Erinnern an Auschwitz-Befreiung- Kanzler: Kein Schlussstrich

Die Jüdische Gemeinde in Frankfurt, eine der größten in Deutschland, erinnert an die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945, also vor 80 Jahren. Mit hochrangigen Gästen- und unter dem Eindruck der Freilassung von Geiseln aus Hamas-Gewalt.
Von Leticia Witte (KNA)


Mit Mahnungen und dem Blick auf die Gegenwart hat die Jüdische Gemeinde in Frankfurt am Main an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 80 Jahren erinnert. Unter den Rednern waren am Sonntag auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.

Scholz sagte, die Richtschnur heute müsse sein, Unrecht nicht zu dulden, nie mehr wegzuschauen und Nein zu sagen. Gerade heute, wo Antisemitismus, Rechtsextremismus, völkisches Gedankengut, wo teils unverhohlene Menschenfeindlichkeit vielerorts eine erschreckende und alarmierende Normalisierung erfährt, so der Kanzler. Sicherheitsbehörden schützten jüdische Gemeinden, Antisemitismus, Terrorpropaganda und Menschenfeindlichkeit würden bekämpft. Im neuen Staatsangehörigkeitsrecht sei geregelt, dass Antisemitismus einer Einbürgerung entgegenstehe. Scholz sagte, dass sich jede und jeder, unabhängig von Herkunft, Familiengeschichte oder Religion, den unzweifelhaften Fakten stellen müsse.

Es müsse der Anspruch aller sein, dass das jüdische Deutschland genauso selbstverständlich und alltäglich sei wie das Deutschland jedes anderen Glaubens und auch Nichtglaubens. Leider sind wir davon noch entfernt. Das ist und bleibt empörend. Versäumnisse müssten aufgearbeitet werden.

Zentralratspräsident Schuster lenkte den Blick ebenfalls auf die Politik: Die Politik muss eine klare Sprache gegen eine subtile Verwässerung der Erinnerung an die Schoah von extrem links und extrem rechts finden. Schuster mahnte, dass sich der Blick auf Auschwitz in seinem Kern nicht verändern dürfe. Er kann es nicht, wenn dieses Land seiner Gründungsidee und seiner Verantwortung vor der Geschichte gerecht werden will. Diese Gewissheit sei essenziell für jüdisches Leben in Deutschland. Es braucht eine wehrhafte Haltung gegen die Propaganda des 'Schuldkults', deren parlamentarischer Arm mit der AfD bereits in Landtagen und im Bundestag sitzt.

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Ar mee überlebende Häftlinge in Auschwitz im besetzten Polen. Es war das größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten. In das Lager wurden zwischen 1940 und 1945 weit über eine Million Menschen aus ganz Europa deportiert. Der überwiegende Teil waren Juden. Die Zahl der im KZ Auschwitz und im dazugehörigen Vernichtungslager Birkenau Ermordeten wird auf etwa 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen geschätzt.

 

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