Der 9. November ist der deutscheste aller Tage des Jahres
Sternstunden und Tiefstpunkte Novemberrevolution, Hitlerputsch, Novemberpogrome und Mauerfall: Der 9. November wird als Schicksalstag der Deutschen bezeichnet. Der Bundespräsident will über diesen Tag und die Demokratie reden.
Von Christoph Arens (KNA) Berlin (KNA)
Er ist der wohl deutscheste aller Tage des Jahres. Wenn die Deutschen am 9. November auf ihre Geschichte zurückblicken, schauen sie auf absolute Tiefpunkte, aber auch auf Sternstunden.
Der 9. November- ein Schicksalstag, an dem sich deutsche Geschichte verdichtet und in ihren Widersprüchen deutlich wird: Da ist der Fall der Mauer 1989. Endlich mal eine geglückte und friedliche Revolution- der glücklichste 9. November in der Geschichte der Deutschen. Weil die DDR Bürger an diesem Tag letztlich den Weg zur Wiedervereinigung frei machten, war dieser Gedenktag zeitweilig sogar als Nationalfeiertag des vereinigten Deutschland in der Diskussion.
Doch ein freudiger Gedenktag hätte daraus nie werden können. Denn am 9. November fiel nicht nur die Mauer. Der Tag markiert auch eine der dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte, den Absturz eines kulturell vermeintlich hoch stehenden Landes in die Barbarei: Am Abend des 9. November 1938 vollzog sich in Deutschland der bis dahin größte Judenpogrom der Neuzeit in Mitteleuropa. Mehr als 1.300 Menschen starben; mehr als 1.400 Synagogen und Beträume im gesamten Deutschen Reich wurden verwüstet und etwa 7.500 Geschäfte geplündert. Über 30.000 männliche Juden wurden in Konzentrationslager gebracht.
Ein Zivilisationsbruch: Von den Novemberpogromen, der sogenannten Reichskristallnacht, führte der Weg nach Auschwitz, Treblinka und Buchenwald.
Neben der Erinnerung daran steht aber auch ein anderer Moment der deutschen Geschichte: die Novemberrevolution, das Ende der Monarchie und die Ausrufung der Republik in Berlin am 9. November 1918.
Dieser Tag, an dem der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann vom Berliner Reichstagsgebäude aus die Republik ausrief, gilt als die Geburtsstunde der parlamentarischen Demokratie in Deutschland.
Doch mit diesen Meilensteinen der Geschichte ist der 9. November noch nicht ausreichend als Gedenktag beschrieben. Am 9. November 1923 brach der sogenannte Hitlerputsch gegen die demokratische Reichsregierung in München kläglich zusammen.
Ebenfalls am Vorabend des 9. November, diesmal 1939, scheiterte auch der geplante Bombenanschlag des Handwerkers Georg Elser auf Hitler. Er hätte womöglich den Zweiten Weltkrieg noch verhindern können.
Weithin verschwunden aus der Gedenkkultur ist der 9. November 1848. Die standrechtliche Hinrichtung des republikanischen Parlamentsabgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, Robert Blum, nach dem Oktoberaufstand in Wien bedeutete eine offene Kampfansage der Vertreter der Monarchie gegen das aus der bürgerlichen Märzrevolution hervorgegangene erste demokratisch gewählte gesamtdeutsche Parlament. Die Hinrichtung Blums markierte einen entscheidenden Wendepunkt: den Anfang vom Ende dieser Revolution.
Sturm kommt auf - ZDF-Zweiteiler über das Aufkommen des Nationalsozialismus
Wie eine Dorfgemeinschaft zerfällt und wie der Faschismus in die bayerischen Dörfer kam: Davon erzählen 180 spannende, anrührende und präzise in Szene gesetzten Filmminuten nach einem Roman von Oskar Maria Graf.
Von Katharina Zeckau (KNA) Mainz (KNA)
Sich nicht einlassen oder einmischen, weder für noch gegen jemanden sein, nichts von anderen wollen, aber auch niemandem ein Unrecht tun, sich raushalten: Das ist die Devise des Schusters, wie er in leichten Variationen immer wieder erklärt. Dieser Kraus ist der Friedfertige in Oskar Maria Grafs Roman „Unruhe um einen Friedfertigen“ von 1947, den Drehbuchautorin Hannah Hollinger und Regisseur Matti Geschonneck nun fürs Fernsehen adaptiert haben.
Der Zeitpunkt scheint leider recht passend, erzählt der Zweiteiler „Sturm kommt auf“ doch davon, wie in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Gift des Faschismus in eine (Dorf-)Gemeinschaft einsickert.
Das ZDF strahlt die zwei 90-Minüter am 10. November zwischen 20.15 und 21.45 Uhr sowie 22.00 und 23.30 Uhr aus.
Das, was der Schuster ablehnt, nennt er mit einem wohl selbst erfundenen Wort A-bopa: Damit meint man alles, was einem rechtschaffenen Menschen das Leben verbittern kann... Mit einem Wort, die ganzen Widerwärtigkeiten vom Staat, von den Ämtern, vom Gericht und der Polizei- das ist A-bopa... Auf so was muss man sich nicht einlassen, so erklärt er es im Roman der sonntäglichen Dorfrunde. Und klingt dabei fast ein wenig wie ein heutiger Staatsverweigerer, Reichsbürger oder ähnlich Verirrter. Doch im Unterschied zu diesen hat der Schuster bereits mit tödlicher Konsequenz am Leib seiner eigenen Familie erlebt, wie Vertreter einer- wohlgemerkt autoritären und undemokratischen- Staatlichkeit sowie eine entsprechend sozialisierte Gesellschaft mit Minderheiten umgehen.
