Sommerzeit – Zeit, Dinge einmal auszuprobieren. Wie wäre es, mit einem Besuch in einer Moschee, einer Synagoge oder der Teilnahme an einem interreligiösen Fest?


Unser Tipp:
Fast alle Akademien der Bistümer, aber auch viele Moscheevereine und jüdische Gemeinden laden immer wieder zum gegenseitigen Kennenlernen ein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Hingehen, neugierig sein, Fragen stellen, Menschen kennenlernen – ins Gespräch kommt man ganz von alleine. Und: Es lohnt sich!

Und außerdem:

Fachleute fordern mehr Einsatz für interreligiöse Gespräche

Es können private Einladungen zum Essen sein. Aber auch organisierte Formate machen es möglich, dass sich Juden, Christen und Muslime begegnen. Über die Rolle von Kirchen und Staat dabei wurde jetzt in Bonn gesprochen.

Bonn (KNA)

Kirchen und Staat müssen sich Fachleuten zufolge stärker für Begegnungen von Juden, Christen und Muslimen engagieren. Nötig seien mehr Räume für Gespräche von Angehörigen dieser abrahamitischen Religionen, sagte Andreas Herrmann, Referent für interreligiösen Dialog der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Die Kirchen müssten selbstkritisch feststellen, dass sie in der Vergangenheit zu sehr in christlich-jüdischen beziehungsweise christlich-islamischen Dialogformaten gedacht und gehandelt hätten - anstatt alle drei Religionen zusammenzubringen. Jede Religion muss die Frage für sich beantworten, welchen Beitrag sie über ihre Religion hinaus in die Gesellschaft hineintragen kann, betonte der Oberkirchenrat. Alle Religionen sollten darauf Antworten suchen und finden. Herrmann verwies auf den Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 und den folgenden Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen. Seitdem habe sich die Situation zugespitzt, und man stehe vor kaum für möglich gehaltenen Herausforderungen.

Herrmann äußerte sich zum Auftakt der AnnemarieSchimmel-Lectures der Universität Bonn. Charlotte Elisheva Fonrobert, Professorin für Jüdische Studien und Religionswissenschaften an der Stanford University sagte, dass Staat und Kirchen immer wieder Juden, Christen und Muslime miteinander ins Gespräch bringen sollten. Das sei auch ein Ansatz im Vorgehen gegen Antisemitismus. Allerdings gestalte sich der Dialog auf vielen Ebenen zunehmend schwierig. Wenn Menschen mit unterschiedlichen Ansichten nicht im Gespräch blieben, mache sich allgemeine Hoffnungslosigkeit breit, betonte Fonrobert. Es sei wichtig, aus eigenen Echokammern herauszukommen, um mögliche Stereotype zu überwinden. Dazu könnten auch private Initiativen wie zum Beispiel Einladungen zu Schabbatessen beitragen.

Unser Tipp:
Fast alle Akademien der Bistümer, aber auch viele Moscheevereine und jüdische Gemeinden laden immer wieder zum gegenseitigen Kennenlernen ein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Hingehen, neugierig sein, Fragen stellen, Menschen kennenlernen – ins Gespräch kommt man ganz von alleine. Und: Es lohnt sich!

 

Theologin Polak: Bibel erzählt viel von Migration

Die Bibel als migrantische Erzählung - für diese Perspektive wirbt die Wiener Theologin Regina Polak. Aber welche Anstöße können die alten religiösen Texte für die Migrationsdebatte heute geben?

Freiburg (KNA)


Für die Wiener Theologin Regina Polak erzählt die Bibel kaum Heldengeschichten, aber viel von Flucht und Vertreibung. Viele Erzählungen, Gebete und Rechtstexte im Alten und Neuen Testament berichten von Menschen, die fliehen müssen, verfolgt sind, zu Opfern werden und dann durch die Zusage Gottes ihre Handlungsfähigkeit zurückgewinnen und ihr Leben in die Hand nehmen, sagte Polak in der Katholischen Akademie Freiburg.

Der christliche Glaube hat eine Migrations-Matrix. Zum Glauben gehört auch das Aufbrechen, das auf dem Weg sein - davon erzählt die Bibel. Schon die biblische Schöpfungsgeschichte berichte von der Vertreibung des Menschen aus dem Paradies, der danach fremd auf der Erde sei. Gleichzeitig geht es den biblischen Autoren laut Polak keineswegs darum, Migration und Vertreibung zu idealisieren oder zu verniedlichen.

