EVP-Chef Weber für europäischen Katholikentag in Passau
Der niederbayerische Spitzenpolitiker Manfred Weber will Christentreffen mehr Internationalität verpassen. Einen idealen Ort dafür hat er auch schon im Visier.
KNA
Der Chef der EVP im EU-Parlament, Manfred Weber, hat für einen europäischen Katholikentag in Passau geworben. Wir brauchen den Dialog und ein europäisches Bekenntnis der Kirchen, sagte der CSU-Politiker am Wochenende bei der Frühjahrsvollversammlung des Passauer Diözesanrats der Katholiken in Niederalteich.
Ein europäischer Katholikentag wäre ein starkes Zeichen, erklärte Weber und fügte die rhetorische Frage hinzu: Und welcher Ort wäre dafür besser geeignet als Passau? Er werde eine solche Veranstaltung persönlich unterstützen, möglicherweise könne sie finanziell von der EU gefördert werden.
Weber macht sich bereits seit mehr als sieben Jahren für einen grenzüberschreitenden Katholikentag stark. Seit En de 2018 ist auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken mit den Plänen befasst. Vor dem Ausbruch der Corona Pandemie hieß es, bis 2026 solle ein solches gemeinsames Treffen der Katholiken in Europa organisiert werden. Parallel dazu wurde das Vorhaben eines europäischen ökumenischen Kirchentreffens verfolgt.
Entwicklungshelfer warnen vor weiteren Etatkürzungen Wer bei der Entwicklungshilfe spart, riskiere Sicherheit und Stabilität, mahnt die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Zudem profitiere die deutsche Wirtschaft von guter Entwicklungszusammenarbeit. Berlin (KNA) Die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat vor möglichen weiteren Einwicklungshilfe-Einsparungen bei der aktuell laufenden Haushaltsaufstellung für das kommende Jahr gewarnt. Entwicklungszusammenarbeit ist im Interesse Deutschlands. Sie bekämpft Fluchtursachen, fördert Sicherheit und Stabilität, öffnet der deutschen Wirtschaft Möglichkeiten in neuen Märkten, sagte GIZ-Vorstandssprecher Thorsten Schäfer Gümbel dem Berliner Tagesspiegel. Das, was da draußen passiert, hat etwas mit uns zu tun. Wir haben maximales Interesse daran, dass internationale Beziehungen funktionieren. Das gilt doppelt für ein Land, in dem jeder zweite Euro am Export hängt. Zudem habe die Weltbank kürzlich errechnet, dass jeder Euro, der für nach haltige Entwicklung in Partnerländern investiert werde, den Steuerzahlern später vier Euro für humanitäre Nothilfe spare, so Schäfer-Gümbel. Die GIZ ist ein Bundesunternehmen und maßgeblich von Aufträgen der Bundesregierung und des Entwicklungsministeriums abhängig.
Historikerin beleuchtet die Entwicklung der US-Republikaner
Im November wählen die US-Amerikaner einen neuen Präsidenten. Für die Republikaner wird wohl wieder Trump ins Rennen gehen. Warum der Populist weiterhin den Rückhalt der Partei hat, versucht ein neues Buch zu ergründen.
Von Johannes Senk (KNA)
Brandmauern sind ein derzeit gern gewähltes politisches Bild. Eine Brandmauer hat die CDU nach eigener Aussage zur AfD errichtet. Damit soll sichergestellt werden, dass nichts weiter in Richtung der Partei geht - und vor allem nichts von dort in die CDU kommen kann. Doch wo es Brandmauern gibt, wird es auch Brandstifter geben, die versuchen, diese einzureißen. Während die CDU in Deutschland ihre Brandmauer weiter zu verteidigen sucht, ist sie bei der Republikanischen Partei in den USA längst gefallen. Mit Ex-Präsident Donald Trump werden die Republikaner bei der Wahl im Winter wohl wieder dem Populismus in ihren Reihen Tür und Tor öffnen. Sind extremistische Positionen erst mit dem Aufstieg Trumps in der Partei hoffähig geworden?
Die Historikerin Annika Brockschmidt sieht das anders. In ihrem neuen Buch mit dem Titel „Die Brandstifter. Wie Extremisten die Republikanische Partei übernahmen“ zeichnet sie ein Bild der jüngeren Vergangenheit der Grand Old Party (GOP). Darin zeigt sich, dass der Konservativismus in den USA von Beginn an extreme Strömungen in seinen Reihen nicht nur toleriert, sondern bis zu einem gewissen Grad auch für Netzwerke genutzt hat. Brockschmidt skizziert detailliert den rechtsextremistischen Einfluss auf die Republikaner, die sie in ihrer aktuellen Form charakterisiert als politische Heimat von Konservativen, Ultrakonservativen und Rechtsextremen. Diesen hätten jahrzehntelang geistige Brandstifter den Weg bereitet, resümiert die Autorin. Ihre Analyse beginnt in einem konservativen bis fundamentalistischen katholischen Umfeld in den 1950er und 60er Jahren, vertreten etwa durch die John Birch Society. Deren rassistisch und antisemitisch geprägte Grundsätze lassen sich nach Ansicht der Historikerin mehr oder weniger stringent und stets mit Sympathisanten in höchsten Parteikreisen wie auch am Obersten Gerichtshof bis in die Jetztzeit nachverfolgen. Zwar zeigt Brockschmidts Quellenstudium auf, dass es auch innerhalb der Partei durchaus Unterschiede und Vorbehalte gab. Teile des gemäßigten bis konservativen Establishments lehnten die Rechtsaußenableger nicht selten ab, suchten eine gewisse inhaltliche Distanz zu den Verschwörungstheoretikern. Wenn es ihren Zwecken oder ihrem Machterhalt diente, waren sie Brockschmidt zufolge aber bereit, auch die krudesten Verschwörungstheoretiker zu akzeptieren. Zumal sie - letztendlich fälschlicherweise - davon ausgingen, die radikalen Elemente in den eigenen Reihen kontrollieren und für sich politisch nutzen zu können.
Was extremistische Kräfte von der Mitte des vergangenen Jahrhunderts bis zum Kapitolsturm in Washington am 6. Januar 2021 eint, sind laut Brockschmidt Rassismus (White Supremacy), Rechtsextremismus und unbedingter Verschwörungsglaube. Die Autorin beleuchtet anschaulich das Auf und Ab des Einflusses dieser Randpositionen auf die Parteilinie, bis er letztlich in Trumpschen Regelverstößen in die Maßlosigkeit stieg.
Das Buch greift für seine Thesen auf eine reiche Quellenlage und zahlreiche einordnende Expertenstimmen aus den USA zurück. Für das Verständnis, warum sich Trump aktuell bei den republikanischen Vorwahlen wohl wieder durchsetzen und damit im November als offizieller Präsidentschaftskandidat antreten wird, liefert Brockschmidts Buch zahlreiche nachvollziehbare, oftmals auch ernüchternde Erklärungen.
Brockschmidt ist Historikerin und Journalistin, sie schreibt unter anderen für die Zeit und den Tagesspiegel vornehmlich über Themen rund um die US-Politik. Aber sie ist auch Anwältin in eigener Sache und vor allem auf der Plattform X als Kommentatorin aktiv. Regelmäßig teilt sie Inhalte und äußert sich zum Abtreibungsrecht und zu Rechten queerer Menschen. Ihr Engagement in diesem Bereich machte sie schon mehrfach zur Zielscheibe für Beleidigungen und Hassnachrichten. Das Buch und die Person der Autorin lassen sich deswegen kaum voneinander abgrenzen. Das wird unter anderem deutlich, wenn sie einige der Akteure mit persönlichen Noten bedenkt. So wird aus dem Antikommunisten und Mitbegründer der Birch-Society, Revilo Pendleton Oliver, ein unangenehmer Mensch; aus Donald Trump eine Karikatur eines gealterten Wrestlers, der auf Wolf of Wall Street trit. Dies tut dem Ernst der Publikation allerdings keinen Abbruch.
UN-Statistik: 2023 war tödlichstes Jahr für Migranten weltweit
Über 8.500 Menschen fanden auf der Suche nach einem besseren Leben den Tod, viele von ihnen auf dem Weg nach Europa. Die Internationale Organisation für Migration fordert sicherere Einwanderungswege.
KNA
Mindestens 8.565 Menschen haben laut UN Angaben im vergangenen Jahr auf Migrationsrouten weltweit ihr Leben verloren, ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Damit sei 2023 das tödlichste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Mittwoch in Genf mit. Die Daten, die vom Missing Migrants Project ermittelt wurden, überträfen das bisherige Rekordjahr 2016, als 8.084 Menschen gestorben seien.
Hunderttausende machten sich jedes Jahr auf riskante Wege, weil sichere und reguläre Migrationswege fehlten. Das Mittelmeer bleibt laut IOM nach wie vor die tödlichste Region für Migranten. Bei Überfahrten vergangenes Jahr starben dort mindestens 3.129 Menschen oder gingen verschollen.