Allzu lange kann der Kraus, hervorragend gespielt vom österreichischen Kabarettisten und Schauspieler Josef Hader, das mit dem Sich-Raushalten ohnehin nicht durchhalten: Die Unruhe der Zeitläufte zwischen Erstem Weltkrieg und der Machtergreifung der Nationalsozialisten ist letztlich einfach stärker. Ebenso wie das Gift der politischen Debatten, die jegliches Maß verloren haben: Es verschont kaum eine zwischenmenschliche Beziehung und fällt bei durch existenzielle Not, finanzielle Sorgen, Kriegstraumata, Propaganda oder Service auch einfach Gier verhärteten Menschen auf empfänglichen Boden. Sturm kommt auf erzählt davon, wie eine keineswegs konfliktfreie, aber funktionierende Dorfgemeinschaft zerfällt.
Vor 30 Jahren wurde Ministerpräsident Jitzchak Rabin ermordet
Schuss ins Herz der Demokratie Seine Annäherung an die Palästinenser bezahlte Jitzchak Rabin mit dem Leben. Ein Nationalreligiöser sah darin Verrat. Von der damaligen Friedensvision ist Israel weiter entfernt als je zuvor.
Von Andrea Krogmann und Burkhard Jürgens (KNA) Jerusalem (KNA)
Am 4. November 1995 fielen am Rande einer Friedensdemonstration in Tel Aviv Schüsse. Zwei Kugeln trafen den damaligen Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträger Jitzchak Rabin. „Der Weg des Friedens ist dem Weg des Krieges vorzuziehen“, hatte Rabin noch wenige Minuten zuvor von der Bühne aus gesagt.
Für den nationalreligiösen Studenten Jigal Amir waren Rabins Worte und Taten Verrat. Der Mord tötete nicht nur den Mann, der als erster gewählter Vertreter Israels Palästinenserführer Jassir Arafat die Hand geschüttelt hatte; er traf auch das Herz der Demokratie.
Jitzchak Rabin, geboren 1922 in Jerusalem, wuchs mit links-zionistischen Ideen auf. 1941 trat er der neugegründeten paramilitärischen Eliteeinheit Palmach bei. Sie ging bei der Gründung des Staates 1948 in die israelischen Streitkräfte über, deren siebter Stabschef Rabin im Dezember 1963 werden sollte. In seine Zeit fiel der Sechs-Tage-Krieg 1967, der zur Annexion Jerusalems und des Westjordanlandes führte.
Seine Karriere führte Rabin über die Posten des Botschafters in Washington und des Arbeitsministers im Juni 1974 ins höchste Regierungsamt- als erster Ministerpräsident Israels, der im Land geboren war.
In seiner Amtszeit unterzeichnete er ein Interimsabkommen mit Ägypten, auf dessen Grundlage sein Nachfolger, Menachem Begin, 1979 den Friedensvertrag mit dem Nachbarstaat besiegelte. Zwischenzeitlich aus Regierung und Parteivorsitz ausgeschieden, wurde Rabin 1984 Verteidigungsminister, 1992 noch einmal Ministerpräsident.
In seiner zweiten Amtszeit arbeitete er energisch am Nahostfrieden, was sich unter anderem im jordanisch-israelischen Friedensabkommen von 1994 niederschlug.
Die ersten direkten Gespräche zwischen Israelis und Palästinenserführung führten zu den Oslo-Abkommen. Der Plan sah vor, nach einer Übergangszeit palästinensischer Selbstverwaltung im Westjordanland und im Gazastreifen einen dauerhaften Status auszuhandeln.
Das Engagement brachte Rabin 1994 den Friedensnobelpreis ein- zusammen mit seinem Außenminister Schimon Peres und Palästinenserführer Jassir Arafat. Keine 14 Monate später war er tot.
Ich war 27 Jahre lang Soldat. Ich habe gekämpft, solange es keine Chance auf Frieden gab. Ich glaube, dass es jetzt eine Chance für Frieden gibt, eine große Chance, beschrieb Rabin selbst seine Rolle in seiner letzten großen Rede.
„Der Krieg ist niemals heilig, nur der Frieden ist heilig, weil er von Gott gewollt ist!“
Papst mit eindringlichem Friedensappell vor eindrucksvoller Kulisse
Das Kolosseum ist Roms Wahrzeichen seit der Antike. Die eindrucksvolle Kulisse dieses Ortes nutzte der Papst für einen nicht weniger beeindruckenden Friedensappell- gemeinsam mit Vertretern anderer Religionen. Rom (KNA)
KathNachrichten 29.10.2025
Vor der Kulisse des römischen Kolosseums hat der Papst gemeinsam mit hochrangigen Vertretern anderer Religionen zu Frieden und Versöhnung aufgerufen. Konflikte gibt es überall, wo Leben ist, aber es ist nicht der Krieg, der dabei hilft, mit ihnen umzugehen oder sie zu lösen, sagte Leo XIV. zum Abschluss des Weltfriedenstreffens der Gemeinschaft Sant'Egidio.
Die Welt dürste nach Frieden, so das katholische Kirchenoberhaupt weiter. Sie benötige eine echte und gefestigte Epoche der Versöhnung, die dem Machtmissbrauch, der Zurschaustellung von Stärke und der Missachtung des Rechts ein Ende setze.
„Es ist genug mit den Kriegen, mit ihren leidvollen Häufungen von Toten, Zerstörungen und Vertriebenen!“ , bekräftigte der Papst in seiner Ansprache, die mehrfach von Applaus unterbrochen wurde.
Leo XIV. wandte sich gegen eine Instrumentalisierung von Religionen, um Nationalismus, Ethnizismus und Populismus zu schüren. „Wehe denen, die versuchen, Gott in Kriege hin einzuziehen!“ , so Leo XIV. Der Krieg ist niemals heilig, nur der Frieden ist heilig, weil er von Gott gewollt ist!
Die Kultur der Versöhnung werde die derzeitige Globalisierung der Ohnmacht überwinden, die den Anschein erwecke, als ob eine andere Geschichte unmöglich wäre, sagte der Papst.
