news25 Jahre Deutsch-Tschechische Aussöhnungserklärung „Beziehungen nicht mit dem Unrecht der Vergangenheit belasten“

Nach zähen Verhandlungen wurde vor 25 Jahren das wohl wichtigste Dokument für die Aussöhnung zwischen Deutschen und Tschechen unterzeichnet. Dank der Deklaration sind sich beide Nachbarn heute näher denn je - meistens.

Von Hans-Jörg Schmidt KNA

Prag,
Quelle: Pixabay

An jenem trüben Januartag wabert der übliche Wintersmog über dem Moldaukessel. Doch die führenden Politiker Deutschlands und Tschechiens, die Regierungschefs Helmut Kohl und Vaclav Klaus, wollen am 21. Januar 1997, vor 25 Jahren, in Prag für Klarheit sorgen; politische Klarheit.

Das traurige Erbe von gewaltsamer NS-Okkupation Böhmens und Mährens und nachfolgender kollektiver Enteignung und Vertreibung der Deutschen soll in einer gemeinsamen Erklärung abgehakt und der Blick in die Zukunft gerichtet werden. Zwei Jahre haben Unterhändler beider Länder zäh und verbissen um einzelne Worte gerungen. Vor allem darüber, wie sich jede Seite bei der anderen für die Verbrechen der Kriegs- und Nachkriegszeit entschuldigen soll. Beide Seiten müssen auf Widerstände in ihren eigenen Ländern Rücksicht nehmen. Die Wortklaubereien in den Verhandlungen lassen sich letztlich auch im fertigen Dokument nicht ganz vermeiden. Da gibt es für das deutsche Wort „Vertreibung“ in der tschechischen Version einen eher verharmlosenden Begriff. Lange bleibt offen, ob sich Prag für die Vertreibung an sich entschuldigen will oder nur für die „Exzesse“, zu denen es dabei kam. In Deutschland fühlen sich die vertriebenen Sudetendeutschen übergangen, in Tschechien lehnen nicht nur linke und rechte Extremisten im Parlament jede Entschuldigung für eigenes Unrecht ab, sondern auch zahlreiche Sozialdemokraten und Abgeordnete aus der regierenden liberal-konservativen Bürgerpartei ODS. Dennoch: Das in den Verhandlungen Erreichte war das Erreichbare. In beiden Parlamenten folgt ein Monate dauernder harter Kampf vor der Ratifizierung der Deklaration. Heute, 25 Jahre später, erweist sich das Dokument dennoch als das wichtigste zwischen beiden Nachbarn seit 1989. Deutschland hat in der Folge tschechische NS-Opfer entschädigt. Im Diskussionsforum debattieren auch Sudetendeutsche mit Tschechen über die Zukunft beider Länder in Europa. Der mit der Deklaration gegründete gemeinsame Zukunftsfonds unterstützt, finanziell längst aufgestockt, Projekte zur Aufarbeitung der Geschichte und für die Zukunft. Die Sudetendeutschen haben alten Forderungen nach „Recht auf Heimat“ oder Entschädigung abgeschworen. Freilich warten sie bis heute vergeblich auf die Aufhebung der sogenannten Benes-Dekrete von 1945/46 zur Ausweisung der Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei. Allerdings: Die Zahl der Tschechen, die die Vertreibung der Deutschen aus ihrer seit 800 Jahren angestammten Heimat immer noch befürwortet, schwindet beachtlich. Deutsche und Tschechen werden mehr und mehr „normale Nachbarn“.

News der Katholischen Nachrichten-Agentur

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