In der regionalen Betrachtung wurden mit 1.866 Todesfällen in Afrika und 2.138 in Asien Höchststände verzeichnet. Als besonders gefährlich in Afrika erwiesen sich Wege durch die Wüste Sahara und der Seeweg zu den Kanarischen Inseln. In Asien starben Hunderte von Afghanen und Rohingya-Flüchtlingen. Seit der Gründung 2014 dokumentierte das Missing Migrants Project den Tod von fast 63.900 Migranten. Die Hälfte von ihnen starb durch Ertrinken.
Evangelischer Bischof: Friedensethik muss sich weiterentwickeln
Der Krieg in der Ukraine hat in der katholischen wie der evangelischen Kirche eine Debatte um Friedensethik entfacht. Sind Waffenlieferungen erlaubt? Hat radikaler Pazifismus ausgedient?
KNA
Der württembergische Landesbischof Ernst Wilhelm Gohl hat die evangelische Kirche aufgerufen, ihre ethischen Positionen zu Krieg und Frieden weiterzuentwickeln. Der Beginn des Ukraine-Krieges vor zwei Jahren hat uns auf brutale Weise bewusst gemacht, dass sich friedensethische Positionen immer wieder neu den gegenwärtigen Bedrohungen durch Krieg und Gewalt stellen müssen, sagte Gohl bei einer Tagung in Bad Boll.
Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sei eine Zeitenwende verbunden gewesen. Kaum jemand konnte sich vorstellen, dass im Jahr 2022 ein souveräner Staat in Europa angegriffen wird, sagte Gohl. Die Frage der Rechtmäßigkeit von Waffenlieferungen beschäftige weiterhin viele Christen. Er habe sich 2022 für die Lieferung von Waffen an die Ukraine als Ultima Ratio (letztes Mittel) christlichen Handelns ausgesprochen, wohl wissend, dass er damit eine theologische Position einnehme, die mit einem unbedingten Pazifismus nicht vereinbar ist. Mit Waffen könne jedoch eine das Recht erhaltende oder auch das Recht wiederherstellende Gewalt verbunden sein.
Die Ermordung Alexej Nawalnys zeigt einmal mehr, wie berechtigt das Anliegen ist, sich gegen die menschenverachten de Gewalt des Putin-Regimes mit diesen Möglichkeiten zu verteidigen, sagte Gohl. Die Debatte um Krieg und Frieden sei keine rein politische, sondern auch eine ethische und theologische Frage, betonte der 60-jährige Landesbischof. Es gebe zwar keinen Automatismus, politische Fragen theologisch entscheiden zu können. Umgekehrt müsse sich jede Theologie aber fragen lassen, ob sie eine Bedeutung für die Gegenwart habe, wenn sie sich aus politischen Fragen heraushalte.
Die Debatte der vergangenen zwei Jahre habe gezeigt, dass wir als Kirche eine neue Position erarbeiten müssen, um den friedensethischen Grundanliegen, die wir teilen, weiter gerecht werden zu können. Dazu gehöre es auch, präventiver Friedensarbeit größeres Gewicht zu verleihen. „Ich bin überzeugt, dass wir da als Kirchen noch mehr tun können und tun müssen“, sagte Gohl.
Steinmeier und Scholz kommen zum Katholikentag in Erfurt
Kriege, Klimawandel, gesellschaftliche Entwicklungen, Krisen in Politik und Kirche- all das wird beim Katholikentag Ende Mai diskutiert. Auch Bundespräsident und Kanzler sind dabei.
Von Karin Wollschläger (KNA)
Das Programm für den Deutschen Katholikentag vom 29. Mai bis zum 2. Juni in Erfurt steht. Mit rund 500 Veranstaltungen ist es deutlich kompakter als in den Vorjahren. Demokratie und Vielfalt zögen sich dabei als Profilthema wie ein roter Faden durch, hieß es bei der Vorstellung in Erfurt.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird zur Eröffnung auf dem Domplatz erwartet, mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist ein Podium zum Thema „Gemeinschaft stärken- Gesellschaft gestalten“ geplant. Zu der fünftägigen Großveranstaltung unter dem Leitwort „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ erwarten die Veranstalter rund 20.000 Teilnehmende in der Thüringer Landeshauptstadt. Dabei gehe es auch darum, Haltung zu zeigen, sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp. „Unsere Haltung heißt: Frieden braucht mehr als Abwesenheit von Krieg. Frieden braucht Menschen, die sich täglich darum bemühen, dass Gewalt, Ausgrenzung, Hass und Hetze keinen Platz haben in der Welt.“
Der Katholikentag frage aber auch, was darüber hin aus für Frieden notwendig ist, etwa eine intakte Natur, weniger Armut, Geschlechtergerechtigkeit und mehr Teilhabe. Der Bischof des gastgebenden Bistums Erfurt, Ulrich Neymeyr, erklärte, dass es auch Christen gebe, die AfD Positionen teilten: Ich hoffe aber, dass beim Katholikentag deutlich wird: Es geht nicht um einzelne Positionen dieser Partei, sondern um die Infragestellung des demokratischen Systems. Er hoffe auch, dass ein Zeichen für eine gute Debattenkultur vermittelt werden könne. Die deutschen Bischöfe wie das ZdK hatten erklärt, dass die AfD für Christen nicht wählbar sei. Zum Katholikentag sind Vertreter der Partei erneut nicht zu Podien eingeladen. Der AfD-Landesverband mit seinem Chef Björn Höcke wird vom Thüringer Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft.
Über 80 Veranstaltungen haben einen ausgewiesenen ostdeutschen Bezug. Im Vorfeld hatte es Querelen gegeben, ob die Ost-Perspektive ausreichend berücksichtigt werde. Geplant sind unter anderem Podien zum Thema „Wie tickt der Westen, wie tickt der Osten?“, zur Friedlichen Revolution 1989 und zum Alltag von Christen in der SED-Diktatur. Nach Leipzig 2016 ist das alle zwei Jahre statt findende Großereignis erstmals wieder in Ostdeutschland zu Gast. Angesichts tiefgreifender Veränderungen und Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft sieht ZdK Generalsekretär Marc Frings den Katholikentag in Ostdeutschland genau am richtigen Platz: Nicht in der Komfortzone des Katholizismus feiern und diskutieren wir, sondern in der katholischen Peripherie- gleichsam das topographische Zentrum Europas .
Eine Woche nach dem Katholikentag findet am 9. Juni die Europawahl statt. Auch mit Blick darauf ist ein Thementag „Zukunft braucht Europa“ geplant. Darüber hinaus soll es wieder ein umfangreiches Kulturprogramm mit rund 150 Veranstaltungen geben.
Weitere Informationen und Kartenbestellung: https://www.katholikentag.de/startseite
Fastenzeit nutzen: Handeln für eine bessere Welt! Papstbotschaft zur Fastenzeit
Der Mensch habe ein unerklärliches Heimweh nach der Sklaverei , schreibt Papst Franziskus in seiner diesjährigen Fastenbotschaft. Gegen den Mangel an Hoffnung ruft er zur Freiheit und zum Handeln auf.
KNA
Papst Franziskus ruft die Menschen in der bevorstehenden Fastenzeit zur Freiheit und zum Handeln für eine bessere Welt auf.
Auch heute stehe der Mensch unter der Herrschaft des Pharao, schreibt der Papst in seiner am Donnerstag veröffentlichten Fastenbotschaft. Er bezieht sich dabei auf die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei, wie sie im Alten Testament beschrieben wird.
Den Bogen zu heute schlagend schreibt der Papst: Es handelt sich um eine Herrschaft, die uns erschöpft und gefühllos werden lässt. Es handelt sich um ein Wachstumsmodell, das uns spaltet und uns die Zukunft raubt. Es verunreinigt die Erde, die Luft und das Wasser, aber auch die Seelen werden dadurch kontaminiert.
Immer noch gebe es ein unerklärliches Heimweh nach der Sklaverei. Es ist wie ein Angezogen sein von der Sicherheit des bereits Gesehenen, zu Lasten der Freiheit. Heute bestehe ein Mangel an Hoffnung und ein Hemmnis der Träume, stellt Franziskus fest. Zwar sei ein wissenschaftlicher, technischer, kultureller und rechtlicher Stand erreicht, der allen Menschen ihre Würde garantieren könnte. Dennoch tappe die Menschheit weiter im Dunkel der Ungleichheiten und Konflikte.
Der Papst ruft schließlich zum Handeln auf. Kleine und große Entscheidungen gegen den Strom könnten den Alltag der Menschen und das Leben von Stadtteilen verändern, schreibt er.
Die Einkaufsgewohnheiten, die Sorge für die Schöpfung, die Einbeziehung derjenigen, die nicht gesehen oder verachtet werden, nennt er beispielhaft. In der Fastenzeit heiße handeln aber auch innehalten. Raus mit den Götzen, die uns beschweren, weg mit den Abhängigkeiten, die uns gefangen halten, forderte Franziskus. Dann wird das verkümmerte und vereinsamte Herz wieder erwachen.