Dies ist der Appell, den wir als Religionsführer von ganzem Herzen an die Regierenden richten, fuhr Leo XIV. fort. Wir müssen den Frieden wagen! Und falls die Welt für diesen Appell taub sein sollte, sind wir sicher, dass Gott unser Gebet und die Klagen so vieler Leidender erhören wird. Denn Gott wolle eine Welt ohne Krieg. Er wird uns von diesem Übel befreien, so der Papst abschließend. Die eindringliche Ansprache folgte auf ein ökumenisches Gebet in dem größten antiken Amphitheater. Während die Christen unterschiedlicher Konfessionen dort für Frieden beteten, trafen sich die Anhänger unterschiedlicher ostasiatischer Religionen an verschiedenen Orten, unter anderem im Garten und im Kreuzgang des römischen Kamaldulenser Klosters, zum Gebet.
Einen besonderen Ort hatten die Vertreter des Judentums: Sie trafen sich zum Gebet am Titusbogen am Rand des Forum Romanum. Das Bauwerk aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert zeigt in einem Relief den Triumphzug des Kaisers Titus (69-81) nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70. Unter anderem ist dort der große sieben armige Leuchter aus dem Tempel zu sehen, der von römischen Truppen geraubt wurde und heute als verschollen gilt.
Studie: Freiwilliger Wehrdienst reicht aus
Die Bundeswehr braucht Verstärkung. Ob ein freiwilliger Wehrdienst ausreicht- darüber ist ein politischer Streit entstanden. Eine repräsentative Umfrage zeichnet ein klares Bild.
Hamburg (KNA)
Rechtswissenschaftler sehen auf Grundlage einer neuen Umfrage keine Notwendigkeit für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht. Über ein freiwilliges Modell lasse sich auch ohne Zwang eine Verstärkung der Bundeswehr er reichen, erklärte der Jurist Peter Wetzels laut Mitteilung der Universität Hamburg.
Zumindest empirisch besteht daher keine Notwendigkeit zur Wiedereinführung einer Wehrpflicht , so Wetzels. Laut Uni-Angaben wurden im Juli 2.279 Menschen im Alter von 18 bis 70 Jahren zu Wehrpflicht und Verteidigungsbereitschaft repräsentativ befragt.
18 Prozent aller Teilnehmer mit deutscher Staatsbürgerschaft, die bislang weder Militär noch Zivildienst geleistet haben, bekundeten demnach Interesse an einem freiwilligen sechsmonatigen Grundwehrdienst.
Bei den 18- bis 29-Jährigen habe der Anteil mit 19 Prozent etwas höher gelegen.
Konservativ geschätzt seien mindestens 175.000 junge Männer und 70.000 Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren in der Bevölkerung zu finden, die für einen Dienst in der Bundeswehr auf freiwilliger Basis gewonnen werden könnten, so Wetzels.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte im Juni erklärt, dass die Bundeswehr bis zu 60.000 zusätzliche Soldaten im aktiven Dienst brauche. In der Online-Umfrage lehnten laut Angaben 30 Prozent jede Form der Wehrpflicht ab. Am meisten Zustimmung (42 Prozent) fand ein Modell mit einem einjährigen Dienst für Männer und Frauen, der wahlweise in der Bundeswehr oder in sozialen Einrichtungen geleistet werden kann.
Umfrage: motra_Spotlight_02_25.pdf
ZdK-Chefin würdigt Konzilsdokument Nostra aetate als Wendepunkt
Auch in anderen Religionen gibt es Wahres und Heiliges. Was heute logisch klingt, war vor sechzig Jahren eine Revolution. ZdK-Vertreter erklären, wie ein Konzilsdokument den Dialog mit anderen Religionen ermöglichte. Berlin
KathNachrichten 28.10.2025
Irme Stetter-Karp hat die Erklärung Nostra aetate als Wendepunkt für das jüdisch-christliche Verhältnis und den interreligiösen Dialog gewürdigt. In einer Mitteilung erklärte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Montag: Das war ein Highlight des Zweiten Vatikanischen Konzils- und ist es bis heute. Der 28. Oktober 1965 sei ein denkwürdiger Tag, weil die Kirche damals erklärt habe, dass es in anderen Religionen Wahres und Heiliges gebe, so Stetter-Karp weiter.
Der Titel der Erklärung lautet übersetzt „In unserer Zeit“ , sie wurde am 28. Oktober 1965 beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962- 1965) verabschiedet. Die Chefin des höchsten repräsentativen Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus erklärte, über Jahrhunderte habe gegolten: Außerhalb der Kirche kein Heil . Das habe das Konzil beendet. Dabei habe das Konzil zunächst lediglich nach der Schoah Ungeklärtes im Verhältnis zum Judentum aufarbeiten wollen. Dann aber geriet Nostra aetate zu einem großen Wurf kritischer Selbstreflexion und entschiedener Umorientierung der Kirche, so die ZdK-Präsidentin. Die Erklärung ruft nicht nur zu Dialog und Zusammenarbeit aller Religionen auf, sondern schwingt sich zu einer tiefen Würdigung der jüdischen und der muslimischen Geschwister im Glauben auf. Der vor sechzig Jahren veröffentlichte Text mache noch heute Mut, Veränderungen mutig anzugehen, sagte Stetter Karp. Denn weit über 90 Prozent der Konzilsväter hätten der Erklärung zugestimmt.
Die Erklärung habe jede Form des Antisemitismus entschieden verurteilt: Nostra aetate er klärte, dass jede Diskriminierung eines Menschen dem Geist Christi widerspricht. Das ist eine klare Botschaft auch für uns heute.
Auch im christlich-muslimischen Verhältnis markierte die Konzilserklärung einen Wendepunkt. Der Text betonte erstmals viele Gemeinsamkeiten zwischen dem christlichen und muslimischen Glauben und geht auch davon aus, dass es derselbe Gott ist, an den wir uns wenden, sagten die Vorsitzenden des Gesprächskreises Christen und Muslime, Anja Middelbeck-Varwick und Esnaf Begi.
Schreibstart für Dresdens neue Thora-Rolle- Alle können zusehen
Ein seltenes Ritual wird sichtbar: In Dresden wird erstmals eine jüdische Thora komplett in einem öffentlichen Pavillon geschrieben. Besucher können 18 Monate lang vor dem Stadtmuseum zusehen.
