionen Menschen, die aus freien Stücken oder gezwungenermaßen in Situationen von Schmerz und Leid gekommen sind. Diese Vielfalt stelle- wenn auch nicht immer in voller Harmonie- einen Reichtum dar, wenn der Beitrag, den jede Tradition und Kultur zum Gemeinwohl leiste, anerkannt werde.
Der CELAM erinnert daran, dass viele Lateinamerikaner ihre Herkunftsländer wegen Gewalt und Perspektivlosigkeit verließen, um nach Bedingungen für ein würdigeres Leben zu suchen. Die USA seien das erste Ziel von Geflüchteten, die auf der Suche nach ihren Träumen seien, mit allen Folgen eines schmerzhaften Prozesses der Entwurzelung . Umso wichtiger sei die Solidarität und Unterstützung, die die nordamerikanischen Bischöfe seit jeher unseren Brüdern und Schwestern zukommen lassen, die in ihr Heimatland kommen, heißt es. Dazu zählten auch Bemühungen, Wege zu finden, die den Migranten Zugang zu wirtschaftlicher Entwicklung ermöglichen.
US-Präsident Donald Trump, der seit Ende Januar im Amt ist, hat die größte Abschiebung in der amerikanischen Geschichte angekündigt und zugleich den Druck auf den südlichen Nachbarn Mexiko erhöht. Die dortige Regierung müsse sich mehr anstrengen, irreguläre Migration einzudämmen.
Der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM (Consejo Episcopal de Latinoamericano) ist der Zusammenschluss von 22 nationalen Bischofskonferenzen Lateinamerikas und der Karibik. Sitz des Generalsekretariates ist Kolumbiens Hauptstadt Bogota.
UN-Menschenrechtskommissar alarmiert über neue Weltpolitik
Eine regelbasierte Ordnung sollte in den vergangenen Jahrzehnten den Frieden sichern helfen. Jetzt gehen die Grundsätze über Bord. Schuld daran gibt Menschenrechtskommissar Türk auch den USA. Er warnt vor Chaos.
KNA
Der Menschenrechtskommissar der Vereinten Nationen, Volker Türk, hat sich alarmiert über die Aushöhlung des allgemeinen Werte- und Regelsystems in der globalen Politik geäußert. Was man derzeit erlebe, berühre den Kern der internationalen Ordnung, sagte Türk am Montag in Genf vor der Versammlung des UN-Menschenrechtsrats.
Dabei verwies er neben zahlreichen Konflikten und Menschenrechtsverletzungen weltweit auch auf den Kurswechsel der US-amerikanischen Regierung unter Präsident Donald Trump. Jede Diskussion über eine Beendigung des Krieges gegen die Ukraine müsse die dortige Bevölkerung einbeziehen und ihre Menschenrechte in vollem Umfang respektieren, verlangte Türk. Man dürfe nicht zulassen, dass der über Jahrzehnte aufgebaute globale Konsens über internationale Normen und Institutionen, der ein nie dagewesenes Maß an globaler Stabilität gebracht habe, vor den Augen zerbreche. Augenblicklich seien weltweit rund 120 Konflikte im Gang, sagte Türk. Dabei würden völkerrechtliche Rahmenbedingungen zum Schutz der Zivilbevölkerung, der Schadensbegrenzung und der Justiz eklatant und wiederholt miss achtet und verworfen. „Konflikt ist eine Chaosmaschine“, sagte Türk. Es müsse sichergestellt werden, dass Täter für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Rechenschaftspflicht diene auch dem Schutz der Zukunft, betonte Türk unter Hinweis auf den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verfolgt. Nicht nur Staaten, sondern auch Unternehmen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, etwa für Schäden am Klima und der Umwelt, ergänzte Türk. Er forderte die Europäische Union nachdrücklich auf, bei ihrer Gesetzgebung zur Nachhaltigkeit eine solide menschenrechtliche und ökologische Sorgfaltspflicht von Unternehmen in den Mittelpunkt zu stellen. Gegenwärtig gibt es Bemühungen, schon beschlossene Standards etwa beim Lieferkettengesetz wieder aufzuweichen.
UN warnen vor Hungerkrise in Somalia- Finanzmittel fehlen
Die Vereinten Nationen rechnen in Somalia mit 4,4 Millionen Hungernden in diesem Frühjahr. Nötige Gelder für humanitäre Hilfe fehlen. Der Staat am Horn von Afrika gilt jetzt schon als fragilster der Welt. Rom
KNA
In Somalia könnten nach UN-Berechnungen bis April 4,4 Millionen Menschen von Hunger bedroht sein. Grund seien eine sich verschlimmernde Dürre, unregelmäßige Regenfälle und der anhaltende Konflikt in dem ostafrikanischen Land, teilte die Welternährungsorganisation FAO mit. Besonders betroffen seien Bauernfamilien mit geringen Erträgen, die ihre Vorräte aufgebraucht hätten, Binnenvertriebene und kleine Viehzüchter.
Akute Finanzierungsengpässe hätten dazu geführt, dass wichtige Programme gekürzt oder gestrichen worden seien, so die UN-Organisation. Der Bedarf für humanitäre Hilfe in Somalia liege für das laufende Jahr bei 1,42 Milliarden US Dollar (1,35 Milliarden Euro). Davon seien derzeit nur 12,4 Prozent finanziert. Bis Jahresende werden nach Schätzung der FAO 1,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren von akuter Unterernährung bedroht sein, 466.000 von ihnen schwer- ein Anstieg um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Somalia nimmt in der Liste der fragilsten Staaten der Welt den Spitzenplatz ein, noch vor Sudan und dem Südsudan. Bereits 2022 hatte eine schwere Dürre das Land an den Rand einer Hungerkatastrophe gedrängt. Tausende Menschen starben.
Kirchen rufen zum Klimafasten auf
Jeder ist aufgerufen, in den Wochen vor Ostern über den persönlichen Umwelt- und Klima-Fußabdruck nachzudenken. Kirchen geben im Internet Tipps.
Ideen für mehr Umwelt- und Klimaschutz wollen die Kirchen mit ihrer Aktion Klimafasten vermitteln und rufen ab Aschermittwoch und bis Ostern Kirchengemeinden, Vereine, Familien und Einzelpersonen auf, mehr Klimaschutz im Alltag zu leben. Dazu stellen die Kirchen Impulse, Texte und Online-Videos bereit. Materialien stehen auf www.klimafasten.de zum Download bereit.
(KNA)