Die Theologin rief dazu auf, die Bibel unter diesem Blickwinkel neu zu lesen. Dabei ließen sich zwar keine unmittelbaren rechtlichen oder politischen Handlungsempfehlungen für die Gegenwart ableiten. Dafür ist die historische Lücke viel zu groß.

Die biblischen Erzählungen kennen keine Nationalstaaten, keine Staatsangehörigkeit, keine Pässe. Christen könnten aber eine religiöse, migrantische Wahrnehmungsperspektive in die aktuellen Debatten um Migration und Asyl einbringen, sagte Polak. Beispielsweise seien viele biblische Geschichten von der Gewissheit getragen, dass die Erde keinem Menschen gehöre, sondern Fremde und Ansässige gleiche Besitzansprüche haben.

Lange Namenslisten im Alten Testament seien Ausdruck der Überzeugung, dass jeder Mensch einen Namen, ein Gesicht und eine Geschichte hat. Das war eine Revolution.

 

Was die Heiligen Petrus und Paulus uns heute noch zu sagen haben

Am 29. Juni feiert die Kirche mit Petrus und Paulus zwei bekannte Heilige - die auch zeigen, dass Fehler erlaubt sind.

Bonn/Vechta (KNA)


Berufung ist jederzeit möglich und kann ganz unterschiedlich aussehen: Das zeigt sich für die Ordensschwester Kerstin-Marie Berretz an den Aposteln Petrus und Paulus. Während Petrus ein einfacher Fischer war, war Paulus zunächst jemand, der der jungen Kirche außerordentlich feindlich gesonnen war.

Am 29. Juni feiert die Kirche diese beiden Heiligen. Beide lebten laut biblischer Erzählung zur Zeit Jesu und gehören bis heute zu den bekannteren Heiligen: Paulus durch seine Briefe, etwa jenem an die Korinther mit dem berühmten Zitat: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.https://www.bibleserver.com/EU/1.Korinther13 In diesen Briefen sei bis heute nachzulesen, was das Christentum ausmacht, so Berretz.

Paulus habe mit ihnen dazu beitragen, dass sich dieser Glauben in Europa ausbreitete.

Von Petrus, einem der Jünger Jesu, berichtet die Bibel, dass er Jesus vor dessen Kreuzigung verleugnet habe. Berretz: „Trotzdem fordert der Auferstandene ausgerechnet diesen Petrus auf, für diejenigen zu sorgen, die an ihn glauben.

Petrus und Paulus bildeten zwar das Fundament der Kirche - aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie ohne Fehler sind. Das Beispiel der Heiligen könne ermutigen, sagte die Dominikanerin, die auch als Berufungscoachin tätig ist: Niemand muss perfekt sein, jede und jeder darf Fehler machen.

So berichte Paulus etwa von sich selbst, er sei schwach, defizitär und lebensuntauglich. So gehe es auch heute nicht darum, etwas verkrampft zu wollen, betonte Berretz, sondern letztlich um kleine Gesten: Das kann konkret bedeuten, die Leute, die man trifft, freundlich anzuschauen, jemanden einzuladen oder bei jemandem zu bleiben, der es gerade schwer hat. Nicht mehr und nicht weniger.

 

Vatikan will „Big Bang“-Entdecker Lemaitre bekannter machen

Einer hat den Knall gehört - und ausgerechnet ein Priester. Kopernikus und der „Fall Galilei“ werden bis heute in der Schule gelehrt. Sie trieben einen Keil des Misstrauens zwischen Kirche und Wissenschaft. Doch es war auch ein katholischer Priester, der zuerst den Knall hörte.

Von Alexander Brüggemann (KNA)


Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde aber war wüst und leer (...), und Gottes Geist schwebte über den Wassern. So wird der Anfang der Welt in der Genesis beschrieben, dem ersten Buch der Bibel.

Dass dieser Schöpfungsbericht kein wissenschaftliches Traktat, sondern vielmehr ein mehr als 2.500 Jahre altes Glaubenszeugnis ist, hat sich außerhalb der kreationistischen Lehre herumgesprochen. Wissenschaftsfeindlichkeit wird der Kirche bis heute unterstellt. Aber es war ausgerechnet ein katholischer Priester, der die Gegentheorie vom Urknall entwickelte: der Belgier Georges Lemaitre (1894-1966).