KNA 23.08.2025
Die Jüdische Kultusgemeinde in Dresden lässt sich eine Thora-Rolle schreiben- und alle können dabei zuschauen. Die ersten Buchstaben setzten Rabbiner Akiva Weingarten und Yehoshua Diaz, ein speziell geschulter Schreiber (Sofer), im Dresdner Rathaus auf das Pergamentband. In den nächsten etwa 18 Monaten schreibt der Sofer mit Tinte und Gänsefeder in einem Pavillon vor dem Stadtmuseum. Durch ein Schaufenster kann man ihn beobachten.
Normalerweise ziehen sich Thora-Schreiber zurück in einen stillen Raum, weil ihnen diese streng geregelte rituelle Zeremonie Präzision und tiefe geistige Konzentration ab verlangt.
In Dresden beginne jedoch etwas ganz Besonderes, erklärte Rabbiner Weingarten. Eine Thora, das Herzstück des Judentums, werde öffentlich geschrieben, für alle sichtbar, in der Mitte der Stadt. Wir laden ein, zuzuschauen, zu fragen und zu lernen.
Zu diesem öffentlichen Bildungsprogramm gehörten auch Live-Übertragung im Internet, Führungen und Gespräche. Begleitend sind Ausstellungen, Vorträge und Workshops geplant.
Die Thora als heilige Schrift der Juden umfasst die fünf Bücher Mose. Das Pergament ist auf zwei Holzrollen gewickelt. Während des Gottesdienstes am jüdischen Ruhetag Schabbat wird sie auf einem erhöhten Tisch (Bima) entrollt und ein Abschnitt daraus gelesen.
Die Kultusgemeinde, 2021 von Rabbiner Akiva Weingarten gegründet, ist die kleinste und jüngste von drei Jüdischen Gemeinden in Dresden. Sie bezeichnet sich als egalitäre, liberal-chassidische Gemeinde. Die größte und älteste ist die Jüdische Gemeinde zu Dresden mit rund 700 Mitgliedern. Daneben gibt es eine orthodoxe von der Gruppierung Chabad Lubawitsch.
https://stmd.de/programm/ausstellungen/die-ewige-schrift-eine-thora-fuer-dresden
Ex-Merkel-Berater Heusgen für Anerkennung eines Palästinenserstaates
Israel hat das Recht auf Selbstverteidigung. Aber sie muss verhältnismäßig sein, sagt der frühere Merkel-Berater Heusgen. Er fordert ein klares Signal Deutschlands an die Regierung Netanjahu.
KNA 23.08.2025
Der frühere Merkel-Berater in der Sicherheitspolitik, Christoph Heusgen, hat die Bundesregierung zur Anerkennung eines Palästinenserstaates aufgerufen.
Der ehemalige deutsche UN-Botschafter beklagt das Ausmaß der israelischen Bombardierungen im Gazastreifen und des Siedlungsbaus im Westjordanland. Israels Sicherheit ist deutsche Staatsräson, aber zur israelischen Sicherheit gehört auch, dass sich das Land nicht durch den exzessiven Einsatz militärischer Gewalt und den Bruch des Völkerrechts weltweit Feinde macht und isoliert , schreibt Heusgen.
Die Regierung von Benjamin Netanjahu lehne einen Palästinenserstaat ab und unterstütze die Siedlergewalt gegen Palästinenser im Westjordanland, so Heusgen weiter. Es steht zu befürchten, dass die Voraussage des ehemaligen US Außenministers John Kerry in Erfüllung geht, nämlich dass sich Israel zum Apartheidstaat entwickelt.
In dieser Situation soll Deutschland einen palästinensischen Staat anerkennen?
Ja, denn ein Instrument der Diplomatie- wenn es auf dem Verhandlungsweg gar nicht weiter geht- ist es, symbolische Zeichen zu setzen, sagte Heusgen. Es wird die Situation kurzfristig nicht verändern, aber ein starkes Signal der Solidarität mit dem palästinensischen Volk senden, wenn wir uns der Staatenmehrheit anschlössen. Es würde weltweit als besonders starke Geste wahrgenommen, weil Deutschland zu Recht als treuer Freund Israels gilt.
Papst Leo XIV. fordert gemeinsame Friedensarbeit von Religionen – Frieden ist keine spirituelle Utopie
Scharf geht Papst Leo XIV. mit Politikern und internationalen Institutionen ins Gericht. Er wirft ihnen vor, Recht, Vermittlung und Dialog nicht durchzusetzen. Darum müssen Religionsgemeinschaften und Gesellschaft ran.
KNA 23.08.2025

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Religionsgemeinschaften und Gesellschaft sollen sich gemeinsam für Frieden einsetzen. Das fordert Papst Leo XIV. am Donnerstag in einer Botschaft an die Teilnehmer eines Katholikentreffens in Rimini.
Dort, wo die Verantwortlichen der staatlichen und internationalen Institutionen offenbar nicht in der Lage sind, Recht, Vermittlung und Dialog durchzusetzen, müssen die Religionsgemeinschaften und die Zivilgesellschaft den Mut zur Prophezeiung aufbringen, so Leo XIV.
Dies bedeute, schon jetzt zu sehen, was aus den Trümmern und aus so viel unschuldigem Leid entstehen könne.
Frieden sei keine spirituelle Utopie, so der Papst weiter. Er ist ein bescheidener Weg, der aus alltäglichen Gesten besteht, die Geduld und Mut, Zuhören und Handeln mit einander verbinden. Jede Gemeinschaft solle ein Haus des Friedens werden, in dem die Möglichkeit des Dialoges statt Feindseligkeit vermittelt, und in dem Gerechtigkeit praktiziert und Vergebung bewahrt werde.
Laschet: Fake-News können Kriege auslösen
Der CDU-Politiker Armin Laschet spricht im Dom von Münster: Dort erinnert er an den Westfälischen Frieden als Vorbild. Auch für die Ukraine brauche es eine stabile Friedensordnung. Münster
KNA 21.08.2025
Fake-News können nach den Worten des CDU-Politikers Armin Laschet den Frieden bedrohen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag warnte am Mittwochabend in Münster vor gefälschten Nachrichten, Bildern und Daten, die heutzutage in Echtzeit weltweit unterwegs sein könnten.
