Bischöfe in der EU: Kirche muss bei Aufrüstungsdebatte mitreden
Die Wiederbewaffnung Europas als Antwort auf die russische Bedrohung und die Abwendung der USA beschäftigt auch die katholische Kirche. Die EU-Bischöfe sprechen bei ihrer Vollversammlung darüber.
KNA 27.03.2024
Mit einer differenzierten Stellungnahme zur Aufrüstung Europas hat die Vollversammlung der Kommission der katholischen Bischofskonferenzen in der EU (Comece) begonnen. Der Vorsitzende, Bischof Mariano Crociata, sagte am Mittwoch zum Auftakt der dreitätigen Versammlung in Nemi bei Rom, die schwerwiegendsten Veränderungen seien derzeit der Überfall Russlands auf die Ukraine und die Rückkehr des puren Nationalismus . Dies verändere auch die EU. Die Kirche sei aufgerufen, die Union in dieser schwierigen Phase mit ihrer Lehre zu begleiten, betonte Crociata, der Bischof von Latina bei Rom ist.
Zum Ukraine-Krieg erklärte Crociata, es sei schlimm, wenn versucht werde, die Wirklichkeit zu verdrehen und die Ukraine vom Opfer zum Aggressor zu machen. Zugleich werde versucht, sie zur Tauschware in einer Verhandlung über ihren Kopf hinweg zu degradieren.
Zur Zukunft der EU erklärte Crociata, mit dem Ende der Friedensphase in Europa stelle sich die Frage, wie die EU sich als Friedensprojekt treu bleiben könne. Die Kirche müsse in der Debatte über eine Aufrüstung Europas mitreden. Ihre Lehre gehe nicht in Richtung eines bedingungslosen Pazifismus, der letztlich dazu führe, dass die Verlierer sich unterwerfen müssten. Vielmehr lehre sie, dass eine Verteidigung zur Abschreckung in Verbindung mit einem Bemühen um Dialog anzustreben sei.
Von ihrem Wesen her muss die EU Brücken bauen und den Dialog suchen (...) Aber wenn das Vertrauen verraten wird und alle nichtmilitärischen Bemühungen um eine Friedensordnung scheitern, muss man die Notwendigkeit einer gemeinsamen Verteidigung zum Zweck der Abschreckung anerkennen. Dennoch, so Crociata, müsse ein allgemeiner Aufrüstungs-Wettlauf vermieden werden.
Ferner dürften die Ausgaben für den Schutz der Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit, Entwicklungshilfe und Umweltschutz nicht gekürzt werden. Der Gegensatz zwischen der Bürokratie in Brüssel und der Bevölkerung schwäche die EU, so Crociata weiter. Sie müsse sich deshalb mehr um die Schwächsten in der Bevölkerung sowie um die Mittelschicht kümmern.
Weiter sagte Crociata, kein vernünftiger Mensch denke, dass einzelne Ländern überleben würden, wenn es wieder ein Europa völlig getrennter Staaten gäbe. Als Einzelstaaten würden sie faktisch zu Kolonien der Großmächte. Deshalb gelte es, die aktuellen Problem anzugehen und zu überwinden. An der Comece-Vollversammlung können laut Statut 25 Bischöfe mit Stimmrecht und sechs mit Beobachterstatus teilnehmen, fünf Bischöfe fehlen in diesem Jahr. Erstmals sind zwei Bischöfe aus der Ukraine als Beobachter dabei.
Link zu weiteren Informationen zu Comece: https://www.comece.eu/comece/eu-bishops/
Deutschland wird durch Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck vertreten.
Was ist die COMECE?
Die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE) setzt sich aus den katholischen Bischofskonferenzen aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union zusammen.
Die COMECE wurde 1980 mit Zustimmung des Heiligen Stuhls gegründet, um die EU-Bischofskonferenzen gegenüber den EU-Institutionen zu vertreten. Sie führt einen Dialog mit den EU-Institutionen und leistet Beiträge zur Förderung des Gemeinwohls und eines menschenzentrierten Ansatzes in der EU-Politik. Klicken Sie hier für weitere Informationen zur Geschichte und Mission der COMECE.
Die COMECE arbeitet regelmäßig mit der Apostolischen Nuntiatur bei der Europäischen Union und mit dem Staatssekretariat des Vatikans zusammen.
Das Sekretariat der COMECE hat seinen Sitz in Brüssel. Dort beobachtet, analysiert und entwickelt ein Beraterteam Positionen, die die katholische Perspektive zur EU-Politik darstellen. Die wichtigsten Dossiers der EU-Kompetenz, an denen die COMECE arbeitet, sind folgende:
- Justiz und Grundrechte
- Soziale und wirtschaftliche Angelegenheiten
- Außenbeziehungen der EU
- Internationale Religionsfreiheit
- Migration und Asyl
- Ökologie, Energie und Landwirtschaft
- Ethik, Forschung und Gesundheit
- Kultur und Bildung
- Jugendpolitik
Zur Struktur der COMECE gehören die Versammlung, der Ständige Ausschuss, das Sekretariat, sechs Kommissionen ( Rechtsangelegenheiten , Soziales , Auswärtige Angelegenheiten, Migration und Asyl , Ethik , Kultur und Bildung ) und die Pressestelle.
Der derzeitige Präsident ist S.E. Mgr. Mariano Crociata, Bischof von Latina.
Der derzeitige Generalsekretär ist P. Manuel Enrique Barrios Prieto.