Genau hingeschaut:
Spannendes vom Konzil von Nizäa – Forscher auf der Suche nach dem historischen Ort der Versammlung
Forscher suchen nach Hinweisen auf erste ökumenische Versammlung - Der See, die Kirche und das Konzil
Vor 1.700 Jahren trafen sich mehr als 300 Bischöfe im antiken Nizäa, dem heutigen türkischen Iznik, zum ersten Ökumenischen Konzil. Der Ort ist bis heute unklar. Kann eine byzantinische Kirchenruine Aufschluss geben?
Von Andrea Krogmann (KNA) 27.03.2025
Stadtmauern, Moscheen und die Überreste von fast einem Dutzend Kirchen: Izniks reiche Geschichte durch hellenistische, römische, byzantinische, seldschukische und osmanische Zeit begleitet den Besucher auf Schritt und Tritt. In der christlichen Welt hat die Stadt rund 140 Kilometer südöstlich von Istanbul unter ihrem antiken Namen Nizäa Geschichte gemacht- als Gastgeber von gleich zwei der sieben ökumenischen Konzilien.
Während die Hagia-Sophia-Kirche im historischen Stadtzentrum und heutige Orhan-Moschee als Ort des zweiten nizänischen Konzils von 787 bekannt ist, bleibt es bis heute ein Mysterium, wo genau in der Stadt 325 die Väter des ersten Ökumenischen Konzils ihre fundamentalen theologischen Weichen stellten.
Forschungen türkischer Archäologen der Universität Bursa versprechen Einsichten. Die Überraschung kam aus der Luft: 2014 erhielt der Leiter der Archäologischen Abteilung der Uludag-Universität in Bursa, Mustafa Sahin, Luftaufnahmen des Ascanius-Sees. So hieß das Gewässer, als Iznik noch Nizäa war. Auf ihnen erkennbar, etwa zwei Meter unter Wasser und rund 30 Meter vom Ufer entfernt: die Umrisse einer dreischiffigen Basilika. Die geostete Apsis legte schnell nahe, dass es sich um ein christliches Gotteshaus handelt und brachte der Ruine die Namen Unterwasserbasilika und versunkene Kirche. In den elf Jahren seit ihrem Fund ist der Seespiegel gefallen. Trockenen Fußes führt Mustafa Sahin zu den historischen Mauerresten, die aus dem Wasser ragen. Der Archäologe nimmt der Hoffnung den Wind aus den Segeln: Die Kirche, deren Ruinen er seit 2015 erforscht, müsse aus der Zeit nach 390 stammen, wie Münzen belegten, die in Gräbern unter der Bema-Wand gefunden wurden. Konzilskirche könne die Basilika demnach schon mal nicht gewesen sein.
Das Aber in Sahins Stimme wiegt schwer. Zu gut passt die Lage des Funds zu Hinweisen zum Sitzungsort der Konzilsväter, die sich in historischen Quellen finden. Der Archäologe führt Konzilsteilnehmer Eusebius von Caesarea, den britischen Pilger und späteren Bischof von Eichstätt Willibald, ein Fresko der Sixtinischen Kapelle und Reisenotizen eines weiteren angelsächsischen Geistlichen ins Feld. Zusammengefasst: Die Konzilsväter tagten in einem Palast des Kaisers Konstantin außerhalb der Stadtmauern mit Panorama auf den See. Wo genau dieser Palast gestanden hat, auch das ist bis heute nicht geklärt.