In manchen Regionen kann ein gefälschtes Bild über ein vermeintliches Massaker an einer Minderheit einen Krieg auslösen, so Laschet.
In der Reihe Domgedanken im Sankt-Paulus-Dom von Münster forderte Laschet Regeln für den Einsatz Künstlicher Intelligenz in Kriegen.
In gewaltsamen Konflikten dürfe keine KI darüber entscheiden, welche Waffensysteme eingesetzt werden. Die letzte Entscheidung müsse beim Menschen liegen.
Dafür brauchen wir Regeln, und darauf muss sich die ganze Welt verständigen.
Nach Ansicht des ehemaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen geht von der dichten Abfolge existenzieller Ereignisse in den vergangenen Jahren eine große Belastung aus. Dass Meinungs- und Pressefreiheit in Deutschland bedroht sein könnten und Antisemitismus wieder aufkeime, habe sich vor wenigen Jahren noch niemand vorstellen können. Die alten bösen Geister sind wieder da, so Laschet.
Den Westfälischen Frieden, durch den im Jahr 1648 der Dreißigjährige Krieg beendet wurde, würdigte Laschet als Vorbild für Friedenskonferenzen in der Welt.
Er habe die Stärke des Rechts an die Stelle des Rechts des Stärkeren gestellt.
Heute aber sei das Recht des Stärkeren immer noch ein bedeutsamer Faktor. Für die Ukraine müsse eine Friedensordnung geschaffen werden, die verhindere, dass in zwei oder drei Jahren wieder Krieg sei. Wenn sich ein solcher Überfall lohnt, dann ist morgen ganz Afrika in Aufruhr, wo es keine historisch gewachsenen Grenzen gibt , mahnte Laschet.
Grundüberzeugungen haben eine enorme Kraft, und meistens liegt es an großen Persönlichkeiten, einen entscheidenden Schritt zu gehen, führte der Politiker aus.
Erzbischof Bentz: Ukraine braucht mehr als Worte zur Sicherheit
Ist der Durchbruch bei den Ukraine-Friedensverhandlungen nahe? Erzbischof Udo Markus Bentz ist da skeptisch. Was aus seiner Sicht jetzt Priorität hat und welche Rolle Gebietsabtretungen spielen könnten.
KNA 21.08.2025
Trotz diplomatischer Verhandlungen auf Hochtouren hält der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz ein rasches Ende des Krieges in der Ukraine für unwahrscheinlich.
„Es ist gut, dass Bewegung in die Gespräche gekommen ist. Aber machen wir uns nichts vor: Es ist im besten Fall der Beginn eines langen Prozesses“ , sagte der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax. Er sei skeptisch, ob ein echter Durchbruch greifbar nahe sei.
Die Einstellung der Kampfhandlungen müsse erste Priorität haben, betonte Bentz. Ebenso seien verlässliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine unabdingbar. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit den Sicherheitsgarantien des Budapester Memorandums von 1994 wird sich die Ukraine ganz sicher nicht nur mit Worten zufriedengeben können. Ich gehe davon aus, dass die Garantien auch eine militärische Dimension haben werden, sagte der Erzbischof.
1994 hatten Russland, die USA und Großbritannien der Ukraine ein Sicherheitsversprechen gegeben, wenn sie ihre Atomwaffen aus sowjetischer Zeit abgebe.
Mit Blick auf die Frage nach Gebietsabtretung erklärte er: In einer idealen Welt würde es gar keine Gebietsabtretungen geben, sondern die Russische Föderation würde sich zurück ziehen. Damit ist nicht zu rechnen. Russland ist weiterhin ein autoritäres imperialistisches Regime. Doch sei schon etwas gewonnen, wenn man den imperialen Angriff in seine Schraken verweise und endlich zum Stoppen bringe. Dabei können Gebietsabtretungen vielleicht eine Rolle spielen. Dann wird es darauf ankommen, was man mit dieser Situation macht.
Bentz betonte: Einen gerechten Frieden in der Ukraine wird es langfristig nur geben können, wenn es einen grundlegenden Wandel in Russland gibt. Dazu ist das Überleben der Ukraine als demokratischer Staat aber von unverzichtbarer Bedeutung. Jetzt gelte es erstmal, die Gewalt zu reduzieren, die Ukraine aus dem Griff des Krieges zu befreien und ihr eine gesicherte Entwicklungsperspektive zu verschaffen.
Für einen stabilen Frieden braucht es laut dem Erzbischof auch eine geduldige langfristige Unterstützung der Heilungsprozesse in der Ukraine. Dazu könne die Kirche beitragen: Es geht um Zuhören, aber auch um praktische Unterstützung. Es ist entscheidend, in Beziehung zu bleiben, selbst wenn die von tiefen Verletzungen getriebene Kommunikation von vielen Vorwürfen auch an den Westen begleitet ist.
Papst Leo XIV. ruft zu einem Gebetstag für Frieden auf
Mit Gebeten und Fasten sollen sich Christen am Freitag weltweit für den Frieden engagieren. Das wünscht sich Papst Leo XIV.
Vatikanstadt (KNA)
Papst Leo XIV. hat zu einem Fasten und Gebetstag für den Frieden aufgerufen. Während die Er de weiterhin von Kriegen im Heiligen Land, in der Ukraine und in vielen anderen Regionen der Welt heimgesucht werde, sollten alle Gläubigen den kommenden Freitag (22. August) für Gebete für Frieden und Gerechtigkeit nutzen, sagte er während der Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan. Damit sollten die Tränen derer getrocknet werden, die unter den anhaltenden bewaffneten Konflikten leiden. Maria, Königin des Friedens, bitte für die Völker, dass sie den Weg des Friedens finden, so Leo XIV.
