Vatikan will „Big Bang“-Entdecker Lemaitre bekannter machen

Einer hat den Knall gehört - und ausgerechnet ein Priester. Kopernikus und der „Fall Galilei“ werden bis heute in der Schule gelehrt. Sie trieben einen Keil des Misstrauens zwischen Kirche und Wissenschaft. Doch es war auch ein katholischer Priester, der zuerst den Knall hörte.

Von Alexander Brüggemann (KNA)


Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde aber war wüst und leer (...), und Gottes Geist schwebte über den Wassern. So wird der Anfang der Welt in der Genesis beschrieben, dem ersten Buch der Bibel.

Dass dieser Schöpfungsbericht kein wissenschaftliches Traktat, sondern vielmehr ein mehr als 2.500 Jahre altes Glaubenszeugnis ist, hat sich außerhalb der kreationistischen Lehre herumgesprochen. Wissenschaftsfeindlichkeit wird der Kirche bis heute unterstellt. Aber es war ausgerechnet ein katholischer Priester, der die Gegentheorie vom Urknall entwickelte: der Belgier Georges Lemaitre (1894-1966).


Die wichtigste Erkenntnis dieses Astrophysikers und Theologen ist so simpel wie einleuchtend: Das Weltall hat seinen Ursprung in der Zeit. Wenn Galaxien permanent auseinanderdriften, dann müssen sie früher näher beieinandergelegen haben. Und das legt nahe, dass noch viel früher das gesamte Universum in einem einzigen Punkt konzentriert gewesen sein muss: dem Ur-Atom, das im Moment der Entstehung des Universums explodierte.

Lemaitre ging davon aus, dass die kurz zuvor entdeckte Rotverschiebung von Sternennebeln nicht als Folge einer Bewegung von Galaxien im All, sondern der Ausdehnung des Weltalls selbst zu deuten sei.

Seine Ideen publizierte der junge Professor 1927 in einer wenig bekannten belgischen Fachzeitschrift - zwei Jahre früher als der US-Forscher Edwin Hubble (1889-1953), dem heute allgemein die Erkenntnis von der Ausdehnung des Weltalls zugeschrieben wird. Erst 1931 übersetzte Lemaitre seinen Aufsatz auch ins Englische. Er ließ dabei jedoch die eigentlich entscheidenden Passagen über die Expansion des Universums weg, weil Hubble diese Gedanken nach seiner Auffassung bereits 1929 präziser dargelegt hatte - was später als „Hubble-Konstante“ berühmt wurde.

Ein eigenes Urheberrecht hat der Priester-Physiker nie eingefordert. Dennoch: 2018 beschloss die Internationale Astronomische Union, das „Hubble-Gesetz“ in „Hubble-Lemaitre-Gesetz“ umzubenennen. Ein Asteroid des Hauptgürtels zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter ist heute nach ihm benannt, dazu ein Mondkrater und ein Transportgefährt zur Versorgung der Internationalen Raumstation ISS. Er hätte wohl mehr verdient gehabt.

 

News der Katholischen Nachrichten-Agentur

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