Die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern beginnt für die katholische Kirche am Aschermittwoch; er fällt in diesem Jahr auf den 14. Februar.
Link zur Fastenbotschaft: Messaggio del Santo Padre Francesco per la Quaresima 2024 (vatican.va)
Kardinal Zuppi: Kirche muss ihre Rolle neu finden Rom
KNA
Der italienische Kardinal Matteo Zuppi sieht die katholische Kirche im 21. Jahrhundert vor neuen Herausforderungen. In einem langen Interview mit der katholischen Intellektuellen-Zeitschrift La Civilta Cattolica (erste Februar-Ausgabe) wandte sich der Vorsitzende der größten Bischofskonferenz in Europa gegen einen Rückzug der Kirche in eine Wagenburg-Mentalität. Zugleich warnte er davor, die christliche Botschaft in ein bloßes Wohlfühlangebot zur persönlichen Selbstverwirklichung zu verwässern.
Zuppi, der in italienischen Medien als Kandidat für die Nachfolge von Papst Franziskus gehandelt wird, ging auch auf die rückläufigen Zahlen in Gottesdiensten und bei neuen Priestern ein. Er erklärte, als Reaktion darauf, neigten manche in der Kirche dazu, der Kirche einen Rückzug ins Kloster zu empfehlen und ihre Wahrheit bloß zu verteidigen. Dieses Sich-Verschließen sei aber eine Position der Schwäche. Vielmehr müsse die Kirche die Wahrheit des Evangeliums lebendig werden lassen und mit anderen teilen. Gleichzeitig warnte Zuppi vor der Gefahr, alles zu verwässern und aus dem Evangelium eine entfernte, religiöse Inspiration zu machen, die nichts fordert, die nicht stören und stattdessen nur das Wohlbefinden garantieren darf.
Der Kirche gelinge es derzeit kaum, den Sinn ihrer Morallehre zu vermitteln. In einem allgemeinen Klima des Individualismus gelte sie als unattraktiv. Zuppi räumte ein, dass der Aufruf von Papst Franziskus, die Kirche für alle, alle, alle zu öffnen, bei manchen Priestern Besorgnis auslöse. Er betonte, diese Vision bedeute keineswegs eine Rechtfertigung dafür, alles nach eigenem Gutdünken zu machen. Es gehe Franziskus nicht um ein Verstecken der Wahrheit, sondern darum, die Menschen und ihre Probleme ernst zu nehmen. Für alle offen zu sein bedeute nicht, die Kirche zu einem Hotel machen; sie solle vielmehr für alle ein Zuhause werden. Wenn alle in der Kirche ein Zuhause finden, dann werden sie auch die Regeln in diesem Haus verstehen oder neu entdecken, so der Erzbischof von Bologna.
Bischofskonferenzen: Kirche muss sich gesellschaftlich einsetzen
(KNA)
Gerade mit Blick auf die anstehende Europawahl soll sich die katholische Kirche aus Sicht mehrerer europäischer Bischofskonferenz-Vertreter weiter in gesellschaftspolitische Debatten einbringen. Das Erbe der Gründungsväter der EU und das christliche Menschenbild seien entscheidende Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben in Europa, erklärten die Bischöfe laut Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag nach einem gemeinsamen Treffen in Limburg. Anwesend bei dem Treffen waren Bischofskonferenz Vorsitzende, Vize-Vorsitzende sowie Generalsekretäre aus Deutschland, Frankreich, Österreich, der Schweiz sowie der Bischof von Antwerpen in Belgien, Johan Bonny, und der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich.
Ein Treffen von deutscher, französischer und schweizerischer Bischofskonferenz gibt es den Angaben zufolge schon seit Jahren jeweils zu Jahresbeginn. Aufgrund der Erfahrung der kontinentalen Versammlung im Vorfeld der Weltbischofssynode sei es diesmal um Luxemburg, Österreich und Belgien erweitert worden. Das nächste Treffen ist für Januar 2025 in Paris geplant. Im Zentrum des Treffens standen laut Mitteilung der Austausch über den weltweiten synodalen Prozess und die Weiterarbeit mit dem Dokument der Bischofssynode vom Oktober 2023.
Der Generalrelator der Weltsynode, Kardinal Hollerich, habe die Bischofskonferenz-Vertreter ermutigt, sich aktiv in den Prozess einzubringen und aus den Erfahrungen regionaler synodaler Prozesse in der Weltkirche zu berichten.
Die Bischöfe berieten demnach auch über den Stand der Aufarbeitung und der Prävention von sexuellem Missbrauch in den Kirchen der jeweiligen Länder. Es habe Einigkeit dar über bestanden, dass die Erfahrungen auf diesem Gebiet stärker im internationalen Kontext ausgetauscht werden müssten
Politologe: Europa muss sich in neuer Weltordnung behaupten
Nicht mehr nur ein Hüter, sondern verschiedene Großakteure: Für den Politologen Herfried Münkler sieht so die künftige Weltordnung aus. Grund zur Zuversicht gibt es für ihn trotz der vielen Krisen.
KNA

Quelle: Pixabay
Nach Ansicht des Berliner Politologen Herfried Münkler lösen sich die Strukturen der aktuellen Weltordnung auf. Das sagte er am Montagabend beim Neujahrsempfang des Bistums Würzburg. Politiker, die glaubten, dass die alte Weltordnung demnächst wieder herstellbar sei, lägen falsch. Diese Ordnung habe auf gemeinsamen Werten basiert. Man habe auf wirtschaftliche statt auf militärische Macht gesetzt und versucht, Konflikte in der internationalen Politik zu lösen. Den USA sei dabei eine Art Hüterrolle zugekommen, die sie aber spätestens mit dem Abzug ihrer Soldaten aus Afghanistan abgelegt hätten. Ich glaube, zu unseren Lebzeiten werden wir keine Ordnung mehr finden und in keiner mehr leben, die einen solchen Hüter hat , so der emeritierte Professor für Politikwissenschaft. Solch eine Rolle wolle niemand mehr einnehmen. Das zeige sich auch im Umgang der Welt mit dem russischen Internet Aufzeichnung des Würzburger Diözesanempfangs 2024 Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das ist nicht eine Delle in dieser Ordnung, sondern es ist deren Ende, sagte Münkler. Vielmehr bilde sich aktuell eine Ordnung heraus, die keinen einheitlichen globalen Wertehorizont habe, so der Experte. In ihr träten verschiedene Großakteure auf, es sei aber offen, wer sich durchsetzen werde. Europa müsse schauen, wie es sich trotz seiner verschiedenen Abhängigkeiten in dieser neuen Lage behaupten könne, um nicht zur Provinz zu werden. Zuversicht sei trotz der komplizierten Gemengelage möglich, für diese Perspektive müsse man aber arbeiten. Der Würzburger Bischof Franz Jung ergänzte, dass die EU ihre Verantwortung wahrnehmen müsse, wenn sie in der Welt weiterhin ernstgenommen werden wolle. Zum Diözesanempfang 2024 waren am Montagabend mehrere Hundert Gäste aus Politik, Kirche und Kultur im Zentralen Hörsaal geladen.
Pizzaballa: Nahost-Krieg Wendepunkt im Dialog der Religionen Rom(KNA)
Das Oberhaupt der Katholiken im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, sieht im aktuellen Nahost Krieg auch einen Wendepunkt für den interreligiösen Dialog. Dieser werde zwischen Christen, Muslimen und Juden nicht mehr derselbe sein, so der Lateinische Patriarch von Jerusalem am Montag in einer Universität in Rom. Die jüdische Welt habe sich von den Christen nicht unterstützt gefühlt. Die Christen wiederum seien unfähig gewesen, ein gemeinsames Wort zu finden- waren entweder geteilter Meinung über die Unterstützung der einen oder der anderen Seite oder unsicher und desorientiert . Die Muslime hätte sich angegriffen und als Komplizen der Massaker vom 7. Oktober gefühlt. Nach Jahren des interreligiösen Dialogs haben wir festgestellt, dass wir einander nicht verstehen, fasste Pizzaballa zusammen. Für ihn sei dies ein großer Schmerz, aber auch eine große Lektion, so der Kardinal weiter. Nun müsse dieser Dialog zwischen den Religionen einen wichtigen Schritt machen. Denn er könne nicht mehr nur ein Dialog zwischen Vertretern der westlichen Kultur sein, sondern müsse die verschiedenen Sensibilitäten, die kulturellen und lokalen Ansätze berücksichtigen. Dies sei viel schwieriger, aber müsse aus Liebe getan werden, forderte Pizzaballa. Denn trotz unserer Unterschiede lieben wir einander, und wir wollen, dass dieses Gute nicht nur im Leben des Einzelnen, sondern auch in unseren jeweiligen Gemeinschaften konkreten Ausdruck findet , so der Kardinal. In seiner Rede vor Studierenden rief er in Anbetracht des Krieges zudem zur verbalen Abrüstung auf. Statt eines Krieges der Sprache, bräuchte es Worte der Ermutigung und der Hoffnung. Es sei notwendig, sich einen Sinn für Menschlichkeit in der eigenen Sprache zu bewahren: im Privaten, in der Öffentlichkeit und in Sozialen Medien. Man müsse den Mut haben, zu sprechen, so Pizzaballa. Dabei müsse man sich aber immer des großen Gewichts von Worten bewusst sein; sie könnten das Denken positiv wie negativ lenken.