Weiter rief er die Christen zu Vergebung in ihrem täglichen Leben auf. Dies bedeute nicht, das Böse zu leugnen, sondern zu verhindern, dass es weiteres Böse hervorbringe.
Es bedeutet nicht, zu sagen, dass nichts geschehen ist, sondern alles zu tun, damit nicht der Groll über die Zukunft entscheidet , erklärte der Papst.
Vergebung sei kein Vergessen oder eine Schwäche. Auch wenn der andere sie nicht annimmt, auch wenn sie vergeblich scheint, befreit die Vergebung denjenigen, der sie schenkt: Sie löst den Groll auf, gibt den Frieden zurück und führt uns zu uns selbst zurück.
Wehrbeauftragte: Form von Pflicht bei geplantem Wehrdienst
Komplett auf Freiwilligkeit wird wohl nicht gesetzt werden können beim geplanten Wehrdienst, sagt die scheidende Wehrbeauftragte Högl. Und erklärt, warum das so ist, und wie die Lage der Frauen in der Truppe aussieht.
19.05.2025 Berlin (KNA)
Der geplante Wehrdienst in Deutschland wird nach Worten der scheidenden Wehrbeauftragten des Bundestages, Eva Högl (SPD), nicht ohne eine Form von Pflicht auskommen. Es sei gut, dass die Bundesregierung nicht die alte und seit 2011 ausgesetzte Wehrpflicht wieder einsetzen wolle, sagte Högl dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Das hätte unsere Bundeswehr überfordert. Einen ganzen Jahrgang junger Männer einzuziehen, könnte sie gegenwärtig nicht leisten. Es fehlt an Ausrüstung, Unterkünften und Ausbildern. Wenn der Aufwuchs mit Freiwilligkeit gelingt, das wäre gut. Wenn es nicht reiche, brauche es eine Pflicht. Gegenwärtig könne nicht mit mehr als 5.000 Soldatinnen und Soldaten begonnen werden“, erklärte Högl.
Aber 5.000 können nur ein erster Schritt sein. Die Zahl muss weiter aufgestockt werden. Die offizielle Zielmarke seien 203.000 aktive Soldatinnen und Soldaten bis 2031, plus Reserve. Seit Jahren haben wir rund 180.000 Soldatinnen und Soldaten, und der Aufwuchs gelingt bisher nicht. Personal zu gewinnen und Personal zu binden, ist derzeit die größte Aufgabe für die Bundeswehr.
Högl sieht großen Handlungsbedarf hinsichtlich von Frauen in der Bundeswehr- und beklagt auch sexuelle Übergriffe in der Truppe. „Es fehlt noch immer an passenden Uniformen für Soldatinnen und an ausreichend sanitären Einrichtungen. Und leider gibt es auch sexuelle Übergriffe in der Bundeswehr. Wir haben jetzt seit über 20 Jahren Frauen in allen Teilen der Bundeswehr. Doch die Bundeswehr verfehlt das im Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetz festgelegte Ziel von 20 Prozent Frauen in den Streitkräften.“ Der Anteil liege seit Jahren bei 13 Prozent, und auch das nur, wenn die rund 50 Prozent Frauenanteil im Sanitätsdienst mitgerechnet werden. Auch gebe es zu wenige Frauen in Führungspositionen, sagte Högl. „Der Frauenanteil muss dringend aufwachsen. Deswegen hoffe ich, dass Frauen bei der Personalwerbung gezielt angesprochen werden.“
Hilfsorganisation: Krieg richtet sich immer mehr gegen Zivilisten
In 74 Ländern sind im Jahr 2024 Zivilisten Opfer von Explosivwaffen geworden. Besonders zugenommen haben Angriffe auf Schulen, Krankenhäuser und Hilfskonvois. In einigen Regionen ist die Lage besonders ernst.
21.05.2025 München (KNA)
Weltweit ist die Zahl ziviler Kriegsopfer 2024 stark gestiegen. Das geht aus einem neuen Bericht der Organisation International Network on Explosive Weapons hervor, wie dessen Mitherausgeber Handicap International in München mitteilte.
Konfliktparteien hielten sich nicht an Verträge und Grundsätze, sondern griffen wahllos an, sagte die Leiterin der Politischen Abteilung von Handicap International Deutschland, Eva Maria Fischer. Zivilisten würden sogar zunehmend direkt ins Visier genommen. In einigen Fällen zielten Belagerungen nicht mehr nur darauf ab, Schlachten zu gewinnen, sondern die Bevölkerung zu terrorisieren, zu verletzen und zu töten. So hätten Explosivwaffen 2024 in 74 Ländern Menschen getötet, verletzt oder zivile Infrastruktur beschädigt, heißt es. Betroffen sei vor allem die Zivilbevölkerung in den Palästinensischen Gebieten, aber auch im Libanon, in Myanmar, im Sudan, Syrien und der Ukraine.
Explosivwaffen ist ein Sammelbegriff für verschiedene Munitionsarten wie Fliegerbomben, Granaten, Raketen und Sprengfallen. Im Gesundheitswesen sei ein Anstieg der Angriffe um 64 Prozent zu verzeichnen (1.857 Vorfälle); Bildungseinrichtungen seien mehr als doppelt so oft betroffen wie zuvor (861 Vorfälle). Angriffe auf humanitäre Hilfsmaßnahmen seien mit 1.631 Fällen fast fünfmal so oft vorgekommen wie noch 2023.
Kolumbien will im Vatikan über Frieden mit Guerilla verhandeln
Bei seinem Treffen mit Papst Leo XIV. machte der kolumbianische Präsident dem neuen Kirchenoberhaupt einen Vorschlag, um den ins Stocken geratenen Gesprächen mit den ELN-Rebellen wieder neuen Schwung zu verleihen.
20.05.2025, Bogota (KNA)
Wegen der jüngsten Gewaltausbrüche in der Unruheregion Catatumbo liegen die Friedensgespräche der kolumbianischen Regierung mit der marxistischen ELN Guerilla seit Mitte Januar auf Eis. Nun könnte Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen kommen. „Ich habe mit dem Papst darüber gesprochen, wie der Vatikan Schauplatz für neue Friedensgespräche sein könnte“, sagte der kolumbianische Präsident Gustavo Petro nach einem Treffen mit Leo XIV. im Vatikan.