Die wichtigste Erkenntnis dieses Astrophysikers und Theologen ist so simpel wie einleuchtend: Das Weltall hat seinen Ursprung in der Zeit. Wenn Galaxien permanent auseinanderdriften, dann müssen sie früher näher beieinandergelegen haben. Und das legt nahe, dass noch viel früher das gesamte Universum in einem einzigen Punkt konzentriert gewesen sein muss: dem Ur-Atom, das im Moment der Entstehung des Universums explodierte.

Lemaitre ging davon aus, dass die kurz zuvor entdeckte Rotverschiebung von Sternennebeln nicht als Folge einer Bewegung von Galaxien im All, sondern der Ausdehnung des Weltalls selbst zu deuten sei.

Seine Ideen publizierte der junge Professor 1927 in einer wenig bekannten belgischen Fachzeitschrift - zwei Jahre früher als der US-Forscher Edwin Hubble (1889-1953), dem heute allgemein die Erkenntnis von der Ausdehnung des Weltalls zugeschrieben wird. Erst 1931 übersetzte Lemaitre seinen Aufsatz auch ins Englische. Er ließ dabei jedoch die eigentlich entscheidenden Passagen über die Expansion des Universums weg, weil Hubble diese Gedanken nach seiner Auffassung bereits 1929 präziser dargelegt hatte - was später als „Hubble-Konstante“ berühmt wurde.

Ein eigenes Urheberrecht hat der Priester-Physiker nie eingefordert. Dennoch: 2018 beschloss die Internationale Astronomische Union, das „Hubble-Gesetz“ in „Hubble-Lemaitre-Gesetz“ umzubenennen. Ein Asteroid des Hauptgürtels zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter ist heute nach ihm benannt, dazu ein Mondkrater und ein Transportgefährt zur Versorgung der Internationalen Raumstation ISS. Er hätte wohl mehr verdient gehabt.

 

Glühwürmchenzauber an lauen Sommerabenden

So zuverlässig wie die Zugvögel im Frühling und die Sternschnuppen im August kommen in der zweiten Junihälfte abends auch die Glühwürmchen zum Vorschein. Ein leises Naturspektakel, das zum Staunen einlädt.

Von Angelika Prauß (KNA)


Die Tage um die Sonnenwende haben ihren ganz eigenen Reiz - es ist lange hell, man sitzt draußen mit lieben Menschen zusammen und feiert die warmen Temperaturen und den beginnenden Sommer. Mitunter gesellen sich in der Dämmerung im Garten dann noch besondere Gäste dazu - Glühwürmchen. Wohl kaum jemand, der nicht ihrem Zauber erliegt.

Wer Glühwürmchen erleben möchte, kann ausschwärmen und an Waldrändern, kleinen Bachläufen oder in feuchten Wiesen nach ihnen Ausschau halten. Aber auch in naturnah gestalteten Stadtgärten kann man Leuchtkäfer der Gattung Lamprohiza splendidula beobachten.

Denn in der Paarungszeit illuminieren sich die Männchen mit grünem Licht und gehen so auf Brautschau. Besonders aktiv ist das spektakuläre Liebeswerben in der dritten Junidekade, um das Johannisfest am 24. Juni - ein Grund, warum Leuchtkäfer auch Johanniswürmchen genannt werden.

Mehrere Faktoren müssen zusammenkommen, damit die männlichen Tiere an den längsten Tagen des Jahres nach Einbruch der Dunkelheit ausschwärmen: Ideal sind Abendtemperaturen über 15 Grad und feucht-warme Luft, etwa nach einem Sommerregen.

Glühwürmchen zu sehen, das macht etwas mit Menschen. Einige hat es auch zu poetischen Texten und Gedichten inspiriert:
Glühwürmchen ziehen mit Lampions zu einem Gartenfeste. Dort wird getrunken und gelacht. In vorgerückter Stunde tanzt dann der Abend mit der Nacht die kurze Ehrenrunde, sinniert etwa der Dichter Erich Kästner.

 

Pistorius plant einen Auswahlwehrdienst

Angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist die Wehrpflichtdebatte aufgeflammt. Der Bundeswehr fehlt Personal. Der Verteidigungsminister will 18-Jährige nun mit Pflichtfragebögen anwerben.

Von Christoph Scholz (KNA)


Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will mit einem neuen Modell des Wehrdienstes die Abschreckungsfähigkeit der Bundeswehr wiederherstellen. Dazu wolle er schrittweise einen „Auswahlwehrdienst“ einführen. Angesicht des Interesses setze er zunächst auf einen freiwilligen Wehrdienst von sechs bis zu siebzehn Monaten. Die Wehrpflicht oder ein Pflichtdienst sollen zunächst nicht wieder eingeführt werden. Der Wehrdienst werde aber wieder in Kraft gesetzt. Dazu solle eine Arbeitsgruppe bis zum Herbst einen Gesetzentwurf erarbeiten.