Katholische Landwirte fordern langfristige Perspektive
Für die katholischen Landwirte sind die geplanten Kürzungen nur ein zusätzlicher Grund für das Höfesterben. Die Probleme in der Landwirtschaft sind für sie aber tiefgreifender und erfordern echte Lösungen.
Von Niklas Hesselmann KNA
Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) sorgt sich um die Zukunft landwirtschaftlicher Betriebe und fordert eine langfristige Perspektive. Niemand in der Landwirtschaft möchte von Subventionen abhängig sein, sagte die KLJB-Bundesvorsitzende Sarah Schulte-Döinghaus am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Die finanziellen Anforderungen an die Landwirte, ökologisch, nachhaltig und tierwohlorientiert zu arbeiten, seien so groß, dass viele Betriebe rote Zahlen schrieben. Der Wegfall der Agrardieselsubventionen sei da nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringe. Gerade im Bereich der Tierhaltung sind so viele junge Menschen, die keine Perspektive sehen, sagte Schulte Döinghaus. Kleine Betriebe hielten dem Kostendruck nicht stand und so fielen vor allem familiengeführte Höfe weg. Auch im Hinblick auf die Einsparung von Emissionen sieht Schulte-Döinghaus den Wegfall der Subventionen kritisch. Es gebe wenig bis keine Alternativen für die Landmaschinen. Es würden also keine Treibhausgase reduziert, wenn Landwirte mehr Geld für den benötigten Diesel ausgäben.
Die Katholische Landvolkbewegung (KLB) sieht für die aktuelle Situation der Landwirte eine kurzfristige und eine langfristige Lösung. Ziel der aktuellen Proteste seien der Dialog und das Ernstnehmen der Bedürfnisse in der Landwirtschaft , sagte die KLB-Bundesgeschäftsführerin Bettina Locklair der KNA. Der Gesprächsbedarf sei aktuell so groß, dass die geplanten Kürzungen der Agrardieselsubventionen gestoppt werden müssten. Dann erst könne die Bundesregierung mit den Landwirten darüber sprechen, welchen Anteil auch sie an den Einsparungen im Bundeshaushalt leisten könnten. Für Locklair ist in erster Linie nicht der Wegfall von Subventionen das Problem, sondern die mangelnde Kommunikation seitens der Politik. Langfristig sieht sie wie Schulte-Döinghaus und Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) Politik, Verbraucher und Landwirte in der Pflicht, aber auch einen Lebensmitteleinzelhandel, der seine Marktmacht nicht ausnutzt.
Verbraucher müssten nicht nur vollmundig von Tierwohl und Nachhaltigkeit reden, sondern es auch umsetzen. Özdemir hatte zuvor von einer großen Unzufriedenheit der Landbevölkerung gesprochen. Die Menschen auf dem Land haben das Gefühl, abgehängt zu sein. Sie sorgen sich, dass sie in einer zunehmend von Städtern dominierten Politik unter die Räder kommen, sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Im Bundestag seien zu wenige Abgeordnete, die den ländlichen Raum im Blick haben, sagte auch Locklair. Irritiert zeigte sich Locklair über die Kritik an den Protesten: Was sollen die Bauern denn machen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen? Angemeldete Demonstrationen auf den Straßen halte sie für angemessen und nicht radikal.
Söding zu Synodalem Weg: Rechte des Bischofs bleiben gewahrt Freiburg
KNA
Die Debatte um das Reformprojekt Synodaler Weg und am Synodalen Rat in der deutschen katholischen Kirche hält an. Der Theologe und Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Söding, schreibt im Portal communio.de, die Rechte des Bischofs blieben durch dieses Zukunftsprojekt gewahrt; es stehe ganz in der Spur des päpstlichen Reformvorhabens. Söding antwortete damit auf ein communio-Interview mit Kardinal Walter Kasper. Der frühere Vatikan-Präfekt und Bischof hatte darin seine Kritik erneuert, dass das geplante Beratungsgremium letztlich einen Eingriff in die sakramentale Struktur der Kirche darstelle und die Leitungsvollmacht des Bischofs begrenzen oder gar aushebeln könnte. Söding schreibt, zunächst werde derzeit eine Satzung für eine Synodalversammlung entwickelt, um gemeinsame Verantwortung für grundlegende Fragen des Haushaltes, der pastoralen Planung und personeller Entscheidungen zu übernehmen. In Lateinamerika sei dies bereits umgesetzt, mit päpstlichem Segen.
In Europa biete Deutschland mit seinem Synodalen Weg nun die besten Voraussetzungen, eine Form nachhaltiger Synodalität zu entwickeln, die für die Zukunft der Kirche entscheidend ist , so Söding weiter. Er zeigte sich überzeugt: Rom wird dafür gewonnen werden, wenn die Karten offen auf dem Tisch liegen. Zugleich verwahrte sich der Bibelwissenschaftler gegen anderslautende Verdächtigungen und Diffamierungen, von denen auch die katholische Kommunikationsblase voll sei.
An verschiedenen Orten der Welt gebe es aktuell ähnliche synodale Prozesse, die zeigten, dass die katholische Kirche ihr Verfassungsproblem erkannt hat und lösen will . Die Weltsynode werde nicht zuletzt daran zu messen sein, schreibt Söding, wie sie diese Prozesse zulässt und fördert, zusammenführt und weiterentwickelt ; und wie sie es schafft, die lokalen Modelle mit rechtlichen Leitplanken zu versehen, die das Bischofsamt tiefer im Kirchenvolk verwurzeln, statt beide weiter zu entfremden und das Verfassungsproblem der Kirche so weiter zu vertiefen.
Zudem ordnete Söding den geplanten Synodalen Rat auch in bereits erfolgreich erprobte bzw. umgesetzte Modelle von Synodalität in den deutschen Bistümern ein. Es sei nicht zuletzt das Modell, das Kardinal Kasper noch als Bischof von Rottenburg-Stuttgart (1989-1999) selbst gefördert hatte, das nun von anderen Diözesen als vorbildhaft aufgegriffen werde. Darin entscheidet der Bischof über den Haushalt und wesentliche Struktur- und Personalfragen nicht allein, sondern gemeinsam mit dem Diözesanrat. Probleme bei der gemeinsam getragenen Verantwortung habe es weder in diesem noch in anderen Modellen gegeben, meint Söding; und: Sie schwächten nicht die Autorität des Bischofs, sondern stärkten sie sogar. Der Theologe: Keine einzige Entscheidung wird gegen das Votum des Bischofs getroffen werden können, aber jede kann sich auf eine breite Beteiligung stützen. Die Konkordate blieben unberührt, und das Kirchenrecht bleibe in Geltung.
Bittere Erkenntnisse- Die katholische Kirche im Jahr 2023
Die Bedeutung der Kirchen bricht in sich zusammen Vertrauensverlust und Erosion des Glaubens: Für die katholische Kirche in Deutschland brachte 2023 wenig gute Nach richten. Der Synodale Weg allerdings kam voran. Ganz am Ende kam ein ermutigendes Signal aus Rom.