Rechtsexpertin Tania Luna von der Universität Javeriana sagte der Zeitung El Tiempo, der Vatikan habe nicht nur die Legitimität, sondern auch die logistischen Möglichkeiten und die symbolische Kraft, eine Schlüsselrolle bei einer eventuellen Vermittlung zu spielen. Der Vatikan verfüge über eines der größten diplomatischen Netzwerke der Welt, mit der moralischen Autorität und der Fähigkeit, Millionen von Gläubigen zu mobilisieren. Darüber hinaus habe der Vatikan bereits in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei der Vermittlung zwischen Staaten gespielt, insbesondere im Hinblick auf die Menschenrechte.
Die Schlüsselfrage ist jedoch nicht, ob er dies tun kann, sondern was vermittelt werden soll und auf welcher Grundlage, sagte Luna.
Die Kolumbianische Bischofskonferenz hatte sich jüngst zu den Kämpfen in der Unruheprovinz Catatumbo geäußert: Gewalt erzeugt mehr Gewalt, verursacht irreparable mensch iche Verluste, sät mehr Hass, Spaltung und Armut. Zugleich boten sich die Bischöfe auch als Vermittler an: Wir bekräftigen unsere Bemühungen, mit den Gemeinschaften zusammenzuarbeiten, um das soziale Gefüge wiederherzustellen und Versöhnungs- und Friedensinitiativen zu fördern.
Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hat seine Präsidentschaft unter das Motto „Paz total“ (Kompletter Frieden) gestellt und Verhandlungen mit allen bewaffneten Akteuren aufgenommen. Doch ausgehandelte Waffenstillstände werden immer wieder gebrochen. Guerillabanden nutzen die Zurückhaltung des Militärs, um ihre lokale Machtposition in den Territorien auszubauen.
Im vergangenen Jahr stieg die Kokainproduktion in Kolumbien stark an. Aufgrund der jüngsten Gewaltausbrüche liegen die Friedensgespräche mit der ELN auf Eis. Die FARC-Dissidenten, abtrünnige Kämpfer der 2016 befriedeten FARC-Guerilla, fühlten sich ohnehin nicht an den vom damaligen Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos ausgehandelte Friedensabkommen gebunden.

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Papst ruft Kirchen und Religionen zum Einsatz für Frieden auf
Bei der Einführungsmesse von Leo XIV. waren auch Hunderte Vertreter christlicher Kirchen sowie anderer Religionen auf den Petersplatz gekommen. Der Papst holt auf ihre Unterstützung für seine neue Aufgabe.
20.05.2025, Vatikanstadt (KNA)
Papst Leo XIV. hat Kirchen und Religionen zum gemeinsamen Einsatz für Frieden aufgerufen. „Ich bin davon überzeugt, dass wir, wenn wir uns einig sind und frei von ideologischen und politischen Zwängen, wirksam 'Nein' zum Krieg und 'Ja' zum Frieden, 'Nein' zum Wettrüsten und 'Ja' zur Abrüstung, 'Nein' zu einer Wirtschaft, die die Völker und die Erde verarmt, und 'Ja' zur ganzheitlichen Entwicklung sagen können“, sagte er am Montag im Vatikan.
In einer von Gewalt und Konflikten gezeichneten Welt leistet jede der hier vertretenen Gemeinschaften ihren eigenen Beitrag an Weisheit, Mitgefühl und Engagement für das Wohl der Menschheit und den Schutz unseres gemeinsamen Zuhauses. Der Papst äußerte sich bei einer Audienz für Vertreter christlicher Kirchen, kirchlicher Gemeinschaften sowie anderer Religionen. „Das Zeugnis unserer Geschwisterlichkeit, das wir hoffentlich mit wirkungsvollen Gesten zum Ausdruck bringen können, wird sicherlich zum Aufbau einer friedlicheren Welt beitragen, wie es sich alle Männer und Frauen guten Willens von Herzen wünschen“. Er dankte ihnen für die Teilnahme an seiner Amtseinführung am Sonntag. „Ihre Anwesenheit und Ihre Gebete sind mir ein großer Trost und eine große Ermutigung“.
Insbesondere betonte der Papst seine brüderliche Zuneigung zu Vertretern der Ostkirche, allen voran dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I. Ihn hatte Leo XIV. am Montag zudem in Privataudienz empfangen.
Entwicklungsministerin will Kürzungen im Etat verhindern
Weniger Geld für Entwicklungshilfe- das steht sogar im Koalitionsvertrag. Trotzdem warnt die Ressortministerin vor Ein schnitten. Die Hilfsgelder aus Deutschland seien wichtiger denn je.
20.05.2025, Berlin (KNA)
Trotz gegenteiliger Vereinbarungen der schwarz-roten Koalition will sich Entwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) gegen Kürzungen in ihrem Etat wehren. „Ich will den Haushaltsberatungen nicht vor greifen. Aber sie können sicher sein: Ich werde für den Etat meines Ressorts kämpfen“, sagte die Ministerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Noch nie sei die wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung so wichtig gewesen wie heute. Besonders die nationalistischen Tendenzen entscheidender Partner, wie der Rückzug der USA, treffen die Entwicklungspolitik auf das Härteste. Damit steigen die Herausforderungen: Mehr Armut, mehr Hunger, Epidemien, mehr Flüchtlinge, mahnte sie. Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) fordert von allen Ressorts Einsparungen. Kürzungen bei der Entwicklungshilfe sind im Koalitionsvertrag fest vereinbart. Alabali-Radovan bestätigt, dass es bei den Koalitionsverhandlungen um den Fort bestand des Entwicklungsministeriums gegangen war. Lars Klingbeil und die SPD haben in den Koalitionsverhandlungen hart gekämpft für den Erhalt des Ministeriums und die Entwicklungspolitik, betonte sie.