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatten die Wehrpflicht 2011 ausgesetzt und die Strukturen hierfür abgebaut. Als Hintergrund nannte Pistorius eine veränderte Bedrohungslage durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Experten gingen davon aus, dass Russland ab 2029 in der Lage sein werde, einen Nato-Staat anzugreifen. Pistorius will die rund 400.000 Männer im Alter von 18 Jahren dazu verpflichten, einen Online-Fragebogen zu Interessen und Qualifikationen ausfüllen. Auch Frauen sollen befragt werden, aber ohne Antwortpflicht. Eine Frauen-Wehrpflicht setze eine Grundgesetzänderung voraus; dazu aber sei die Zeit zu kurz, so Pistorius.

Von den Befragten sollen rund 40.000 ausgewählt und gemustert werden. Er rechne dann mit einem Aufwuchs von rund 5.000 zusätzlichen freiwillig Wehrdienstleistenden pro Jahr. Ziel sei eine Zahl von rund 200.000 Reservisten. Dazu wolle er auch unter den früheren 835.000 Reservisten rund 100.000 für die Reserve anwerben. Pistorius plant einen Grundwehrdienst von sechs Monaten für Heimatschutzsoldaten. Wer zwölf bis siebzehn Monate dienen möchte, solle in die Strukturen der Bundeswehr eingebunden werden. Dabei solle der Dienst attraktiv und sinnstiftend sein und zusätzliche Qualifikationen ermöglich. Der Sold soll demnach derselbe sein wie für die derzeit Grundwehrdienstleistenden.

Die Gesamtkosten bezifferte der SPD-Politiker auf 1,4 Milliarden Euro im Jahr.


Der Verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Florian Hahn (CSU), bewertete das Vorhaben als unzureichend. „Weder handelt es sich um eine Pflicht, noch wird die Wehr adäquat gestärkt“, sagte er der Funke-Mediengruppe.

Die SPD-Vorsitzende trat ebenfalls in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe für die Beibehaltung der Freiwilligkeit ein. Selbstbestimmung sei entscheidend für die Akzeptanz der Demokratie, so Esken.

Auch der FDP-Politiker Marcus Faber wollte zunächst auf Freiwilligkeit setzen, wie er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte.

Die Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) kündigte Widerstand gegen die Pläne an. Dies sei eine Reaktivierung der Wehrpflicht durch die Hintertür, sagte deren Sprecher Ralf Buchterkirchen.

 

Flüchtlingsbischof Heße: Abschiebung nach Afghanistan kritisch

In der aktuellen Debatte über Asyl und Abschiebungen fordert der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße einen menschlicheren Umgang mit Geflüchteten. Abschiebungen nach Afghanistan sieht er kritisch - und lobt Kenia.

Bonn/Hamburg (KNA)


Bild: Andreas Sibler/ Erzbistum Hamburg

Der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße sieht mögliche Abschiebungen nach Afghanistan kritisch. Die Bundesrepublik unterhält aus guten Gründen weder zu den Taliban in Afghanistan noch zum Assad Regime in Syrien diplomatische Kontakte. Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien sind daher - aus praktischen und grundsätzlichen Erwägungen - überaus kritisch zu betrachten, sagte der Vorsitzende der Migrationskommission der Bischofskonferenz der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Wer Straftaten begehe, müsse nach Recht und Gesetz bestraft werden. Dies betrifft selbstverständlich auch Personen, die in Deutschland keinen dauerhaften Aufenthaltstitel haben und die hier für Straftaten verurteilt werden, betonte der Hamburger Erzbischof.

Da jeder Tatverdächtige Anspruch auf ein rechtsstaatliches Verfahren habe, stelle sich die Frage einer Abschiebung erst nach der rechtskräftigen Verurteilung. Die Rückführung eines verurteilten Straftäters ins Herkunftsland ist nur dann sinnvoll, wenn ein Abkommen zur gegenseitigen Vollstreckung von Strafen besteht, erklärte Heße. Andernfalls sei nicht sichergestellt, dass der Straftäter auch tatsächlich bestraft werde. Außerdem müsse ausgeschlossen werden, dass im Fall einer Abschiebung Folter oder die Todesstrafe drohten. Die allgemeinen Menschenrechte gälten auch für Straftäter.