Von Christoph Arens (KNA)
Und er bewegt sich doch. Dass der Vatikan kurz vor Weihnachten eine Segnung homosexueller und wiederverheirateter Paare offiziell ermöglicht, damit hätten vi le deutsche Katholiken niemals gerechnet. Von einem Weihnachtsgeschenk war die Rede. Für Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), bedeutet die Entscheidung auch eine Würdigung des Reformprozesses Synodaler Weg in Deutschland. Insgesamt brachte 2023 wenig gute Nachrichten für die katholische Kirche in der Bundesrepublik. Die Bedeutung der Kirchen bricht in sich zusammen, bilanzierte die Neue Zürcher Zeitung: 56 Prozent der Deutschen sind mittler weile religiös unmusikalisch, ermittelte die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung KMU, die die Evangelische Kirche erstmals zusammen mit der katholischen Bischofskonferenz her ausgab. Selbst unter Kirchenmitgliedern verstehen sich nur noch 4 (katholisch) beziehungsweise 6 Prozent (evangelisch) als gläubig und kirchennah. Besonders bitter: Nur 9 Prozent aller Deutschen erklärten, sie hätten noch Vertrauen in die katholische Kirche- nur der Islam schloss noch schlechter ab. Bei der evangelischen Kirche waren es immerhin 24 Prozent. Alarmierend auch die Austrittszahlen: Mit 522.821 Katholiken, die 2022 ihrer Kirche den Rücken kehrten, wurde der Rekordwert aus dem Vorjahr nochmals deutlich überschritten. Der Trend der Entkirchlichung, der sich seit vielen Jahr zehnten schleichend vollzieht, hat massiv an Fahrt aufgenommen, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Die Kirche müsse neue Wege gehen, wenn sie überhaupt noch eine Rolle spielen wolle. Die Generalsekretärin der Bischöfe, Beate Gilles, sprach von einem Gefühl der Ohnmacht: Wir sind nicht mehr der Mega-Player, sondern der kleinere Teil in der Gesellschaft , sagte sie. Viele kirchliche Strukturen müssten künftig zurückgefahren werden. Zugleich gelte es, neues Vertrauen aufzubauen. Dem standen zuletzt massive Negativ-Meldungen entgegen: Im September wurde bekannt, dass dem früher als Lichtgestalt verehrten Essener Kardinal Franz Hengsbach (1910 1991) persönlich sexueller Missbrauch in mehreren Fällen vorgeworfen wird. Für Empörung sorgte auch die im April vorgestellte Freiburger Missbrauchsstudie: Sie wirft dem langjährigen Erzbischof Robert Zollitsch vielfachen Rechtsbruch vor. So habe er es bewusst unterlassen, kirchliche Strafprozesse gegen Täter einzuleiten- und dabei als damaliger Vorsitzender der Bischofskonferenz von ihm selbst auf den Weg gebrachte Vorgaben missachtet. Beschuldigte oder Überführte soll Zollitsch stillschweigend versetzt haben, so dass erneut Minderjährige zu Opfern wurden. Als erster katholischer Bischof in Deutschland trat der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode am 25. März wegen Fehlern bei der Aufarbeitung von Missbrauch zurück. Weiter in der Schwebe ist die Causa Woelki: Während Papst Franziskus sein Rücktrittsangebot weiter unbeantwortet lässt, sorgte der Kardinal mit mehreren Prozessen für Schlagzeilen. Ende Juni durchsuchten Staatsanwaltschaft und Polizei sogar einige Objekte des Erzbistums. Hintergrund sind Ermittlungen gegen Woelki wegen Vor würfen des Meineids und der falschen eidesstattlichen Versicherung. Der Kardinal fühlt sich durch die Bild-Zeitung wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen falsch dargestellt. Gegen die aus seiner Sicht ehrverletzende Falschberichterstattung ging er mit Einstweiligen Verfügungen vor. Dabei setzte er sich mehrfach erfolgreich gegen die Bild-Zeitung durch, musste aber auch einige Äußerungen des Blattes hinnehmen. Ein anderes Verfahren sorgte ebenfalls für viel Aufsehen. Das Landgericht Köln sprach im Juni einem früheren Messdiener, der in den 70er Jahren von einem Priester mehr als Bilder dazu auf kna-bild.de 300 Mal missbraucht wurde, 300.000 Euro Schmerzensgeld zu und argumentierte dabei, dass das Erzbistum eine besondere Amtshaftung trage. Mittlerweile sind weitere solcher Klagen auch in anderen Bistümern auf dem Weg. Ungeachtet vieler Stoppsignale aus Rom brachte die Kirche ihr Reformprojekt Synodaler Weg weiter voran. Im November konstituierte sich in Essen der Synodale Ausschuss aus Bischöfen und Laien. Das erklärte Ziel: den Boden bereiten, damit die Beratungen über die Schlüsselthemen Macht, Rolle der Frau, Sexualmoral und priesterliche Lebensform weitergehen können. Vier Bischöfe haben bislang ihre Teilnahme abgesagt: Neben Woelki auch Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau) und Rudolf Voderholzer (Regensburg). Der Vatikan hat erklärt, die Kirche in Deutschland sei nicht befugt, ein gemeinsames Leitungsorgan von Laien und Klerikern einzurichten. Die Befürworter des Synodalen Weges verspüren allerdings Rückenwind durch die vom Papst einberufene Weltsynode, deren erste Halbzeit im Oktober in Rom zu Ende ging. Sie habe eine neue Dynamik zu Kirchenreformen freigesetzt, hieß es. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp sprach vom Beginn eines Kulturwandels- eine Hoffnung, die durch die päpstliche Entscheidung zur Segnung von homosexuellen Paaren gestärkt wird.
Was der Krieg mit den Christen im Heiligen Land macht. Ist der Zauber Jerusalems endgültig zerbrochen?
Der fünfte große Krieg seit der Staatsgründung Israels 1948. Der Konflikt: seit über 100 Jahren ungelöst. Was macht er mit den Volksgruppen, was mit den Christen? Ist der Traum vom Heiligen Land endgültig zerstoben?
Von Johannes Schidelko (KNA)

Blick auf Bethlehem Quelle: Pixabay
Der Gaza-Krieg, der mit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober begann, wird nicht nur militärisch auf dem Schlachtfeld geführt. Er hat die Menschen und das ganze soziale Gefüge erschüttert und tiefes Misstrauen und Skepsis unter den Bevölkerungsgruppen geschürt. „Das einvernehmliche Nebeneinander, der Traum vom Heiligen Land, in dem sich Christen, Juden, Muslime, Drusen, Atheisten, Bahai und Tscherkessen wohlfühlen, sei zerbrochen“, sagt Nikodemus Schnabel, Abt des Jerusalemer Benediktinerklosters Dormitio. Vom Zauber Jerusalems, wo die Pilger der drei abrahamitischen Religionen zusammenkommen, sei sehr vieles kaputtgegangen.
Beim internationalen Blick auf Fronten und Lagerbildungen um die beiden Kriegsparteien gerate in Vergessenheit, dass hier Menschen sterben, betont der Mönch. Unter den rund 20.000 Todesopfern des Krieges sind bislang 28 Christen, allesamt Zivilisten. Für Christen wie auch für Juden und Muslime sei jeder Mensch als Abbild Gottes geschaffen ganz unabhängig vom Selbstverteidigungsrecht. Jedes getötete Menschenleben ist daher eines zu viel , so Schnabel. Und jeder weitere Tag Krieg sei eine weitere Herausforderung auch für die Christen.
Aber was tun die Kirchen in dieser Lage für ihre Gläubigen und für die Gesellschaft?
Sie haben die Botschaft der Bergpredigt- die mit der Forderung nach Feindesliebe derzeit nicht überall leicht zu vermitteln ist, die die Kirchenoberen aber mit Nachdruck bekräftigen. In Gaza haben die meisten der rund 1.000 Christen Zuflucht auf dem Gelände ihrer Kirchen gesucht- bis die orthodoxe Kirche bei einer Explosion schwer beschädigt wurde. Im katholischen Pfarrzentrum „Zur Heiligen Familie“ wurden zuletzt zwei Frauen von israelischen Scharfschützen erschossen. Die Pfarrei, zu der auch ein Pflegeheim der Mutter-Teresa Schwestern gehört, bietet den Gläubigen humanitäre und spirituelle Hilfe, auch wenn ihre materiellen Ressourcen infolge der Blockade ständig schrumpfen.
Eine besondere Herausforderung ist die Lage für Bethlehem im Westjordanland, das in diesen Weihnachtstagen wieder in den internationalen Blick rückt. Wie kann man die Geburt des Friedensfürsten mitten im Krieg feiern, fragen sich die Christen. Gerade sie sind dort in einer prekären Situation: Sie können weder zur Arbeit ins abgesperrte Jerusalem fahren, noch haben sie Einkommen aus dem Pilgertourismus, da die ausländischen Gäste komplett ausbleiben. Um den anhaltenden Exodus der Christen zu stoppen, führen die Franziskaner hier eine große Schule und bieten günstigen Wohnraum für bedürftige christliche Familien. Andere kirchliche Organisationen unterhalten Kliniken, etwa das Bethlehemer Caritas Baby Hospital. Die Benediktiner der Dormitio und des dazugehörenden Klosters Tabgha am See Genezareth engagieren sich sozialkaritativ und geistlich. Zu Kriegsbeginn hat ihre Jugend- und Behinderten-Begegnungsstätte Beth Noah in Tabgha fünf Wochen lang jüdische Behinderte und ihre Betreuer aus dem Süden aufgenommen. Unsere Kirchen bleiben geöffnet, wir feiern weiter unsere Messen und Gebetszeiten, betont Pater Nikodemus. Die Cafeteria ist geöffnet. Wir sind für die Menschen da, die zu uns kommen, so der Abt. Wir haben uns nicht aus Angst verriegelt, sondern versuchen, in diesem Ozean des Leidens und des Misstrauens durch unsere Präsenz eine Insel der Hoffnung und des Trostes zu sein. Auch diesmal führen sie ihre Weihnachtsaktion durch und bringen in der Heiligen Nacht eine Schriftrolle mit zigtausend Namen und ebenso vielen Fürbitten nach Bethlehem.