Ex-Kanzlerin Merkel: Werden dem Klimawandel bis heute nicht gerecht
Angela Merkel blickt selbstkritisch auf ihre Klimapolitik zurück- und fragt auf dem Kirchentag in Hannover: Tun wir genug für unser Überleben? Zweifel bleiben, ebenso ihr Appell zum Mut.
Von Hannah Schmitz (KNA) 02.05.2025
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel beschäftigt nach eigenem Bekunden bis heute die Frage, ob sie in ihrer Amtszeit genug für den Klimaschutz getan hat. Tatsache bleibe, dass die Welt trotz aller Mühen dieser Menschheitsaufgabe bis heute nicht gerecht werde. Die Frage, ob wir genug tun, bleibt leider unbeantwortet , sag te sie am Donnerstag auf dem Evangelischen Kirchentag in Hannover.
Die frühere Kanzlerin und Tochter eines evangelischen Pfarrers war dort zur Bibelarbeit eingeladen. Die CDU Politikerin berichtete davon, wie ihr Vertrauen in Gott und Menschen in politischen Krisen geholfen habe. Zu wissen, dass Situationen nicht ausweglos sind, habe ihr Kraft gegeben.
Mit Blick auf den Klimawandel bleibe die Frage, ob die Menschheit genug tue, um Entscheidungen für das eigene Überleben rechtzeitig zu treffen. Sind wir dazu willens und in der Lage? fragte Merkel. Bis jetzt sei der Beweis dafür noch nicht erbracht, das laste schwer auf ihr. Es bedarf noch größeren Mutes, noch mehr Stärke, noch mehr Beherztheit von jedem von uns, um wirklich der Bewahrung der Schöpfung und des Überlebens der Menschheit gerecht zu werden.
Die frühere Kanzlerin appellierte vor einem applaudieren den Publikum, jeden Tag weiter das scheinbar Unmögliche weiterzubetreiben und sich nicht entmutigen zu lassen. Auch sie habe in ihrer politischen Karriere stets versucht, nicht in Entweder-Oder zu denken, sondern Kompromisse zu suchen.
Vielleicht können alle satt werden, vielleicht können alle eine Möglichkeit finden, so Merkel.
Kirchen: 8. Mai 1945 war Tag der Befreiung und des Aufbruchs
Das Ende des Zweiten Weltkriegs ebnete den Weg in ein neues Europa. Die beiden großen Kirchen zeigen sich dankbar für diese Entwicklung. Zugleich warnen sie vor neuen Bedrohungen des Friedens von außen und innen.
KNA 07.05.2025
Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland haben den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung und des Aufbruchs in eine neue, bessere Zeit charakterisiert. Obwohl Europa in Trümmern gelegen habe und Millionen Menschen durch den Krieg und die Vernichtungsmaschinerie des NS-Staates ihr Leben verloren hätten, habe mit dem Kriegsende am Donnerstag vor 80 Jahren eine Zeit von Versöhnung, Frieden, europäischem Zusammenwachsen und transatlantischer Freundschaft begonnen, erklärten der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischöfin Kirsten Fehrs, am Mittwoch in Bonn und Hannover.
Zum Gedenken gehört die Verantwortung für die Zukunft, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Zu den Gründen für den Zivilisationsbruch der NS-Herrschaft gehöre, dass die Demokratie in Deutschland nicht genügend Verteidiger und Verteidigerinnen hatte, die bereit waren, sich den ernsten Herausforderungen der Zeit zu stellen, tragfähige Kompromisse auszuhandeln und der Gewalt rechtzeitig entgegenzutreten, so Fehrs und Bätzing.
Der Aufstieg des Nationalsozialismus sei auch Folge von Abstiegsängsten und-erfahrungen großer Teile der Bevölkerung und der Krise der traditionellen Ordnungen gewesen: Mit dem Wunsch nach radikaler Änderung der Verhältnisse ging eine Relativierung, Aufgabe, auch offene Ablehnung der christlichen, humanistischen und aufklärerischen Werte und ihres Menschenbildes einher.
Die Kirchen erinnerten gleichzeitig an die europäische Aufbauarbeit einer globalen Friedenssicherung. Mit der gemeinsamen Verpflichtung der Staaten auf Gewaltfreiheit und Menschenrechte 1990 wurde ein neues Zeitalter begründet, hieß es. Europa und auch die Deutschen durften die befreiende Erfahrung machen, dass Schuld und Gewalt und ihre Folgen nicht das letzte Wort haben müssen, so die Kirchen Repräsentanten.
Freiheit und Frieden, Recht und Menschenwürde würden aber nicht nur von außen bedroht. Es gelte, diese Werte auch im Innern zu verteidigen. Aus der Dankbarkeit für die Versöhnung erwächst der Wille: Diesmal verteidigen wir unsere Werte. Allen Versuchen, die Geister von Gewalt und Menschenfeindlichkeit wieder zu beleben, halten wir entgegen: Nicht mit uns, nie wieder!
Kardinäle senden vor der Papstwahl weltweiten Friedensappell
Alle Päpste des vergangenen Jahrhunderts haben sich für Frieden eingesetzt. Angesichts der kriegerischen Weltlage über nehmen nach dem Tod von Franziskus und vor der Wahl seines Nachfolgers dies die Kardinäle in Rom.
Vatikanstadt (KNA) 07.05.2025
Kurz vor Beginn der Papstwahl haben die in Rom versammelten Kardinäle weltweit zu schnellstmöglichen Friedensbemühungen aufgerufen. Mit Bedauern sähen sie, dass bisherige Anstrengungen in der Ukraine, in Nahost und anderen Regionen keine Erfolge gebracht hätten, erklärten die Kardinäle am Dienstag im Vatikan. Wir appellieren nachdrücklich an alle beteiligten Partei en, so bald wie möglich einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen und ohne Vorbedingungen und weitere Verzögerungen den von den beteiligten Völkern und der ganzen Welt seit langem ersehnten Frieden auszuhandeln, heißt es in der Erklärung.
















