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Vor 80 Jahren ermordeten die Nazis Edith Stein in Auschwitz - Jüdin, Christin, Philosophin, Heilige

Sie engagierte sich in der Philosophie unter anderem bei Edmund Husserl und wirkte als Ordensschwester. Das reiche Leben der heiligen Edith Stein, die als Jüdin geboren worden war, nahm ein tragisches und zu frühes Ende. Von Leticia Witte (KNA)


Sie ist eine der Patroninnen Europas: Edith Stein. Geboren wurde sie in eine jüdische Familie, entschied sich später für die christliche Taufe, engagierte sich in der Philosophie, wirkte als Ordensfrau und wurde schließlich von den Nazis in Auschwitz ermordet. Das geschah vor 80 Jahren, am 9. August 1942.

Papst Johannes Paul II. sprach Teresia Benedicta vom Kreuz - so ihr Ordensname - 1987 selig, ein Jahr später heilig. Er nannte die aus Breslau (Wroclaw) stammende Stein bei der Seligsprechung in Köln eine herausragende Tochter Israels und zugleich Tochter des Karmels. Sie sei zudem eine Persönlichkeit, die eine dramatische Synthese unseres Jahrhunderts in ihrem reichen Leben vereint. Dieses Leben war in der Tat reich: im Glauben, im Spirituellen, in der Philosophie. Und auch in den Überzeugungen.

Stein wurde am 12. Oktober 1891 als jüngstes von elf Kindern einer jüdischen Familie geboren. Ihr Vater starb früh, und ihre Mutter kümmerte sich seitdem um den Holzhandel der Familie. Zeitweise bezeichnete sich Stein als Atheistin. Nach dem Abitur widmete sie sich an der Universität Breslau der Germanistik, Geschichte und Philosophie. Später ging sie nach Göttingen zu dem Phänomenologen Edmund Husserl, bei dem sie in Freiburg nach Dienst in einem Lazarett im Ersten Weltkrieg 1917 promovierte. Weiter ging es jedoch nicht, denn als Frau hatte sie keine Aussicht auf eine Habilitation. Im Anschluss an ihre Stelle in Freiburg hielt sich Stein an unterschiedlichen Orten auf, schrieb und lehrte.

1921 passierte etwas, das für Stein, wie manch anderes auch, wegweisend war: Sie las die Autobiografe der heiligen Teresa von Avila und befand: „Das ist die Wahrheit.“

Am Neujahrstag 1922 ließ sie sich dann katholisch taufen. Im April 1933 rief Stein Papst Pius XI. zu einer Stellungnahme angesichts der Hetze gegen Juden in Deutschland auf - vergeblich. Immer stärker brach der NS-Judenhass hervor, und im Jahr der Novemberpogrome 1938 musste auch Stein, die Konvertitin, fliehen. Sie kam im Karmel im niederländischen Echt unter, in dem auch ihre konvertierte Schwester Rosa Dienst tat.

Anfang August 1942 wurden sie abgeholt - wohl im Zuge einer Racheaktion für ein Protestschreiben niederländischer katholischer Bischöfe gegen die Umtriebe der Nationalsozialisten.

Am 9. August starben Edith und Rosa Stein im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.

Edith Stein soll zuvor zu ihrer Schwester gesagt haben: „Komm, wir gehen für unser Volk.“