news 
Neues aus Kirche und Welt:
Papstschreiben „Pacem in terris“ vor 60 Jahren veröffentlicht

Die Päpste stellen die Erhaltung des Friedens in den Mittelpunkt ihrer diplomatischen Aktivität. Ein Vorteil für sie ist eine diplomatische Doktrin, die nun 60 Jahre alt wird. Von Simon Kajan KNA

2023 Rom Nuntius klein
Bildquelle: iStock

Der Vorwurf politischer Blauäugigkeit an die Adresse päpstlicher Friedenspolitik wird nicht erst gegen Papst Franziskus erhoben angesichts seiner Zurückhaltung zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Als Johannes XXIII. (1959-1963) am 11. April 1963 sein Lehrschreiben „Pacem in terris“ (Frieden auf Erden) zur Friedenspolitik veröffentlichte, musste ihn gar der Osservatore Romano als offiziöses Blatt des Vatikans in Schutz nehmen. Wenige Monate nach dem atomaren Abgrund der Kuba-Krise, als der Ost-West-Konflikt fast eskaliert wäre, sprach sich der Papst gegen den Rüstungswettlauf und die Ächtung von Atomwaffen aus - und er machte seinen Frieden mit der UN und ihrer Erklärung der Menschenrechte.

Die pazifistische Linie im Bereich der Doktrin war bereits vorbereitet. Der ansonsten als konservativer Gralshüter der Römischen Schule der katholischen Theologie Kardinal Alfredo Ottaviani warb seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs für eine generelle Ächtung des Kriegs durch die Kirche. Doch bis zur Kuba-Krise galt der Dialog mit der Sowjetunion als undenkbar. Erst der erfahrene Diplomat Johannes XXIII. überwand die antikommunistischen Vorbehalte seiner Vorgänger auf dem Parkett der Weltdiplomatie. Folgerichtig wendet sich seine Enzyklika „Pacem in terris“ erstmals nicht nur an die Katholiken, sondern an alle Menschen guten Willens. Das rund 30-seitige Dokument des schon vom Tod gezeichneten Papstes gilt damit auch als sein politisches Vermächtnis an die Menschheit. Erstmals skizziert die Enzyklika eine gerechte politische und wirtschaftliche Weltordnung aus katholischer Sicht. Bislang waren die Menschenrechte als Ausgeburt der Revolution und des Freimaurertums abgelehnt oder zuletzt zumindest mit großen Vorbehalten betrachtet worden. Die traditionelle katholische Lehre vom „gerechten Krieg“ erschien Johannes XXIII. überholt oder zumindest nur noch eingeschränkt gültig: „Darum widerstrebt es in unserem Zeitalter, das sich rühmt Atomzeitalter zu sein, der Vernunft, den Krieg noch als das geeignete Mittel zur Wiederherstellung verletzter Rechte zu betrachten“, heißt es in der Enzyklika. Kritiker hielten unterdessen dem Papst selbst zu viel guten Willen und zu wenig Realitätssinn vor.

60 Jahre nach ihrer Veröffentlichung hat die Enzyklika nichts an Aktualität eingebüßt. An ihren Prinzipien orientieren sich seitdem die Päpste, mag es der westlichen Öffentlichkeit passen oder nicht. So traf die Verurteilung der Irak-Kriege oder der Interventionen in Syrien auf Widerstand in neokonservativen Kreisen diesseits und jenseits des Atlantiks. Ob diese Zurückhaltung und die diplomatischen Aktivitäten des Vatikan auch im Konflikt um die Ukraine am Ende Früchte tragen werden, kann heute niemand sagen. Doch kann der römische Pontifex als Friedensvermittler eine besondere Rolle spielen - damals bei Johannes XXIII. in der Kuba-Krise und heute bei Franziskus angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine

Link zur deutschen Fassung des Textes „Pacem in terris“
https://www.vatican.va/content/john-xxiii/de/encyclicals/documents/hf_j-xxiii_enc_11041963_pacem.html

 

News der Katholischen Nachrichten-Agentur

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.