Nach der tödlichen Attacke eines Afghanen auf eine islamkritische Kundgebung in Mannheim sind mögliche Abschiebungen nach Afghanistan auch Thema bei der Innenministerkonferenz von Mittwoch bis Freitag in Potsdam. Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD) und viele weitere Politiker haben sich für solche Abschiebungen ausgesprochen.

Heße sagte: Meine Gedanken und Gebete gelten dem getöteten Polizisten von Mannheim und seinen Angehörigen. Wir haben ein Recht, das von jedem respektiert werden muss - unabhängig von Herkunft und Status.

Am Dienstagabend sprach der Flüchtlingsbischof auch bei seinem Sommerfest in Hamburg über das Thema und forderte einen menschlicheren Umgang mit Gefüchteten: Ich würde mir wünschen, dass die aktuelle Debatte zur Flüchtlingspolitik weniger von Angst geleitet würde, sondern dass die vielen Nöte durch unsere europäische Solidarität aufgefangen würden.

Er berichtete von einer kürzlich beendeten Reise nach Kenia. In dem ostafrikanischen Land müssten aktuell rund 800.000 Flüchtlinge unter einfachsten Bedingungen leben. Hinzu kämen rund 18 Millionen Binnenvertriebene. Aber: Kenia ist ein aufnahmebereites Land, und die Menschen, denen ich dort begegnen durfte, fühlen sich relativ sicher. In der Begegnung mit Hilfsorganisationen sei schnell deutlich geworden, dass Debatten in Europa, den Flüchtlingsschutz noch stärker als bisher in den Globalen Süden auszulagern, als befremdlich angesehen würden. Der Bischof dankte den Ordensgemeinschaften und Hilfsorganisationen, die sich weltweit für Flüchtlinge einsetzen. Der Rechtsruck bei der Europawahl stimme ihn sorgenvoll, so Heße weiter. Bei der Vermittlung europäischer Werte wie Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung sehe er auch die Kirchen gefragt.

Bild: Andreas Sibler/ Erzbistum Hamburg

 

Die Schutzpatrone der 24 EM-Teilnehmer


Von Grasfressern und Wundertätern und anderen Spezialist*innen

Von Alexander Brüggemann (KNA) Bonn (KNA)

Nicht nur katholische und orthodoxe, auch protestantische Nationen haben einen Schutzheiligen- und ob! Bei der Fußball-EM kann sowas erst recht nicht schaden.

Hier werden die die Patrone der 24 Teilnehmernationen und ihre Stärken vorgestellt:

Wehrbeauftragte setzt in Wehrpflicht-Debatte auf Freiwilligkeit


Bildquelle: DBT, Simone M. Neumann

Wehrpflicht? Soziales Pflichtjahr? Die Wehrbeauftragte des Bundestags befürwortet ein anderes Modell. Vor allem die Anreize müssten stimmen, meint sie.

KNA

In der Debatte um eine Rückkehr zur Wehrpflicht und andere mögliche soziale Pflichtdienste setzt die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, auf Freiwilligkeit.

Diese und nicht Zwang sollte bei künftigen Modellen im Mittelpunkt stehen, sagte Högl. Bezogen auf die Bundeswehr müsse klar sein, dass die Truppe nicht einen ganzen Jahrgang junger Menschen benötigt . Daher sollten nur diejenigen zur Bundeswehr kommen, die geeignet sind, und vor allem die, die auch freiwillig wollen. Dazu müsse der Dienst attraktiv sein. Auch Anreize sind denkbar, etwa ein Startkapital oder Vorteile bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Studienplatz, sagte Högl.

Sie plädiert für ein Modell, das ebenso einen Einsatz im Sozialen, in der Kultur und der Umwelt umfasst.
Bildquelle: DBT, Simone M. Neumann


Ergänzung:
Als GKS treten wir seit Jahren für einen zunächst freiwilligen und mittelfristig verpflichtenden allgemeinen – europäischen - Gesellschaftsdienst ein.
Mehr können Sie hier dazu lesen: https://gemeinschaft-katholischer-soldaten.de/themen/allgemeiner-gesellschaftsdienst

Und wer noch mehr dazu lesen möchte, dem sei ein Blick auf unsere Linksammlung zum Thema empfohlen. Hier finden Sie aktuelle und auch ältere Links, die sich mit den verschiedenen pro und Contra-Argumenten zur Frage des Gesellschaftsdienstes befassen.

