Vor 30 Jahren wurde Ministerpräsident Jitzchak Rabin ermordet
Schuss ins Herz der Demokratie Seine Annäherung an die Palästinenser bezahlte Jitzchak Rabin mit dem Leben. Ein Nationalreligiöser sah darin Verrat. Von der damaligen Friedensvision ist Israel weiter entfernt als je zuvor.
Von Andrea Krogmann und Burkhard Jürgens (KNA) Jerusalem (KNA)
Am 4. November 1995 fielen am Rande einer Friedensdemonstration in Tel Aviv Schüsse. Zwei Kugeln trafen den damaligen Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträger Jitzchak Rabin. „Der Weg des Friedens ist dem Weg des Krieges vorzuziehen“, hatte Rabin noch wenige Minuten zuvor von der Bühne aus gesagt.
Für den nationalreligiösen Studenten Jigal Amir waren Rabins Worte und Taten Verrat. Der Mord tötete nicht nur den Mann, der als erster gewählter Vertreter Israels Palästinenserführer Jassir Arafat die Hand geschüttelt hatte; er traf auch das Herz der Demokratie.
Jitzchak Rabin, geboren 1922 in Jerusalem, wuchs mit links-zionistischen Ideen auf. 1941 trat er der neugegründeten paramilitärischen Eliteeinheit Palmach bei. Sie ging bei der Gründung des Staates 1948 in die israelischen Streitkräfte über, deren siebter Stabschef Rabin im Dezember 1963 werden sollte. In seine Zeit fiel der Sechs-Tage-Krieg 1967, der zur Annexion Jerusalems und des Westjordanlandes führte.
Seine Karriere führte Rabin über die Posten des Botschafters in Washington und des Arbeitsministers im Juni 1974 ins höchste Regierungsamt- als erster Ministerpräsident Israels, der im Land geboren war.
In seiner Amtszeit unterzeichnete er ein Interimsabkommen mit Ägypten, auf dessen Grundlage sein Nachfolger, Menachem Begin, 1979 den Friedensvertrag mit dem Nachbarstaat besiegelte. Zwischenzeitlich aus Regierung und Parteivorsitz ausgeschieden, wurde Rabin 1984 Verteidigungsminister, 1992 noch einmal Ministerpräsident.
In seiner zweiten Amtszeit arbeitete er energisch am Nahostfrieden, was sich unter anderem im jordanisch-israelischen Friedensabkommen von 1994 niederschlug.
Die ersten direkten Gespräche zwischen Israelis und Palästinenserführung führten zu den Oslo-Abkommen. Der Plan sah vor, nach einer Übergangszeit palästinensischer Selbstverwaltung im Westjordanland und im Gazastreifen einen dauerhaften Status auszuhandeln.
Das Engagement brachte Rabin 1994 den Friedensnobelpreis ein- zusammen mit seinem Außenminister Schimon Peres und Palästinenserführer Jassir Arafat. Keine 14 Monate später war er tot.
Ich war 27 Jahre lang Soldat. Ich habe gekämpft, solange es keine Chance auf Frieden gab. Ich glaube, dass es jetzt eine Chance für Frieden gibt, eine große Chance, beschrieb Rabin selbst seine Rolle in seiner letzten großen Rede.