Zum Einsatz für die Christen im Heiligen Land gehört auch, dass die Dormitio keinen ihrer Angestellten entlassen hat- obwohl kaum Besucher und Gäste kommen und die Abtei kaum Einnahmen verbucht. Es ist für uns eine soziale Verantwortung- und eine sehr prekäre Situation. Wir müssen auf unsere Rücklagen zurückgreifen. Aber es lasse ahnen, wie es jetzt den christlichen Familien in Bethlehem und auf der Westbank gehen muss.
Dabei sind die Kirchen des Heiligen Landes in diesem Krieg nochmals enger zusammengerückt, haben mehrmals zu ökumenischen Friedensgebeten eingeladen. Und ausgerechnet in der Kriegslage kam es zu zwei ökumenischen Sensationen, die bislang kaum Beachtung fanden. Am Reformationstag haben der lutherische und der anglikanische Bischof von Jerusalem zusammen Abendmahl in der Erlöserkirche gefeiert- wie deren Propst Joachim Lenz bestätigte- und so eine sogenannte Abendmahlgemeinschaft gebildet. Zudem nahm der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. erstmals an einem Gottesdienst in der Erlöserkirche teil.
Es fehle nicht an Solidarität der Weltkirche mit den Christen im Heiligen Land, betonen Kirchenobere. Auch aus Deutschland, das aufgrund seiner Staatsräson gegenüber Israel und eines gefährlichen Antisemitismus einen besonderen Blick auf die Lage hat, wurden die Christen im Heiligen Land nicht vergessen. Der neuernannte Paderborner Erzbischof Udo Bentz äußerte sich zur Tötung der beiden Frauen in der Pfarrei von Gaza. Abt Nikodemus kommentiert, er freue sich über die klaren Worten der Solidarität. Darauf haben die Christen im Heiligen Land seit Wochen gewartet.
Für die Weihnachtsfeiern haben sich die Kirchen im Heiligen Land auf einen Kompromiss geeinigt: Weder wurde das Fest komplett abgesagt, wie manche forderten, noch feiert man „as usual“ . Es gibt Gottesdienste, aber kein Straßenweihnachten mit hellem Christbaum und lauter Musik. „Ich glaube, es wird ein sehr authentisches Weihnachten“, so der Benediktiner. Denn in dieser Zeit, wo die Waffen sprechen und die Mächtigen der Welt über geopolitische Ziele streiten, gedenken wir eines wehrlosen Kindes; des Friedensfürsten, der vor 2.000 Jahren unter prekären Umständen in einer Krippe geboren wurde.
Wer mehr erfahren will, der ist auf der Seite der Abtei Dormitio richtig: https://www.dormitio.net/
Studie: 17 Millionen Kinder leiden Hunger ab dem ersten Atemzug
KNA
Einer neuen Studie zufolge leiden weltweit immer mehr Kinder ab ihrer Geburt an Hunger. Mehr als 17 Millionen Kinder werden dieses Jahr in eine Situation hineingeboren, in der sie oder ihre stillenden Mütter nicht genug zu essen haben, ergab eine Analyse der Kinderrechtsorganisation Save the Children. „Das sind durchschnittlich 33 Kinder pro Minute - so viele wie in einer groÿen Schulklasse“, erläuterte Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland in Berlin. Die Zahl der Neugeborenen, die von Nahrungsmangel betroffen seien, sei binnen zehn Jahren um mehr als ein Fünftel gestiegen. Zwischen 2001 und 2013 sei die Zahl der Kinder, die von Geburt an mit Hunger konfrontiert gewesen seien, zwar dank eines entschlossenen Handelns der internationalen Gemeinschaft um ein Fünftel gesunken - von 21,5 Millionen auf 14,4 Millionen Kinder. Danach blieb die Zahl relativ stabil, stieg aber 2019 sprunghaft an und liegt inzwischen 22 Prozent höher als vor zehn Jahren, so die Organisation. Damit sei das Erreichen des UN-Nachhaltigkeitsziels, die Welt bis 2030 von Hunger zu befreien, in sehr weite Ferne gerückt. hieß es anlässlich des Internationalen Tages der Kinderrechte (20. November). Hunger sei jedoch keine Naturkatastrophe, sondern menschengemacht. Die Kinderrechtsorganisation fordert mehr Maßnahmen im Kampf gegen Hunger. Ursachen seien vor allem wirtschaftliche Instabilität, Konflikte und Klimaschocks. Auf Afrika und Asien entfallen demnach 95 Prozent aller weltweiten Geburten im Kontext von Hunger. Betroffen sei insbesondere die Demokratische Republik Kongo. Dort werden in diesem Jahr insgesamt 1,5 Millionen Babys in den Hunger hineingeboren, hieß es. Afghanistan führe die Liste der asiatischen Staaten an. Dort seien 2023 insgesamt 440.000 Kinder betroffen. In den ausgewerteten Daten sind die Auswirkungen des aktuellen Nahost-Konflikts noch nicht berücksichtigt, wie es weiter hieß. Im Gazastreifen herrsche jedoch eine dramatische Unterversorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser. Save the Children mahnt: Vor dem Hintergrund, dass dort täglich im Durchschnitt 180 Babys geboren werden, sind Tausende schwangere Frauen und Neugeborene allein in den kommenden Wochen einem erhöhten Risiko von Komplikationen ausgesetzt.
Fünf Fragen und Antworten vor der Weltklimakonferenz in Dubai - Es steht viel auf dem Spiel
Von Joachim Heinz (KNA)

Prizren Kosovo - Blick auf die Stadt
Am 30. November beginnt in Dubai die Weltklimakonferenz. Bis zum 12. Dezember wollen Wissenschaftler, Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft über den Kampf gegen den Klimawandel und den Stand bei der Umsetzung des Klimaabkommens von Paris beraten. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) beantwortet einige wichtige Fragen rund um das Treffen in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Worum geht es beim Klimaabkommen von Paris?
Das am 12. Dezember 2015 abgeschlossene Klimaabkommen sieht vor, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf unter 2 Grad, nach Möglichkeit auf unter 1,5 Grad, zu begrenzen. Dies soll durch Verminderungen beim Ausstoß von Kohlendioxid und anderen klimaschädlichen Gasen wie Methan oder Lachgas geschehen.
Wo steht die Welt aktuell beim Klimaschutz?
Laut dem aktuellen Emissions Gap Report 2023 des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) steuert die Welt trotz aller Zusagen von Politik und Wirtschaft auf eine Erwärmung um fast 3 Grad zu. Die Treibhausgas-Emissionen stiegen demnach von 2021 bis 2022 weltweit um 1,2 Prozent auf eine neue Rekordmenge. Den gleichen Anstieg verzeichneten die 20 größten Industriestaaten, die das höchste Einsparpotenzial besitzen - und in den vergangenen rund 200 Jahren am meisten CO2 in die Atmosphäre geblasen haben. Experten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus Climate Change Service befürchten, dass 2023 global betrachtet als wärmstes Jahr der vergangenen 125.000 Jahre in die Geschichte eingehen könnte. Die Folgen des Klimawandels sind jetzt schon spürbar - und zwar überall auf der Welt: Rekordhitze in Brasilien, Waldbrände in Kanada oder die Gletscherschmelze in den Alpen. Extrem hohe Temperaturen, Dürre, Starkregen und Stürme töten oder verletzen Menschen, zerstören Ernten und Infrastruktur. Sich verändernde Lebensbedingungen treiben Bevölkerungen auf die Flucht und führen zu Kämpfen um Ressourcen.
In welcher politischen Großwetterlage findet die Weltklimakonferenz statt?
Krieg in der Ukraine und in Nahost, dazu Konflikte und Spannungen in vielen anderen Teilen der Welt: Es gab schon bessere Zeiten für die jährliche Konferenz der Vertragspartner der Klimarahmenkonvention. Aus der 1992 verabschiedeten Konvention ging 2015 das Pariser Klimaabkommen hervor. Zwischenzeitlich gab es Gerüchte, wonach die 28. Auflage der Conference of the Parties (COP 28) wegen des Überfalls der Hamas auf Israel verschoben werden könnte. Doch das ist mittlerweile vom Tisch. Gastgeber des Treffens sind die Vereinigten Arabischen Emirate. Er wolle sich mit aller Kraft für mehr Klimaschutz einsetzen, kündigt der Konferenzpräsident Sultan Ahmed AlDschabir auf der COP 28-Homepage an. Kritiker haben allerdings Sorge, dass Al-Dschabir als Chef des staatlichen Ölunternehmens Adnoc und Industrieminister nicht der richtige Mann ist, um den angestrebten Ausstieg aus der fossilen Energie voranzutreiben. Neben Klima- und Umweltschützern haben sich auch zahlreiche Lobbyisten aus der Öl-Branche zur Weltklimakonferenz angekündigt.
Was steht in Dubai auf der Agenda?