Allgemeiner Gesellschaftsdienst Link-Sammlung – ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

 

Katholiken in Deutschland hoffen auf Reformen in der Kirche


Die von Papst Franziskus ausgerufene Weltsynode will das Miteinander in der katholischen Kirche verändern. Die Katholiken in Deutschland haben teilweise sehr konkrete Erwartungen.

KNA

Die Katholiken in Deutschland setzen auf Änderungen im kirchlichen Leben. Sie seien in großer Einmütigkeit davon überzeugt, dass die Kirche einen Prozess der Reformen und der Erneuerung braucht, um ihrer Sendung gerecht zu werden, heißt es in einem von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Bericht. Das zehnseitige Dokument versteht sich als Zusammenfassung der Papiere aus den deutschen Bistümern mit Blick auf die von Papst Franziskus angestoßene Weltsynode.

Konkret sprechen sich die deutschen Katholikinnen und Katholiken unter anderem aus für mehr innerkirchliche Teil habe, eine stärkere Rolle der Frauen sowie Änderungen in der kirchlichen Sexuallehre. Das deckt sich in weiten Teilen mit den Themen, die auf dem 2019 begonnenen Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland erörtert wurden.

Dazu heißt es in dem Papier: Deutlich spürbar ist, dass sowohl die Internet Beratungen und Beschlüsse des Synodalen Wegs der Kirche in Deutschland als auch der Synodale Weg der Weltkirche in allen Ortskirchen einen Impuls ausgelöst haben. Zugleich wird eine größere Freiheit gegenüber dem Vatikan gewünscht. Das Papier der Bischofskonferenz zitiert dazu eine Einlassung aus dem Bistum Mainz: Trotz zahlreicher im Verlauf der Synode weltweit identifizierter pastoraler Fragen wäre eine größere Entscheidungsbefugnis der jeweiligen Ortskirchen hilfreich.

Die Länderberichte sollen in die zweite und abschließende Vollversammlung der Bischofssynode im Oktober im Vatikan ein fließen.

Zum Bericht:
https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2024/2024-087a-Bericht-zur-Vorbereitung-der-Synode-2024.pdf

 

Bischöfe zu Sterbehilfe: Haben Büchse der Pandora geöffnet

Französische Bischöfe waren zu Besuch in Rom- und haben dem Papst ihre Sorge über einen Gesetzentwurf zu aktiver Sterbehilfe vorgetragen. Es droht eine weitere Niederlage in einer wichtigen gesellschaftspolitischen Frage.

KNA Mai 2024


Frankreichs Bischöfe sehen ihre Befürchtungen beim Thema Sterbehilfe bestätigt. Die Büchse der Pandora sei geöffnet worden, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Vincent Jordy.

Am Wochenende hatte ein Ausschuss von Frankreichs Nationalversammlung den Gesetzentwurf zu aktiver Sterbehilfe gebilligt und dabei auch Liberalisierungen im Text vorgenommen. Im Vorfeld habe man versprochen, dass es sich um ein ausgewogenes Projekt mit Raum für Palliativpflege handelt , sagte Jordy. Nun befürchte er auch Auswirkungen eines solchen Gesetzes auf das bereits geschwächte Gesundheitswesen und eine mögliche Verschärfung von Personalmangel. Man wolle doch nicht einem Beruf nachgehen, der Menschen tötet , so der Erzbischof von Tours wörtlich. Die Spitzen der Bischofskonferenz hätten diese Sorge auch Papst Franziskus vorgetragen, berichtete der Vorsitzende, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort von Reims; und der Papst nehme das Thema sehr ernst. Man erwäge nun mehrere Initiativen gegen den Gesetzentwurf. Für mögliche Aufrufe zu Demonstrationen sei man aber nicht in einer Position der Stärke, so de Moulins-Beaufort.

Aktive Sterbehilfe und Suizidbeihilfe sollen in Frankreich künftig unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt werden. Die Regierung legte dafür einen Gesetzentwurf vor, der Erwachsenen mit schwersten Erkrankungen die Einnahme tödlicher Medikamente erlauben soll. Wenn der körperliche Zustand es den Betroffenen nicht möglich macht, die Medikamente selbstständig zu nehmen, sollen sie sich von einer Person ihrer Wahl, von einem Arzt oder einer Pflegekraft helfen lassen können.

Vorangegangen war ein langer Prozess mit Bürgerbeteiligung. Ein Bürgerkonvent hatte sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, den Weg zu aktiver Sterbehilfe zu ebnen. Auch Frankreichs Ethikrat erklärte, eine begrenzte Zulassung aktiver Sterbehilfe sei unter bestimmten strengen Voraussetzungen denkbar. Konkret sieht der Gesetzentwurf vor, dass schwerstkranke Patienten einen Antrag auf ein tödliches Medikament stellen können sollen. Ärzte müssen bestätigen, dass die Betroffenen an einer schweren, unheilbaren und schmerzhaften Krankheit leiden und aus freien Stücken ihr Leben beenden möchten. Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen oder neurodegenerativen Störungen wie Alzheimer sollen von der Regelung ausgenommen sein. Ärzte können dann ein Rezept für ein Medikament ausstellen, das drei Monate lang gültig ist. Die Menschen könnten selbst entscheiden, ob sie das Medikament zu Hause, in einem Pflegeheim oder in einer Gesundheitseinrichtung einnehmen. In diesem Fall handelt es sich rechtlich um Beihilfe zum Suizid. Verabreicht eine andere Person das tödliche Medikament, handelt es sich um aktive Sterbehilfe. In Deutschland ist aktive Sterbehilfe verboten, Beihilfe zum Suizid aber erlaubt. Seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2020 dürfen auch Sterbehilfevereine Suizidwilligen bei der Selbsttötung helfen. Bemühungen des Bundestags, einen rechtlichen Rahmen für freiverantwortliche Suizide mit Beratungspflichten und zeitlichen Fristen zu schaffen, sind bislang gescheitert.

 

Europa vor der Wahl

Papstberater warnt vor Faschismus- und vor Gleichgültigkeit Kardinal Hollerich hat ein weites Herz für Europa, hat wichtige Europa-Posten in der Kirche. Doch er macht sich Sorgen, sagt unter anderem: Wenn Europa so weitermacht, wird es gehasst.

KNA


Für den Papstberater und Kardinal Jean Claude Hollerich ist ein neuer Faschismus in Europa bereits Realität. Er ist schon da, sagte der Luxemburger Erzbischof im Interview der Zeitung La Croix in Rom. Die regierende Partei in Italien sei postfaschistisch. Das macht mir Angst, besonders weil ich aus einer Familie stamme, in der jeder im Widerstand war , so der frühere Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE.

Mit Blick auf die erwartete geringe Wahlbeteiligung bei den Europawahlen und das verbreitete Phänomen eines Rückzugs auf die Nation warnte der Kardinal: Wir haben uns an die Europäische Union gewöhnt. Ihr Nutzen und der politische Wille dahinter seien uns nicht mehr bewusst. Demokratie sei wertvoll und müsse unterstützt werden, so Hollerich. Gleichzeitig befinde sich Europa in einer Krise. Volkswirtschaften erlebten eine Stagnation; das schaffe Ängste. In einer komplexen Welt liefere Populismus einfache Erklärungen, die bei jenen, die Angst vor dem Verlust ihrer Identität haben, großen Anklang fänden.

Offensichtlich stehen Europa und der Westen nicht mehr im Mittelpunkt der Welt , so der Luxemburger Erzbischof.

Der Krieg in der Ukraine sei in diesem Sinne entlarvend: Der Westen sei nicht in der Lage, eine globale Koalition gegen Russland zu bilden.

Zugleich verspiele der Kontinent auf anderer Bühne sein Ansehen. Der neue europäische Einwanderungspakt ist eine Katastrophe, sagte Hollerich. Wir vergessen die Menschenrechte. Natürlich können wir nicht alle Migranten aufnehmen. Aber wir müssen Menschen immer so behandeln, dass wir ihre Menschenwürde anerkennen. Es brauche dringend einen würdevollen Umgang mit Menschen und den Dialog mit anderen Kulturen. Frankreichs einstige Kolonialpolitik in Afrika nannte der Jesuit katastrophal; und: England schnitt nicht viel besser ab. Heute zahle Europa den Preis: Man glaube dort nicht mehr an europäische Werte.

Dennoch reden wir weiter mit anderen wie eine Lehrerin mit ihren Schülern, so der Kardinal, der im Kardinalsrat von Papst Franziskus Europa vertritt. Wenn Europa so weitermacht, wird es gehasst. Man müsse ja gar nicht unbedingt die Positionen anderer teilen; aber zumindest anerkennen, dass Europa nur ein Akteur unter anderen ist.