In Dubai will die Staatengemeinschaft die erste globale Bestandsaufnahme zur Umsetzung des Pariser Abkommens vornehmen. Wie ist es möglich, den Ausstoß klimaschädlicher Gase doch noch wie angepeilt bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren? Notwendig dafür wäre ein zügiger Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas, ein Ausbau erneuerbarer Energien wie Solar- und Windkraftanlagen und - vor allem in den reichen Ländern des Nordens - ein Lebensstil, der deutlich weniger Ressourcen verbraucht als bisher. Die Wissenschaftler des Umweltprogramms der Vereinten Nationen halten zudem mittel- und langfristig auch eine aktive Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre unverzichtbar. Die entsprechenden Technologien sind allerdings noch nicht im großen Stil einsetzbar. Auch rund um die langfristige Einlagerung von Kohlendioxid sind Fragen zur Machbarkeit und möglichen Risiken oen. Weitere wichtige Punkte sind ein Ausbau der Katastrophenvorsorge und eine Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel. Zu den Dauerbrennern auf den Weltklimakonferenzen gehören schließlich Debatten ums Geld. Konkreter: Wer entschädigt wie und mit welchen Summen jene - meist ärmeren - Staaten, die schon jetzt unter den Folgen des Klimawandels leiden? Ein wichtiges Schlagwort dazu lautet „Loss and Damage“, zu deutsch „Schäden und Verluste“.
Welche „Promis reisen in die Vereinigten Arabischen Emirate?
In diesem Jahr dürften der britische König Charles III. und Papst Franziskus die größte Aufmerksamkeit bekommen. Beide setzen sich seit Jahren für den Umwelt- und Klimaschutz ein. Der Papst wird vom 1. bis 3. Dezember in Dubai erwartet. Bleibt die Frage, welche Rolle Greta Thunberg spielen wird. Die 20-jährige Klimaaktivistin hat sich zuletzt mit Äußerungen zum Gaza-Krieg und mit ihrer Parteinahme für die Palästinenser ins Abseits gebracht.
Vor 50 Jahren starb Ben Gurion - Gründer des modernen Israel Beginn einer „unmöglichen Freundschaft“
Er gilt als Vater der Nation, als Gründervater Israels. David Ben Gurion forcierte den Traum von der jüdischen Heimstatt zum demokratischen Staat und wurde Israels erste Ministerpräsident. Er starb vor 50 Jahren.
Von Johannes Schidelko (KNA)
Die Gründungszeremonie war schlicht und emotional - und löste einen Krieg aus, ähnlich dem, der den Nahen Osten derzeit erneut erschüttert. Am Nachmittag des 14. Mai 1948 proklamierte David Ben Gurion im Tel Aviver Kunstmuseum den „jüdischen Staat im Land Israel, den Staat Israel“. Vor 350 geladenen Gästen verlas er die Unabhängigkeitserklärung. Rabbi Fishman sprach mit bewegter Stimme den Schehechejanu-Segen. Dann intonierte ein Orchester die Nationalhymne Hatikwa. Die Zeremonie dauerte 32 Minuten.
„2.000 Jahre haben wir auf diese Stunde gewartet“, eröffnete Ben Gurion seine Rede. Mit Mut, Bereitschaft zum Risiko und Gespür für den richtigen Zeitpunkt hatte der 62- Jährige das Machtvakuum zum Ende des britischen Mandats über Palästina genutzt. Wenige Stunden nach der Zeremonie griffen fünf arabische Staaten den neuen Nachbarn an, der mit zusammengekauften tschechischen Waffen den erfolgreichen Widerstand organisierte. Die Waffenstillstandslinien von 1949 umschlossen ein größeres jüdisches Terrain als der UNO-Teilungsplan von 1947. Dabei wollte Ben Gurion, 1886 in Plonsk im zaristischen Polen als David Grün geboren und von Jugend an begeisterter Sozialist und Zionist, den Nachbarstaaten „die Hand zum Frieden und zu guter Nachbarschaft“ reichen. Die in Israel lebenden Araber rief er auf, sich gleichberechtigt am Aufbau des neuen Staates zu beteiligen. Aber sie machten mobil. Schon 1906 war Ben Gurion nach Palästina ausgewandert. 1915 heiratete er die jüdisch-russische Bibliothekarin Paula Munweis, mit der er drei Kinder hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete er die sozialistische Arbeiterpartei Mapai, die führende Kraft der zionistischen Bewegung, die die jüdische Einwanderung nach Palästina und die Gründung jüdischer Siedlungen forcierte. In seine dreizehn Jahre lange, 1953 kurz unterbrochene Amtszeit fiel 1956 der Suez-Krieg. 1960 überraschte Ben Gurion die internationale Öffentlichkeit mit der Entführung des Holocaust-Koordinators Adolf Eichmann aus Argentinien, der in Israel vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt wurde. 1963 trat er vom Amt des Premiers zurück, blieb aber bis 1970 Mitglied der Knesset. Nach dem Sechstagekrieg 1967 sprach er sich dagegen aus, weiteres arabisches Land zu annektieren.
Schon sehr früh trat Ben Gurion in Kontakt mit dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer. Die beiden verband eine zu ihrer Zeit „unmögliche Freundschaft“, die dann zu einer „unmöglichen Freundschaft“ der beiden Länder wurde, wie der frühere Adenauer-Stiftungs-Repräsentant in Jerusalem, Michael Borchard, schrieb. Schon kurz nach Amtsantritt plante Adenauer, das Verhältnis des deutschen Volkes zum Judentum und zum Staat Israel auf eine neue Grundlage zu stellen. Dabei signalisierte er die deutsche Bereitschaft zu einer Wiedergutmachung für das Unrecht des NS-Regimes an den Juden. Dies löste eine rege Geheimdiplomatie aus. Während in der israelischen Öffentlichkeit erhebliche Vorbehalte gegenüber der „Nation der Mörderinnen und Mörder“ und einem „Blutgeld“ bestanden - besonders geschürt von seinem Gegenspieler (und späteren Ministerpräsidenten) Menachim Begin -, war Ben Gurion zu Wiedergutmachungsverhandlungen bereit. Er wollte die Existenz Israels sichern, das infolge der wachsenden Einwanderung und der Waffenkäufe in massiver Geldnot war. Zum historischen Spitzentreffen kam es dann am 14. März im New Yorker Waldorf-Astoria-Hotel. Wegen der wartenden Journalisten stieg Ben Gurion über eine Feuerleiter zwei Etagen zur Adenauer-Suite hinab. Offenbar stimmte - trotz aller Unterschiede - die Chemie beim Zusammentreffen des katholischen Konservativen mit dem sozialistischen Zionisten, so Borchard. 1966, ein Jahr nachdem die Bundesrepublik Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen aufgenommen hatten, besuchte der Pensionär Adenauer den ebenfalls pensionierten Premier in dessen Wüstenkibbuz. Als der Ex-Kanzler ein Jahr später starb, reiste Ben Gurion - als erster israelischer Spitzen-Repräsentant - zu dessen Beerdigung ins Rheinland. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Ben Gurion im Kibbuz Sede Boker im Negev. Er widmete sich der Lektüre; seine private Bibliothek umfasst mehr als 20.000 Bände. Er kannte elf Sprachen, konnte zwar nicht alle sprechen, wohl aber Deutsch. Zudem schrieb er seine Memoiren. Er starb am 1. Dezember 1973 nach kurzer Krankheit.
Kosovo-Bischof: Erneuter Krieg wäre Schande für die ganze Region
Pristina (KNA)

Prizren Kosovo - Blick auf die Stadt
Der kosovarische Bischof Dode Gjergji ruft die Politiker der Region zum Dialog auf. Eine Versöhnung und friedliches Zusammenleben im jüngsten Land Europas seien möglich, betonte der Leiter des Bistums Prizren-Pristina im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Daran müsse man arbeiten.
2008 hatte der Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Während die verschiedenen Ethnien des Landes kein Problem mit der neuen politischen Realität hätten, würden die Spannungen von politischer Seite weiter vorangetrieben, erklärte Gjergji. Die Menschen vor Ort, Serben wie Albaner, seien bereit, zusammenzuleben und eine Zukunft aufzubauen. Nach wie vor betrachtet die Regierung in Belgrad den Kosovo als serbisches Territorium. Die friedliche Beilegung des Streits gilt als eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Beitritt der beiden Staaten zur Europäischen Union (EU).
Laut Gjergji gebe es aber vor allem von serbischer Seite Aufholbedarf; betroffen sei neben der Politik auch die Kirche: „Leider ist es schwer, die orthodoxe Kirche zu überzeugen, den Kosovo als neue Realität zu akzeptieren und an der Versöhnung mitzuwirken.“ Es sei schade, dass man mit den orthodoxen Mitbrüdern noch nicht mit einer gemeinsamen Stimme für Frieden, Versöhnung und ein Zusammenleben sprechen könne, so der katholische Geistliche. Zuletzt war es trotz Vermittlungen der EU erneut zu Spannungen zwischen dem Kosovo und Serbien gekommen. Im September lieferten sich serbische Extremisten in der kosovarischen Stadt Banjska ein stundenlanges Gefecht mit Sicherheitskräften. Ein Polizist und drei Angreifer wurden getötet. „Es war eine schlimme Situation für uns alle - denn wir wollen keinen neuen Krieg“, betont Gjergji. Ein erneuter Militärkonflikt wäre nach seinen Worten „nicht nur eine große Schande für den Nordkosovo oder Serbien, sondern für uns alle, für die ganze Region“.