Er werde eine unvollkommene EU immer überhaupt keiner EU vorziehen, betonte Hollerich. Das hindere ihn allerdings nicht daran, bestimmte Punkte kritisch zu hinterfragen: etwa eine bestimmte Auffassung von Geschlechtertheorie, die in Mode gekommen ist und die jeder wiederholt, ohne wirklich zu wissen, was sie ist . Manchmal habe er auch den Eindruck, dass wir von Beamten regiert werden, die eine Vision durchsetzen, die nur einem soziologischen Anliegen entspricht . Dies sei ein Zeichen einer Krise der Demokratie.

 

Justitia et Pax: Kein Schwarz-Weiß-Denken bei Rüstung

Kirche hat Nachholbedarf beim Nachdenken über Sicherheitspolitik, meint die katholische Organisation Justitia et Pax. Sie warnt vor Schwarz-Weiß-Denken bei Rüstungsausgaben.

KNA


Die katholische Organisation Justitia et Pax hat zu einem differenzierten Blick auf die weltweit stark gestiegenen Rüstungsausgaben gemahnt. Es sei einerseits beunruhigend, dass so viel Geld für Rüstung ausgegeben werde und damit auch zur Beseitigung der Armut nicht zur Verfügung stehe, sagte Generalsekretär Jörg Lüer dem Kölner Internetportal domradio.de. Aus christlicher Sicht sei das Thema aber nicht nur schwarz-weiß zu sehen. Manchmal sei Aufrüstung für Christen das kleinere Übel. Lüer beklagte ein schwaches sicherheitspolitisches Denken in der katholischen Kirche. Eine Aufrüstung der Ukraine bezeichnete er als unerlässlich. Sie müsse in den Stand versetzt werden, sich zu verteidigen. „Da geht es schlicht um Leben und Tod.“


Der Generalsekretär plädierte dafür, sich einzelne Rüstungsausgaben sehr genau anzusehen. „Es reicht nicht, auf die Geldsummen zu schauen und dann ein bisschen erschreckt zu sein. Vielmehr muss man schauen, was wo und aus welchen Gründen passiert. Und dann wird man jeweils abwägen müssen.“ Skeptisch zeigte sich Lüer auch gegenüber einer Aufrechnung von Rüstungs- und Entwicklungsausgaben. Es gefalle ihm nicht, wenn Deutschland die von den Vereinten Nationen geforderte Quote von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe nicht einhalte, sagte er. „Dass wir uns nicht daran halten, ist ein ganz schlechtes Zeichen und auch das falsche politische Zeichen“. Dennoch bezweifele er, ob man die finanziell hochintensive Sicherheitspolitik und Militärpolitik eins zu eins mit der Entwicklungspolitik vergleichen muss. Entscheidend sei, dass wir die langfristigen Perspektiven eben nicht aus dem Blick verlieren dürfen und dass wir in die letztlich genauso investieren müssen wie in diese kurzfristige Stabilisierung und Auffangpolitik angesichts realer Gewalt und Gewaltdrohungen. Justitia et Pax versteht sich als Runder Tisch der katholischen Einrichtungen in Deutschland, die weltweit Verantwortung übernehmen, und als Schnittstelle zwischen Kirche und Politik. Mitglieder sind unter anderen Vertreter der großen katholischen Hilfswerke Adveniat, Caritas, Misereor, Renovabis und missio. Getragen wird die Kommission von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

Hinweis: Auch die GKS entsendet mit Oberst a.D. Albert Hecht einen Vertreter in die Dt. Kommission Justitia et Pax.

 

Stellungnahme des Ständigen Rates der Deutschen Bischofskonferenz aus Anlass des Berichts der Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin

„Gott ist ein Freund des Lebens“


Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hat bei seiner gestrigen Sitzung (22. April 2024) die nachfolgende, einstimmig angenommene Stellungnahme zu aktuellen Fragen des Lebensschutzes verfasst.

In großer Sorge nehmen wir die aktuelle Debatte um Fragen des Lebensschutzes in unserem Land wahr. Konkreter Anlass unserer Überlegungen ist der am 15. April 2024 veröffentlichte Bericht der von der Bundesregierung beauftragten Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig von allem Anfang an bis zum natürlichen Tod. Dies gilt es zu beachten und zu bewahren, bei allem Respekt vor der Gewissensentscheidung jeder einzelnen Person. Deshalb ist es unsere Pflicht als Bürgerinnen und Bürger und auch die Pflicht der staatlichen Gemeinschaft, sich mit allem Nachdruck für den Schutz des menschlichen Lebens einzusetzen. Wenn hier die Grundprinzipien unserer Rechtsordnung verschoben werden, hat dies weitreichende und nicht absehbare Konsequenzen.

News der Katholischen Nachrichten-Agentur