Faktencheck zum Kosovo:
KNA
Die Republik Kosovo liegt im westlichen Teil der Balkanhalbinsel und hat etwa 1,9 Millionen Einwohner. Die Hauptstadt ist Pristina mit offiziell mindestens 162.000 Bewohnern. Ein bewaffneter Aufstand der kosovo-albanischen Miliz UCK, deren Ziel eine staatliche Unabhängigkeit war, führte in der damals noch zu Jugoslawien gehörende Region zu einer Nato-Intervention mit Luftangriffen auf Serbien.
Von 1999 bis 2008 hatte die UN-Mission für die Übergangsverwaltung im Kosovo (UNMIK) das Sagen. 2008 erklärte sich Kosovo mit Zustimmung des Westens für unabhängig. Heute erkennen 111 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen das Land als eigenständig an. Nicht dazu zählen Serbien, Griechenland, Spanien, Rumänien, Zypern und die Slowakei. Offiziell hat sich auch der Vatikan bislang nicht geäußert.
Die Arbeitslosigkeit des Landes beträgt Schätzungen zufolge rund 40 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit etwa 55 Prozent. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt bei 28,7 Jahren. Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen zählen die Land- und Bauwirtschaft sowie der Bergbau. Große Bedeutung haben auch der Tourismus und der Geldtransfer der in Mitteleuropa lebenden Diaspora. Die Mehrheit des Landes ist muslimisch geprägt, wobei die meisten Menschen sunnitischen Glaubensrichtungen angehören. Rund drei Prozent sind katholisch und etwa vier Prozent serbisch-orthodox.
Die Bevölkerung setzt sich aus rund 91 Prozent Albanern und 4 Prozent Serben zusammen. Sie leben überwiegend im Norden des Landes, wo es immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden Gruppen kommt. Hinzu kommen Minderheiten wie Roma, Aschkali, Balkan-Ägypter, Bosniaken, Türken und Goranen.
Amts- und Muttersprache (der meisten Bürger) ist Albanisch; in einzelnen Teilen wie Prizren und Mamusha wird auch Türkisch gesprochen. Durch hohe Arbeitsmigration ist Deutsch ähnlich weit verbreitet wie Englisch.
Seit der Parlamentswahl im Februar 2021 wird die Republik von Ministerpräsident Albin Kurti und seiner Partei Vetevendosje (Selbstbestimmung) zusammen mit der konservativen Demokratischen Liga des Kosovo (LDK) regiert. Der frühere politische Häftling gilt als ein politischer Hoffnungsträger und verspricht, sich während seiner Amtszeit gegen die landesweit grassierende Korruption einzusetzen.
Im Dezember 2022 hat Kosovo seinen EU-Beitrittsantrag eingereicht. Der Prozess könnte sich über Jahrzehnte ziehen; die Erteilung des Kandidatenstatus ist noch nicht erfolgt. Beschlossen ist hingegen Visa-Freiheit für Kosovaren. Eine Einreise in die EU soll voraussichtlich ab Ende 2024 zweimal pro Jahr für bis zu 90 Tage möglich werden.
Der 9. November als deutscher Tag - Tiefpunkte und Sternstunden
Novemberrevolution, Hitlerputsch, Novemberpogrome und Mauerfall: Der 9. November ist ein Gedenktag mit vielen verschiedenen Seiten.
Von Christoph Arens (KNA)
Er ist der wohl deutscheste aller Tage des Jahres. Wenn die Bundesbürger am 9. November auf ihre Geschichte zurückblicken, schauen sie auf absolute Tiefpunkte, aber auch auf Sternstunden. Novemberrevolution, Hitlerputsch, Novemberpogrome und Mauerfall: Der 9. November ist, wie es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im vergangenen Jahr formulierte, „ein Tag der Widersprüche, ein heller und ein dunkler Tag, ein Tag, der uns das abverlangt, was für immer zum Blick auf die deutsche Vergangenheit gehören wird: die Ambivalenz der Erinnerung“.
Steinmeier hatte 2022 dazu aufgerufen, dieses Datum als Tag des Nachdenkens über Deutschland intensiver zu begehen. Er hatte dafür plädiert, beides anzunehmen: Scham und Trauer über die Opfer sowie Respekt und Wertschätzung für die Wegbereiter der Demokratie.
Vertreter des Judentums tun sich schwer damit: Sie sorgen sich, dass damit die Erinnerung an die „Reichskristallnacht“ von 1938 und das Pogrom der Nazis gegen Juden und ihre Gotteshäuser in den Hintergrund treten könnte. Andererseits wird auch von Vertretern des Judentums eine Gedenkkultur kritisiert, die immer mehr zum Ritual wird.
Fest steht: Der 9. November ist ein Tag, an dem sich deutsche Geschichte verdichtet. Da ist der Fall der Mauer 1989. Endlich mal eine geglückte und friedliche Revolution - der glücklichste 9. November in der Geschichte der Deutschen. Weil die DDR-Bürger an diesem Tag letztlich den Weg zur Wiedervereinigung frei machten, war dieser Gedenktag zeitweilig sogar als Nationalfeiertag des vereinigten Deutschlands in der Diskussion. Doch ein uneingeschränkter Festtag hätte daraus nie werden können. Denn der 9. November markiert auch eine der dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte, den Absturz eines kulturell vermeintlich hoch stehenden Landes in die Barbarei: Am Abend des 9. November 1938 vollzog sich in Deutschland der bis dahin größte Judenpogrom der Neuzeit in Mitteleuropa. Mehr als 1.300 Menschen starben; mehr als 1.400 Synagogen und Beträume im gesamten Deutschen Reich wurden verwüstet und etwa 7.500 Geschäfte geplündert. Über 30.000 männliche Juden wurden in Konzentrationslager gebracht. Ein Zivilisationsbruch: Von den Novemberpogromen führte der Weg nach Auschwitz, Treblinka und Buchenwald. Zum 9. November gehört aber auch ein anderer heller Moment der deutschen Geschichte: die Novemberrevolution und das Ende der Monarchie am 9. November 1918. Dieser Tag, an dem der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann vom Berliner Reichstagsgebäude aus die Republik ausrief, gilt als die Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland.
Doch mit diesen Meilensteinen der Geschichte ist der 9. November noch immer nicht ausreichend als Gedenktag beschrieben. Am 9. November 1923 brach der sogenannte Hitlerputsch gegen die demokratische Reichsregierung in München kläglich zusammen.
Ebenfalls am Vorabend des 9. November, diesmal 1939, scheiterte auch der geplante Bombenanschlag des Handwerkers Georg Elser auf Hitler. Er hätte womöglich den Zweiten Weltkrieg noch verhindern können.
Weithin verschwunden aus der Gedenkkultur ist der 9. November 1848. Die standrechtliche Hinrichtung des republikanischen Parlamentsabgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, Robert Blum, nach dem Oktoberaufstand in Wien bedeutete eine offene Kampfansage der Vertreter der Monarchie gegen das aus der bürgerlichen Märzrevolution hervorgegangene erste demokratisch gewählte gesamtdeutsche Parlament. Die Hinrichtung Blums markierte einen entscheidenden Wendepunkt: den Anfang vom Ende dieser Revolution.
Papst fordert von Europa Umdenken in Sachen Migration
KNA
Papst Franziskus hat seine Forderungen nach einer neuen Migrationspolitik in Europa bekräftigt. Bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz betonte er am Mittwoch, das Mittelmeer verbinde Menschen, Kulturen und Religionen. Es dürfe weder zu einem Grab noch zu einem Ort der Konflikte werden. Rückblickend auf seine Reise nach Marseille am vergangenen Wochenende rief er zu mehr Humanität und Achtung der Menschenwürde auf. Dazu gehöre auch, dass Menschen selbst über Auswandern oder Bleiben entscheiden könnten. Dazu bedürfe es konkreter lang-, mittel- und kurzfristiger Aktionen. Ein angemessenes Willkommen derjenigen, die nach Europa kommen, sei möglich, wenn die eigene Jugend in Europa eine Perspektive habe. Nur so könne man sich für Begegnungen und Austausch mit anderen Menschen öffnen. Die Mittelmeer-Region müsse wieder zu dem werden, wozu sie schon immer berufen gewesen sei: ein Mosaik der Zivilisation und der Hoffnung, so Franziskus. Am Samstagabend war der Papst von einer zweitägigen Reise in die französische Hafenstadt Marseille zurückgekehrt. Dort hatte er an einer Konferenz teilgenommen, bei der junge Menschen, Kommunalpolitiker und Religionsführer aus den Anrainerstaaten des Mittelmeers über aktuelle Herausforderungen berieten.